Was mit Kaffee alles möglich ist
Wirtschaft Allan Mutagwaba hat in Tansania selbst Bohnen gepflückt und nicht geglaubt, dass man mit Kaffee viel Geld verdienen kann. Das hat sich geändert. Er will mit seiner Frau ein Café eröffnen und der alten Heimat helfen
Es war ein Zufall, der dazu führte, dass Allan Mutagwaba und seine Frau Katharina jetzt Kaffee verkaufen. „Wir haben Bekannte in Norwegen besucht. Sie schwärmten von dem Bio-Kaffee aus Tansania, den sie gekauft hatten, und boten uns eine Tasse an. Es stellte sich heraus, dass der Kaffee aus meiner Heimatregion kommt“, sagt Allan Mutagwaba. Dass der Verkauf von Kaffeebohnen sich rentieren würde, hatte er bis dahin nicht geglaubt. „Ich habe selber Kaffee gepflückt. Wir haben ein bis zwei Dollar je Kilogramm bekommen. Deswegen dachte ich, es lohnt sich nicht. Ich habe mich dann lieber auf mein Studium konzentriert.“
Er machte zunächst einen Bachelor an der Hochschule Furtwangen und anschließend seinen Master in „International Business and Finance“an der Hochschule Augsburg. Dieser Abschluss verschaffte ihm auf dem Arbeitsmarkt viele Möglichkeiten und ein gutes Einkommen. Derzeit arbeitet er für ein Unternehmen, das in der Automobilindustrie tätig ist. Sein Traum aber ist ein anderer. Er will seinem Heimatland und den Menschen dort etwas zurückgeben. Dabei soll der Verkauf des Kaffees helfen. Derzeit läuft das Geschäft noch nebenher, doch in einem Jahr, wenn seine Ehefrau Katharina ihren Master abgeschlossen hat, wollen sie ein Café in Augsburg eröffnen. Sie hat zunächst „Global Business Management“an der Universität Augsburg studiert und macht jetzt ihren Master in „Tourismus Management“in München.
Diese Geschäftsidee lobt auch Mutagwabas ehemaliger Professor Thorsten Feix, der den rein englischsprachigen Studiengang an der Hochschule Augsburg leitet. „Wir wollen, dass unsere Studenten soziales Engagement und Unternehmergeist beweisen. Das sind für uns wichtige Kriterien beim Zulassungstest.“Bei Mutagwaba habe er von Beginn an gemerkt, dass dieser „ein Macher“sei, der Dinge anpackt. Dabei helfe ihm auch der Abschluss an der Hochschule. Die Kenntnisse darüber, wie internationale Geschäfte ablaufen, seien auch bei kleineren Vorhaben wie dem Verkauf von Kaffee dieselben wie in großen Konzernen. Nur das Volumen der Verträge sei ein anderes. Was Mutagwaba, aber auch Studenten aus Ländern wie Russland und der Ukraine außerdem zugutekomme, ist, dass sie in ihrer Heimat im Alltag mehr improvisieren müssten, weil die Infrastruktur teils deutlich schlechter ist. Studenten aus den westlichen Industrienationen müssten hingegen oft erst ihre „Komfortzone“verlassen und seien deswegen seltener bereit, ein unternehmerisches Risiko einzugehen.
Feix hat bei seinen Studenten in den vergangenen Jahren zudem festgestellt, dass die Themen soziale Gerechtigkeit und die Balance zwischen Arbeit und Privatleben stark an Bedeutung gewonnen haben. „Zu meiner Studienzeit vor 15 Jahren wollten fast alle im Anschluss zu einer Investmentbank. Jetzt sind es beispielsweise in unserem Studiengang noch etwa 30 Prozent.“Bis sich das soziale Denken in den Führungsetagen der Konzerne in größerem Maße etabliert habe, werde es aber wohl noch ein oder zwei Manager-Generationen brauchen, vermutet er.
Das Soziale ist auch den Mutagwabas wichtig. Sie wollen das Einkommen der Bauern erhöhen und von jedem verkauften Kilogramm Kaffee einen Euro für Projekte zur Seite legen. „Damit können wir dann beispielsweise Solaranlagen finanzieren, damit die Bauern Strom in ihren Häusern haben“, sagt er. Insgesamt arbeiten sie aktuell mit 28 Familien zusammen. Wenn die anderen Bauern sehen, dass das Modell funktioniere und sie mit Bio-Kaffee mehr Gewinn machen, würden diese auch umsteigen und das Ehepaar könnte größere Mengen verkaufen, ist er sicher. Die beiden können sich auch vorstellen, Reisen inklusive Kaffeeverkostung vor Ort anzubieten. Für den Vertrieb greifen sie auf eine Norwegerin zurück, die seit vielen Jahren in Tansania lebt und Kaffee nach Norwegen liefert.
Bislang gibt es nur den OnlineShop. „Wenn sich einer von uns ab 2018 in Vollzeit um das Thema kümmert, wird das Projekt Fahrt aufnehmen. Die Nachfrage ist da“, so Katharina Mutagwaba. Die Zahl der Kunden steige ohne Marketing stetig. Denkbar ist auch, dass sie im Café koffeinhaltigen Tee anbieten. Die Kaffeebohne ist nur der Kern. Aus dem Fruchtfleisch kann Tee hergestellt werden. »Kommentar