Donauwoerther Zeitung

Was mit Kaffee alles möglich ist

Wirtschaft Allan Mutagwaba hat in Tansania selbst Bohnen gepflückt und nicht geglaubt, dass man mit Kaffee viel Geld verdienen kann. Das hat sich geändert. Er will mit seiner Frau ein Café eröffnen und der alten Heimat helfen

- VON CHRISTIAN MÜHLHAUSE www.mak coffee.com

Es war ein Zufall, der dazu führte, dass Allan Mutagwaba und seine Frau Katharina jetzt Kaffee verkaufen. „Wir haben Bekannte in Norwegen besucht. Sie schwärmten von dem Bio-Kaffee aus Tansania, den sie gekauft hatten, und boten uns eine Tasse an. Es stellte sich heraus, dass der Kaffee aus meiner Heimatregi­on kommt“, sagt Allan Mutagwaba. Dass der Verkauf von Kaffeebohn­en sich rentieren würde, hatte er bis dahin nicht geglaubt. „Ich habe selber Kaffee gepflückt. Wir haben ein bis zwei Dollar je Kilogramm bekommen. Deswegen dachte ich, es lohnt sich nicht. Ich habe mich dann lieber auf mein Studium konzentrie­rt.“

Er machte zunächst einen Bachelor an der Hochschule Furtwangen und anschließe­nd seinen Master in „Internatio­nal Business and Finance“an der Hochschule Augsburg. Dieser Abschluss verschafft­e ihm auf dem Arbeitsmar­kt viele Möglichkei­ten und ein gutes Einkommen. Derzeit arbeitet er für ein Unternehme­n, das in der Automobili­ndustrie tätig ist. Sein Traum aber ist ein anderer. Er will seinem Heimatland und den Menschen dort etwas zurückgebe­n. Dabei soll der Verkauf des Kaffees helfen. Derzeit läuft das Geschäft noch nebenher, doch in einem Jahr, wenn seine Ehefrau Katharina ihren Master abgeschlos­sen hat, wollen sie ein Café in Augsburg eröffnen. Sie hat zunächst „Global Business Management“an der Universitä­t Augsburg studiert und macht jetzt ihren Master in „Tourismus Management“in München.

Diese Geschäftsi­dee lobt auch Mutagwabas ehemaliger Professor Thorsten Feix, der den rein englischsp­rachigen Studiengan­g an der Hochschule Augsburg leitet. „Wir wollen, dass unsere Studenten soziales Engagement und Unternehme­rgeist beweisen. Das sind für uns wichtige Kriterien beim Zulassungs­test.“Bei Mutagwaba habe er von Beginn an gemerkt, dass dieser „ein Macher“sei, der Dinge anpackt. Dabei helfe ihm auch der Abschluss an der Hochschule. Die Kenntnisse darüber, wie internatio­nale Geschäfte ablaufen, seien auch bei kleineren Vorhaben wie dem Verkauf von Kaffee dieselben wie in großen Konzernen. Nur das Volumen der Verträge sei ein anderes. Was Mutagwaba, aber auch Studenten aus Ländern wie Russland und der Ukraine außerdem zugutekomm­e, ist, dass sie in ihrer Heimat im Alltag mehr improvisie­ren müssten, weil die Infrastruk­tur teils deutlich schlechter ist. Studenten aus den westlichen Industrien­ationen müssten hingegen oft erst ihre „Komfortzon­e“verlassen und seien deswegen seltener bereit, ein unternehme­risches Risiko einzugehen.

Feix hat bei seinen Studenten in den vergangene­n Jahren zudem festgestel­lt, dass die Themen soziale Gerechtigk­eit und die Balance zwischen Arbeit und Privatlebe­n stark an Bedeutung gewonnen haben. „Zu meiner Studienzei­t vor 15 Jahren wollten fast alle im Anschluss zu einer Investment­bank. Jetzt sind es beispielsw­eise in unserem Studiengan­g noch etwa 30 Prozent.“Bis sich das soziale Denken in den Führungset­agen der Konzerne in größerem Maße etabliert habe, werde es aber wohl noch ein oder zwei Manager-Generation­en brauchen, vermutet er.

Das Soziale ist auch den Mutagwabas wichtig. Sie wollen das Einkommen der Bauern erhöhen und von jedem verkauften Kilogramm Kaffee einen Euro für Projekte zur Seite legen. „Damit können wir dann beispielsw­eise Solaranlag­en finanziere­n, damit die Bauern Strom in ihren Häusern haben“, sagt er. Insgesamt arbeiten sie aktuell mit 28 Familien zusammen. Wenn die anderen Bauern sehen, dass das Modell funktionie­re und sie mit Bio-Kaffee mehr Gewinn machen, würden diese auch umsteigen und das Ehepaar könnte größere Mengen verkaufen, ist er sicher. Die beiden können sich auch vorstellen, Reisen inklusive Kaffeeverk­ostung vor Ort anzubieten. Für den Vertrieb greifen sie auf eine Norwegerin zurück, die seit vielen Jahren in Tansania lebt und Kaffee nach Norwegen liefert.

Bislang gibt es nur den OnlineShop. „Wenn sich einer von uns ab 2018 in Vollzeit um das Thema kümmert, wird das Projekt Fahrt aufnehmen. Die Nachfrage ist da“, so Katharina Mutagwaba. Die Zahl der Kunden steige ohne Marketing stetig. Denkbar ist auch, dass sie im Café koffeinhal­tigen Tee anbieten. Die Kaffeebohn­e ist nur der Kern. Aus dem Fruchtflei­sch kann Tee hergestell­t werden. »Kommentar

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Foto: Annette Zoepf Allan und Katharina Mutagwaba verkaufen Bio Kaffee aus seiner Heimat Tansania.

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