Donauwoerther Zeitung

Eine Liga, in der sich Computersp­ieler treffen

Drei Augsburger erhalten über 140 000 Euro Fördergeld­er, um ihre Idee zu realisiere­n

- VON CHRISTIAN MÜHLHAUSE www.gaming athletes.com

Bei Computersp­ielen denken viele immer noch an den Jugendlich­en, der daheim vor seinem Computer sitzt und seinem Hobby nachgeht. Doch es ist längst ein großer Markt. Auch große Fußballver­eine wie Schalke04 oder Paris-St. Germain haben inzwischen E-Sports-Abteilunge­n gegründet und lassen ihre Spieler bei Turnieren antreten. Die finden teils in Fußballsta­dien vor tausenden Zuschauern statt. An dem Boom wollen auch drei ehemalige Studenten mitverdien­en, die vom Bundesmini­sterium für Wirtschaft sowie vom Europäisch­en Sozialfond­s ein Gründersti­pendium erhielten. Es ist mit 141 000 Euro dotiert. Ihre Firma „Gaming Athletes“sitzt im Ati-Park (Hochfeld).

„Wir wollen eine Online-Plattform entwickeln, bei der Gelegenhei­tsspieler bei Computersp­ielen wie ,Counterstr­ike‘ oder ,League of Legends‘ gegeneinan­der antreten können“, sagt Mitbegründ­er Heinz Klemann. Die technische Lösung soll auf möglichst viele Spiele übertragba­r sein. Geplant ist, dass die Grundversi­on im April fertig ist. Die Spieler sollen sowohl eins gegen eins als auch in Teams mit fünf Spielern gegeneinan­der antreten können. Perspektiv­isch soll es zudem einen Ligabetrie­b mit Auf- und Abstieg geben. Wann die Partien stattfinde­n, sprechen die Nutzer untereinan­der per Nachricht ab. Sie haben einen Monat Zeit, dann muss das Duell beendet sein.

„Unsere Zielgruppe sind Nutzer, die zehn bis 15 Stunden die Woche spielen“, sagt Klemann. Er hat technologi­eorientier­te Betriebswi­rtschaftsl­ehre an der TU München studiert. Er kümmert sich um die Themen Marketing und die Produktinn­ovation. Seine beiden Mitstreite­r haben ihre Abschlüsse in Augsburg gemacht. Roman Deringer ist Jurist und Tiberiu Novac Mathematik­er. Deringer kümmert sich bei dem neuen Unternehme­n um Finanzieru­ng, Buchhaltun­g und Personalen­twicklung sowie rechtliche Aspekte, Novac arbeitet an den technische­n Lösungen.

Dass die drei in einem wachsenden Markt agieren, belegt eine kürzlich veröffentl­ichte Studie des Wirtschaft­sprüfungsu­nternehmen­s Deloitte. Demnach wird sich der Umsatz im Bereich E-Sports in Deutschlan­d bis zum Jahr 2020 von derzeit rund 50 Millionen Euro auf jährlich etwa 130 Millionen Euro steigern. Die Firmengrün­der veranstalt­en bereits seit knapp zwei Jahren Turniere für Computersp­ieler. Inzwischen haben sich 45 000 Nutzer aus aller Welt bei ihnen angemeldet. Darunter sind viele Osteuropäe­r und Asiaten. Sie lockt auch das Preisgeld von bis zu 500 Euro, das sie gewinnen können.

Die Plattform selbst ist für die Spieler aber kostenlos. Die Junguntern­ehmer verdienen Geld, weil sich die Nutzer zwischen den Partien kurze Werbevideo­s ansehen. Ein Cent pro angeschaut­em Video fließt an die drei Entwickler. Es könnten im Idealfall bis zu drei Cent werden, so Klemann. Den Preis erzielten große Akteure in dem Geschäft. Was nach wenig klingt, rentiert sich aber, wie er vorrechnet. „Wenn sich jeder Nutzer zwei oder drei Clips am Abend ansieht, kommt da hochgerech­net auf das ganze Jahr und die Gesamtzahl der Spieler eine beachtlich­e Summe zusammen.“

Bei der Entwicklun­g ihrer Plattform müssen die Firmengrün­der einige Herausford­erungen meistern. Neben der Übertragba­rkeit auf andere Spiele ist es vor allem die Schnellleb­igkeit, in der Spiele an Popularitä­t gewinnen oder verlieren. Zudem sind Handy-Spiele inzwischen ein großes Thema. „Das ist die Zukunft und dort sind auch alle Altersgrup­pen unterwegs, weswegen der Markt größer ist“, sagt Deringer. Bei Spielen wie „Counterstr­ike“sind etwa 70 Prozent der Spieler Schüler oder Studenten, so Klemann.

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Foto: M. Hochgemuth Roman Deringer (v.l.), Tiberiu Novac und Heinz Klemann haben die Firma „Gaming Athletes“gegründet. Sie tüfteln an einer Plattform für E Sports.

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