Hausärztin will zweites Standbein
Infrastruktur Seit einem Jahr praktiziert Dr. Angela Lilla in Buchdorf. Weil die Situation dort aber schwierig ist, orientiert sie sich nun auch nach Wemding
Buchdorf/Wemding Vor gut einem Jahr hat sich die Hausärztin Dr. Angela Lilla in Buchdorf niedergelassen. Das ist in der nordschwäbischen Region nördlich der Donau keine Selbstverständlichkeit. Dort sind immer weniger Allgemeinmediziner zu finden. Dass Angela Lilla in Buchdorf eine Praxis betreibt, ist für Bürgermeister Georg Vellinger „ein weiterer wichtiger Baustein in unserem Bestreben, die Infrastruktur und die Lebensqualität in unserer Gemeinde ständig zu verbessern“, wie er kürzlich beim Neujahrsempfang der Kommune betonte. Doch für die Hausärztin ist die Situation im Ort schwierig, erklärt sie unserer Zeitung. Deshalb hat sie sich entschlossen, mit ihrer Familie nach Wemding zu ziehen und dort eine Filialpraxis zu eröffnen.
Als die 47-Jährige im Januar 2016 mit ihrem Mann Bernd – er managt die Praxis – und ihren Kindern nach Buchdorf kam, habe sie sich darüber gefreut, dass man sie so gut aufgenommen habe. Der Umgang mit den Patienten sei problemlos und vertraut: „Diejenigen, die kommen, sind uns treu.“Allerdings habe man bis zum Jahresende nicht die erhoffte Zahl von 600 Kassenpatienten erreicht. Es seien nur knapp 500.
Ein Problem sei das von der Gemeinde angemietete Gebäude, in dem sich Praxis und Wohnung befinden. Das zweistöckige Haus sei baulich in einem schlechten Zustand: „Es fängt an allen Ecken und Enden zu schimmeln an.“Die Heizkosten seien exorbitant, so Angela Lilla: „Wir brauchten im vorigen Jahr rund 10000 Liter Heizöl. Das können wir nicht stemmen.“Angesichts der Kälte in den vergangenen Wochen seien die Zimmer kaum noch warm geworden. Bereits im vorigen Jahr kaufte die Familie zwei Grundstücke in Buchdorf, um dort ein Wohnhaus und eine Praxis zu bauen. Allerdings habe sich dieses Projekt aus verschiedenen Gründen nicht verwirklichen lassen. Es handle sich um ein Wohngebiet und es hätte sich Widerstand in der Nachbarschaft geregt. Inzwischen habe man die Parzellen wieder zurückgegeben.
Vellinger sieht die Zukunft der Arztpraxis in dem neuen Dorfzentrum, das gleich neben dem jetzigen Standort errichtet werden soll. Allerdings bringe sie diese Perspektive momentan auch nicht weiter, so Angela und Bernd Lilla. Es sei unklar, wann der Komplex fertig sein wird. Die Höhe der Miete sei ebenfalls nicht absehbar. Ebenso ungelöst sei die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, denn die Wohnung müsste in unmittelbarer Nähe der Praxis sein.
Deshalb habe man nach einem Ort für eine Filialpraxis Ausschau gehalten – und sei auf Wemding gekommen. Dort sind die Verantwortlichen der Stadt bekanntlich ebenfalls bemüht, die hausärztliche Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen. Mehrere Allgemeinmediziner in Wemding sind nahe am Rentenalter. Die Stadt bot den Lillas ein Grundstück am Ludwigsgraben an. Dort stand einst die Turnhalle der Grundschule. Auf der Fläche könnten ein Wohnhaus und eine Praxis gebaut werden. Einen entsprechenden Bauantrag hat der zuständige Ausschuss des Stadtrats in der vorigen Woche einstimmig befürwortet. Auf dem Gelände möchte die Familie Lilla zunächst ein Wohnhaus hochziehen. Die Kommune machte sich auch gleich daran, einen geeigneten Ort für eine vorübergehende Filialpraxis zu finden.
Schon am 1. März wollen Angela und Bernd Lilla in Wemding die Arbeit aufnehmen – und zwar immer nachmittags. Die Praxis in Buchdorf soll weiter vormittags geöffnet sein. „Wir sind froh, dass wir das alles hingekriegt haben“, sagt die Medizinerin.