Müller will Irak helfen
Auslandsreise Entwicklungsminister warnt vor Massenflucht aus Mossul und blickt voraus
Erbil/Debaga Der Schrecken steht Dunja ins Gesicht geschrieben. Vor zwei Tagen hat die Zehnjährige neben ihrem Haus im umkämpften Mossul eine Dose gefunden. Als Dunja sie öffnete, detonierte die Büchse. Splitter drangen durch die Bauchdecke der Irakerin. In höchster Not brachte ihre Cousine sie aus der Stadt. Nun liegt Dunja in einem Krankenhaus fern von der Front im kurdischen Erbil.
Dunja ist nur eine von tausenden Bewohnern von Mossul, die seit Beginn der Kämpfe zwischen der irakischen Armee und der Terrormiliz Islamischer Staat ihr Zuhause verlassen mussten. Sie ist eine von Hunderten, denen das neueste Ausbildungszentrum für Binnenvertriebene im Flüchtlingslager Debaga eine neue Perspektive bieten könnte. Deutschland fördert das Zentrum. Zur Eröffnung kam deshalb der deutsche Entwicklungsminister Gerd Müller. Der fand für die aktuelle Lage im Nordirak deutliche Worte.
Müller warnte angesichts der anhaltenden Kämpfe in der zweitgrößten Stadt Iraks vor einer möglichen Massenflucht. Gerade aus den von den IS-Terroristen gehaltenen Teilen der Stadt könnten noch viele Einwohner fliehen. Der CSU-Politiker hofft, dass die erwartete Befreiung von West-Mossul nicht zur Vertreibung von Hunderttausenden führen werde. Dennoch müsse man vorbereitet sein, sagte er bei seinem Besuch.
Derweil bastelt Deutschland mit der Einrichtung des Ausbildungszentrums an der Zukunft Iraks mit. Mehr als 1000 Frauen und Männer sollen dort einfache handwerkliche Fähigkeiten erwerben. „Unsere Aufgabe ist es, für die Menschen Zuflucht, Zukunft und Perspektive zu schaffen“, sagte Müller. Deutschland werde sein Engagement für Bildung und psychosoziale Hilfe im Irak in diesem Jahr weiter ausbauen, versprach er.
Tags zuvor hatte Müller in der irakisch-kurdischen Hauptstadt Erbil bereits den Grundstein für ein neues Logistikzentrum des Technischen Hilfswerks gelegt. Von dort aus sollen Hilfsgüter an Vertriebene und syrische Flüchtlinge verteilt werden.