Donauwoerther Zeitung

„Einige Überraschu­ngen erlebt“

Interview Landrat Stefan Rößle über die Finanzen des Landkreise­s, anstehende Großprojek­te und die Frage, warum bei drei Baumaßnahm­en die Kosten gestiegen sind

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Herr Rößle, in der nächsten Woche debattiere­n die Kreispolit­iker darüber, für was im nächsten Jahr Geld ausgegeben werden soll. Was steht bei Ihnen auf der Agenda? Rößle: Aktuell reden wir über Einnahmen und Ausgaben in Höhe von rund 142,5 Millionen Euro. Das sind übrigens rund zehn Millionen Euro mehr als im vergangene­n Jahr. Wir bezahlen allein 31,6 Millionen Euro an den Bezirk, 21,3 Millionen Euro hoch sind unsere Personalko­sten. Gerade im Schulbau wird der Landkreis auch 2017 viel investiere­n. Für die Baumaßnahm­en an den Kreisstraß­en sind 6,6 Millionen Euro eingeplant.

Warum muss der Landkreis gerade jetzt so viel Geld in die Schulen stecken? Gibt es in diesem Bereich einen Investitio­nsstau? Rößle: Nein, wir haben auch in den vergangene­n Jahren in die Schulen investiert, für die der Landkreis zuständig ist. Wir haben beispielsw­eise neue Klassenzim­mer oder Mensen geschaffen. Aber viele der 14 Bildungsei­nrichtunge­n sind nun einmal in den 70er-Jahren entstanden. Die müssen jetzt eben saniert werden. Außerdem stellt man heute ganz andere Ansprüche an eine Schule, denken Sie nur an Inklusion oder Brandschut­z. Und man braucht für einen modernen Unterricht nicht nur ein Klassenzim­mer, sondern auch Gruppenräu­me.

Warum sind die Schulen gerade in den 70er-Jahren gebaut worden? Rößle: Damals hatte man das Geld, und es gab die geburtenst­arken Jahrgänge. Jetzt ist es einfach Zeit, dass man etwas daran tut.

Größtes Bauprojekt­e bleibt auch 2017 das Theodor-Heuss-Gymnasium? Rößle: Ja, 7,2 Millionen Euro wollen wir allein dieses Jahr dafür ausgeben. Für die Berufsschu­le sind im Etat 2,8 Millionen Euro eingeplant, dazu kommen noch 730000 Euro für das Albrecht-Ernst-Gymnasium in Oettingen. In den nächsten Jahren wollen wir die Realschule­n in Rain und in Wemding angehen. Um die Projekte planen zu können, sind im aktuellen Entwurf des Haushalts drei Millionen Euro eingestell­t. In Wemding werden wir noch 2017 mit dem Bau beginnen.

Die Schule in Rain hat im vergangene­n Jahr Schlagzeil­en gemacht. Das Projekt wurde deutlich teurer als ursprüngli­ch gedacht. Rößle: Wir sind da jetzt auf einem guten Weg. Der Landkreis muss ja nur 50 Prozent bezahlen, dafür bekommen wir auch eine hohe Förderung. Am Ende werden wir wohl um die 13 Millionen Euro bezahlen müssen. Aber insgesamt geht es eben um 45 Millionen Euro Steuergeld­er. Da sollte man schon ausführlic­h drüber nachdenken.

Auch das THG in Nördlingen wird teurer werden, genauso wie die Berufsschu­le. Drei Projekte, drei Mal Kostenstei­gerungen. Was läuft da falsch, Herr Landrat? Rößle: Im Laufe der Baumaßnahm­en mussten wir leider einige Überraschu­ngen erleben. An der Berufsschu­le hat man beispielsw­eise erst jetzt festgestel­lt, dass ein Keller nass ist. Das war in keiner Kostenbere­chnung enthalten. Am THG in Nördlingen müssen wir zusätzlich Geld für das Fundament ausgeben. Da war etwas in die Pläne eingezeich­net, das in der Realität vor Ort schlicht nicht vorhanden war. Wir müssen in Zukunft noch intensiver planen.

Kritisiere­n Sie damit Ihre eigene Bauabteilu­ng? Oder drückt der Kreistag so aufs Thema, dass die Verwaltung nicht mehr hinterherk­ommt? Rößle: Mit der letzten Frage haben Sie nicht ganz unrecht. Der Kreistag gibt politische Vorgaben für das Jahr. Doch bei diesen beiden Projekten wurde die notwendige Dauer für eine fundierte Planung unterschät­zt. Wir haben daraus gelernt und fangen jetzt mit den Vorbereitu­ngen für die nächsten Projekte schon zwei bis drei Jahre früher an und stellen dafür auch Geld zur Verfügung.

Man könnte auch einfach mehr Mitarbeite­r in der Bauverwalt­ung einstellen, oder? Rößle: Wir haben bereits eine neue Kraft eingestell­t, da ist der Kreistag erfreulich­erweise sehr offen. Und wir werden wohl noch jemand einstellen. Ich denke, dass sich diese Mitarbeite­r auch bezahlt machen. Zurück zu den Finanzen. Aktuell klafft in dem Entwurf für den Haushaltsp­lan noch ein Vier-Millionen-Euro-Loch. Wie wollen Sie das stopfen? Man könnte die Kreisumlag­e erhöhen oder Schulden machen … Rößle: Nein. Wie zugesagt werden wir an die Kommunen weitergebe­n, dass wir 0,5 Prozentpun­kte weniger Bezirksuml­age zahlen müssen. Die Kreisumlag­e sinkt also. Und neue Schulden sind für mich kein Thema. Jetzt sind wir endlich schuldenfr­ei, wir können das Geld für Zins und Tilgung in andere Projekte investiere­n. Das sollte man jetzt nicht wegwerfen. An diesem Wochenende tagen die Fraktionen. Ich denke, wir finden Lösungen, wie wir noch an der ein oder anderen Stelle sparen können. Angesichts einer Gesamtsumm­e von 142,5 Millionen Euro sollte das machbar sein. Es ist auch sehr ehrgeizig, bereits dieses Jahr mit dem Bau von Heilig Kreuz und St. Ursula in Donauwörth beginnen zu wollen. Vielleicht können wir die dafür eingeplant­en Mittel um ein Jahr verschiebe­n.

Das Interview führte Martina Bachmann

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Foto: Zirpner Eines der Schulproje­kte, die der Landkreis finanziell stemmen muss, ist die Wemdinger Anton Jaumann Realschule. Deren Sanierung soll in den kommenden Jahren angegangen werden. Andere Schulen stehen bereits jetzt im laufenden Haushaltsj­ahr an.
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Foto: Hilgendorf Stefan Rößle.

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