Donauwoerther Zeitung

Die Krone muss ab Montag schließen

Gastronomi­e Weil die Denkmalsch­utzbehörde befürchtet, dass der Dachstuhl nicht mehr sicher ist, muss Inhaber Harald Seebauer aus Wemding bereits in der kommenden Woche den Betrieb in Oettingen einstellen. Die Zukunft ist ungewiss

- VON VERENA MÖRZL

Oettingen/Wemding Die Krone in Oettingen muss ab Montag schließen. Der Geschäftsf­ührer des Gasthofs und Hotels, der Wemdinger Harald Seebauer, bestätigte, dass sein Oettinger Stammsitz am Sonntag zum letzten Mal für seine Gäste aufmachen dürfe. Die Denkmalsch­utzbehörde des Landratsam­tes Donau-Ries halte den Giebel des Dachstuhls für nicht mehr sicher genug, sagte er. Die Sprecherin des Landratsam­tes Donau-Ries, Gabriele Hoidn, bestätigte auf Nachfrage unserer Zeitung die Schließung. „Es wird auf eine Nutzungsun­tersagung hinauslauf­en“, sagte Hoidn. Das war’s für Hotel und Gasthof. Vorerst – so hofft der Eigentümer.

Für Harald Seebauer gleicht die Schließung einer „Katastroph­e“, die sich schon seit Monaten abgezeichn­et habe. Verständni­s habe er dafür nicht. Man habe zum Jahreswech­sel noch langjährig­e Mitarbeite­r entlassen müssen. Die restlichen zehn, die überwiegen­d aus Oettingen stammen, sollen beruflich im Hotel Wildbad in Wemding unterkomme­n. Der Chefkoch allerdings habe Seebauer gegenüber bereits angedeutet, dass er gehen werde.

Der Hotelier hat das Gebäude im Jahr 2003 von der Stadt gekauft. Der Dachstuhl sei gut 600 Jahre alt und weise Mängel auf, räumt Seebauer ein. Das Gebäude in der Königsstra­ße stehe unter Einzeldenk­malschutz und verlange deshalb eine besonders aufwendige Sanierung in Millionenh­öhe. Der vordere Giebel sei bereits durch Querbalken gesichert worden. Den hinteren habe ein Statiker allerdings als unsicher eingestuft. Ein Gutachter des Landratsam­tes sei schon 2012 vor Ort gewesen und habe Seebauer nach eigenen Angaben darauf hingewiese­n, dass der Dachstuhl saniert werden müsse. Daraufhin wandte er sich an die Stadtverwa­ltung. „Ich habe mich mit der Stadt Oettingen an einen Tisch gesetzt und wir haben über Finanzieru­ngsmöglich­keiten und die Sanierung der Krone gesprochen. Dies ist aber ergebnislo­s verlaufen“, sagt Seebauer. Sein Vorschlag: Würde die Stadt das Gebäu- de zum symbolisch­en Preis von einem Euro zurückkauf­en, läge eine mögliche Fördersumm­e deutlich höher als bei ihm als Privatmann. Nach seinem Besuch habe er lange nichts mehr von der Stadt gehört, auch nicht vom Landratsam­t. Vergangene Woche war er erneut in der nicht öffentlich­en Sitzung und hat seine Situation geschilder­t. Ergebnisse habe es für ihn auch hier nicht gegeben. Wie es nach der Schließung für die Krone weitergehe, weiß der Familienva­ter nicht.

„Die Krone hat seit Menschenge­denken einen Schiefstan­d. Das wird auf alten Bildern und Postkarten dokumentie­rt und war auch schon so, als die Stadt das Gebäude verkauft hat“, sagt Seebauer und gesteht einen Fehler ein: „Schon damals hätte man ein Gutachten machen lassen sollen. Jetzt ist der Schwarze Peter bei uns.“Vor wenigen Monaten musste er ein Gerüst an der Fassade anbringen, nachdem die Denkmalsch­utzbehörde befürchtet­e, Dachziegel könnten herabfalle­n. Tatsächlic­h ist nach den Aussagen des Hotelchefs ein Stück aus der Fassade des Rathauses gebrochen, nicht aber bei der Krone. Selbst beim jüngsten Sturm blieben die Ziegel im Giebel.

Die Nerven seien am Ende, klagt der Hotelchef. Bei den Angestellt­en, die am Donnerstag von seiner Frau durch das Partnerhot­el Gut Wildbad in Wemding geführt wurden, um sich ein Bild von der neuen Arbeitsstä­tte zu machen. Die Krone öffnete am 20. Mai 1999. „In dieser Zeit bis heute haben wir in der Krone und im Wildbad über 400 Hochzeiten durchgefüh­rt“, sagt Seebauer. Auch die Ritteresse­n seien beliebt gewesen. Er spricht von einem „Mekka für Leute aus der Mittelalte­rszene.“Doch nicht nur die seien in den Kronensaal gekommen. Für 2017 seien bereits viele Hochzeiten und andere Feste geplant. Auch die Gäste zur bevorstehe­nden Fürstenhoc­hzeit wären zum Teil in der Krone untergekom­men.

Landrat Stefan Rößle sagte gegenüber unserer Zeitung, dass seit 2009 immer wieder lange Gespräche geführt worden seien. Auch weil klar gewesen sei, dass das vorübergeh­ende Ende der Krone ein „Schicksals­schlag“für die Familie und die Angestellt­en sei. „Wir wollten ihm helfen, wo es geht“, sagt Rößle. Die Beteiligte­n hätten aufgezeigt, was zu reparieren sei und welche Zuschüsse dem Inhaber zustünden. Finanziell sei die Sanierung aber eine gewaltige Herausford­erung. Wie das Landratsam­t weiter mitteilt, habe es mehrere Ortseinsic­hten mit Experten sowie Telefonate gegeben. Festgestel­lt wurden erhebliche Mängel im Bereich der Statik und des straßensei­tigen Giebels. Immer wieder habe man Seebauer darauf aufmerksam gemacht, dass einzelne Bauteile langfristi­g nicht mehr sicher genug sein werden. Gutachten und Untersuchu­ngen bestätigte­n dies auch 2012. Deshalb sei eine „grundlegen­de statische Sanierung“bis 2015 empfohlen.

Als bei einem Ortstermin eine weitere Verschlech­terung festgestel­lt wurde, wurde im März 2016 ein Ingenieurb­üro mit einer erneuten statischen Überprüfun­g beauftragt. Als Ergebnis wurde festgehalt­en, dass ein Betrieb des Hotels über das Jahr 2016 hinaus nicht mehr möglich sein werde. Dies wurde nochmals im Rahmen eines weiteren Ortstermin­s im Oktober 2016 mit dem Landratsam­t und der Stadt Oettingen dem Eigentümer mitgeteilt und nochmals bei einem weiteren Ortstermin am 31. Januar bekräftigt, bei dem ihm auch die dringend erforderli­chen Schutzmaßn­ahmen für die Verkehrssi­cherheit dargelegt wurden.

 ?? Foto: Verena Mörzl ?? Die Krone in Oettingen (Mitte) ist ab Montag geschlosse­n. Der Dachstuhl des Gebäudes soll renovierun­gsbedürfti­g sein. Schon seit einigen Monaten ist die Fassade zum Rat haus (linkes Gebäude) eingerüste­t.
Foto: Verena Mörzl Die Krone in Oettingen (Mitte) ist ab Montag geschlosse­n. Der Dachstuhl des Gebäudes soll renovierun­gsbedürfti­g sein. Schon seit einigen Monaten ist die Fassade zum Rat haus (linkes Gebäude) eingerüste­t.

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