Kicker auf die Bank?
Fußball Der Weltverband denkt über die Einführung der Zeitstrafe anstatt Gelber Karten nach. Was die Experten aus der Region davon halten
Donauwörth Der Weltfußballverband Fifa drängt dieser Tage auf Veränderungen, zuletzt hat deren Direktor Marco van Basten vorgeschlagen, die Zeitstrafe im Profifußball einzuführen. Diese würde eine Gelbe Karte ersetzen. Mit DFL-Geschäftsführer Christian Seifert und Deutschlands Schiedsrichterchef Lutz Michael Fröhlich hat er Befürworter. Man sollte zumindest darüber nachdenken, meint Fröhlich. Er sieht darin ein probates Mittel, „um Spiele zu beruhigen oder Spieler nach heftigen oder unsportlichen Fouls mal vorübergehend aus dem Spiel zu nehmen“.
Unterstützung bekommt er von Schiedsrichter-Kollege Hans Breuer. Der stellvertretende Obmann der Gruppe Nordschwaben hält die Zeitstrafenregelung für sinnvoll – zumindest für die Amateur-Ligen: „Ich würde die Einführung der Zeitstrafe begrüßen, denn dann hat man als Unparteiischer mehr Möglichkeiten, ein Spiel zu beruhigen. Für einen Schiedsrichter allein ist es nämlich nicht leicht, mit Bengeln, die sich aufführen, auszukommen. Ob das allerdings bei den Profis sinnvoll ist, kann ich schlecht beurteilen.“Schließlich seien bei Profispielen vier Schiedsrichter anwesend. Breuer sieht noch ein weiteres Einsatzgebiet für die Zeitstrafe. „Sie fehlt beim Futsal. Bei den alten Hallenfußballregeln gab es das noch. Beim Futsal hat man als Schiedsrichter fast keine Chance, Ruhe in ein Spiel zu bekommen“, sagt er.
Das Argument der ZeitstrafenKritiker, dass der Charakter einer Partie sich bei Unterzahl vollkommen ändern könne, kann er nicht nachvollziehen: „Oft wird doch in Unterzahl sogar noch besser gespielt.“Die Möglichkeit eines Probelaufs sieht Breuer in internationalen Turnieren. Allerdings nur mit der Möglichkeit, die Regeländerung auch wieder zurücknehmen zu können. „Ich befürchte aber, wenn die Zeitstrafe tatsächlich einmal kommen sollte, gibt es kein Zurück mehr.“
Wenig begeistert ist dagegen Trainer Volkan Cantürk vom Bezirksligisten SV Wörnitzstein-Berg von der Zeitstrafe: „Ich bin grundsätzlich der Meinung, wir sollten den Fußball so belassen, wie er ist. Für Schiris mag das ja gut sein, aber ich glaube, bei einer Zeitstrafe würde noch mehr gemeckert.“Zudem vergehe wohl sehr viel Spielzeit bis der betroffene Fußballer das Feld verlässt. Auch dessen Rückkehr müsse der Unparteiische dann im Auge behalten. Cantürk glaubt nicht, dass sich die Zeitstrafe bei den Profis durchsetzen lässt. „Und schließlich macht der Fußball doch so Spaß, wie er ist“, findet er.
Das sieht Robert Dittl ähnlich. Für den Trainer der U15 des TSV Rain ist die Zeitstrafe nichts Neues, im Jugendfußball gibt es sie bereits. Sie kommt anstelle der Gelb-Roten Karte zum Einsatz. „Eine gute Regelung, denn man kann mit den Jungs dann noch einmal sprechen, damit sie sich wieder aufs Spiel konzentrieren. Sie gehen dann wieder motiviert aufs Feld“, erklärt er. Im Erwachsenenbereich könne er sich das aber nicht vorstellen: „Da sind die Spieler in der Regel auch weiter und wissen, was sie tun.“Er glaube auch nicht, dass die Strafe mehr Ruhe ins Spiel bringt. Eher würde wohl der Spielfluss verloren gehen, vermutet er.