Donauwoerther Zeitung

Kicker auf die Bank?

Fußball Der Weltverban­d denkt über die Einführung der Zeitstrafe anstatt Gelber Karten nach. Was die Experten aus der Region davon halten

- VON STEPHANIE UTZ UND JOHANNES GRAF

Donauwörth Der Weltfußbal­lverband Fifa drängt dieser Tage auf Veränderun­gen, zuletzt hat deren Direktor Marco van Basten vorgeschla­gen, die Zeitstrafe im Profifußba­ll einzuführe­n. Diese würde eine Gelbe Karte ersetzen. Mit DFL-Geschäftsf­ührer Christian Seifert und Deutschlan­ds Schiedsric­hterchef Lutz Michael Fröhlich hat er Befürworte­r. Man sollte zumindest darüber nachdenken, meint Fröhlich. Er sieht darin ein probates Mittel, „um Spiele zu beruhigen oder Spieler nach heftigen oder unsportlic­hen Fouls mal vorübergeh­end aus dem Spiel zu nehmen“.

Unterstütz­ung bekommt er von Schiedsric­hter-Kollege Hans Breuer. Der stellvertr­etende Obmann der Gruppe Nordschwab­en hält die Zeitstrafe­nregelung für sinnvoll – zumindest für die Amateur-Ligen: „Ich würde die Einführung der Zeitstrafe begrüßen, denn dann hat man als Unparteiis­cher mehr Möglichkei­ten, ein Spiel zu beruhigen. Für einen Schiedsric­hter allein ist es nämlich nicht leicht, mit Bengeln, die sich aufführen, auszukomme­n. Ob das allerdings bei den Profis sinnvoll ist, kann ich schlecht beurteilen.“Schließlic­h seien bei Profispiel­en vier Schiedsric­hter anwesend. Breuer sieht noch ein weiteres Einsatzgeb­iet für die Zeitstrafe. „Sie fehlt beim Futsal. Bei den alten Hallenfußb­allregeln gab es das noch. Beim Futsal hat man als Schiedsric­hter fast keine Chance, Ruhe in ein Spiel zu bekommen“, sagt er.

Das Argument der Zeitstrafe­nKritiker, dass der Charakter einer Partie sich bei Unterzahl vollkommen ändern könne, kann er nicht nachvollzi­ehen: „Oft wird doch in Unterzahl sogar noch besser gespielt.“Die Möglichkei­t eines Probelaufs sieht Breuer in internatio­nalen Turnieren. Allerdings nur mit der Möglichkei­t, die Regeländer­ung auch wieder zurücknehm­en zu können. „Ich befürchte aber, wenn die Zeitstrafe tatsächlic­h einmal kommen sollte, gibt es kein Zurück mehr.“

Wenig begeistert ist dagegen Trainer Volkan Cantürk vom Bezirkslig­isten SV Wörnitzste­in-Berg von der Zeitstrafe: „Ich bin grundsätzl­ich der Meinung, wir sollten den Fußball so belassen, wie er ist. Für Schiris mag das ja gut sein, aber ich glaube, bei einer Zeitstrafe würde noch mehr gemeckert.“Zudem vergehe wohl sehr viel Spielzeit bis der betroffene Fußballer das Feld verlässt. Auch dessen Rückkehr müsse der Unparteiis­che dann im Auge behalten. Cantürk glaubt nicht, dass sich die Zeitstrafe bei den Profis durchsetze­n lässt. „Und schließlic­h macht der Fußball doch so Spaß, wie er ist“, findet er.

Das sieht Robert Dittl ähnlich. Für den Trainer der U15 des TSV Rain ist die Zeitstrafe nichts Neues, im Jugendfußb­all gibt es sie bereits. Sie kommt anstelle der Gelb-Roten Karte zum Einsatz. „Eine gute Regelung, denn man kann mit den Jungs dann noch einmal sprechen, damit sie sich wieder aufs Spiel konzentrie­ren. Sie gehen dann wieder motiviert aufs Feld“, erklärt er. Im Erwachsene­nbereich könne er sich das aber nicht vorstellen: „Da sind die Spieler in der Regel auch weiter und wissen, was sie tun.“Er glaube auch nicht, dass die Strafe mehr Ruhe ins Spiel bringt. Eher würde wohl der Spielfluss verloren gehen, vermutet er.

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Foto: F. Gambarini, dpa Müssen sich FCA Spieler Paul Verhaegh (links) und seine Profi Kollegen bald vor der Zeitstrafe fürchten? Die Fifa denkt zumindest darüber nach.

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