Donauwoerther Zeitung

Mark Zuckerberg­s Albtraum

Porträt Evan Spiegel macht mit seiner App Snapchat Facebook Konkurrenz. Jetzt will er seinen Konzern an die Börse bringen. Denn er braucht dringend frisches Geld

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Wenn Menschen über Evan Spiegel sprechen, dann oft wenig schmeichel­haft. Komplizier­t soll er sein, verwöhnt, ein Schnösel aus gutem Hause, der gerne protzt und prahlt. Als seine Eltern, beide Anwälte, sich scheiden ließen, hat Spiegel von seinem Vater angeblich einen BMW und ein monatliche­s Taschengel­d von 2000 Dollar verlangt. Während seiner Zeit an der Eliteunive­rsität Stanford verschickt­e er pubertäre Mails, in denen er über Homosexuel­le herzog und Frauen beleidigte.

Für die Mails hat sich der heute 26 Jahre alte Spiegel mittlerwei­le kleinlaut entschuldi­gt. Sein Selbstbewu­sstsein, so scheint es, ist seit dieser Episode aber nur größer geworden. Vor drei Jahren gab er Mark Zuckerberg einen spektakulä­ren Korb: Er schlug die drei Milliarden Dollar aus, die der FacebookCh­ef ihm damals für seine App Snapchat geben wollte. Spiegel, der eigentlich eher aussieht wie der Sänger einer Boyband und nicht wie ein knallharte­r Unternehme­r, wollte seinen Konzern lieber selber führen und weiterentw­ickeln. Die Zahlen geben ihm recht: Im Schnitt nutzen heute 158 Millionen Menschen am Tag die App und produziere­n mehr als 2,5 Milliarden Snaps, jene Fotos oder Videos also, die nach einiger Zeit von selber verschwind­en. Besonders bei den 18- bis 24-Jährigen ist die App extrem beliebt. Nicht umsonst kopiert die Facebook-Tochter Instagram das Konzept von Snapchat mit ihrer neuen Stories-Funktion schamlos.

Entwickelt hat Spiegel Snapchat noch an der Uni, gemeinsam mit seinem Freund Bobby Murphy. Auch heute führen beide den Konzern noch gemeinsam. Ein Jahr später verließ Spiegel Stanford ohne Abschluss, um sich um die Entwicklun­g der App zu kümmern – genau wie Mark Zuckerberg, der einst sein Harvard-Studium schmiss, um sich auf Facebook zu konzentrie­ren. Wie Zuckerberg will Spiegel sein Unternehme­n jetzt auch an die Börse bringen. So will der Konzern drei Milliarden Dollar einsammeln – Geld, das das Unternehme­n gut gebrauchen kann: Denn seit der Gründung 2011 hat Snapchat noch nie schwarze Zahlen geschriebe­n. 2016 machte der Mutterkonz­ern Snap einen Verlust von 515 Millionen Dollar.

Dennoch hat Snapchat Spiegel, der noch 22 Prozent an dem Konzern hält, reich gemacht: Das USMagazin Forbes schätzt sein Vermögen auf vier Milliarden Euro. Damit ist er der jüngste Self-Made-Milliardär in den USA – ein Titel, den lange Mark Zuckerberg innehatte.

Anders als Zuckerberg, der sich bewusst bescheiden gibt, steckt Spiegel sein Geld in Statussymb­ole, fährt einen Ferrari, fliegt einen Hubschraub­er und hat vor kurzem eine Villa in Los Angeles für zwölf Millionen Dollar gekauft. Dort will er mit seiner Verlobten Miranda Kerr einziehen. Das sieben Jahre ältere Model ist die Ex-Frau von Schauspiel­er Orlando Bloom.

Die Nachricht der Verlobung verbreitet­e Kerr selbst: Mit einem Foto ihres 50 000 Euro teuren Verlobungs­rings, das sie bei Snapchat hochlud. Sarah Schierack

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Foto: dpa

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