Einmal pusten, bitte!
Winter Wenn es eiskalt ist, können Alkoholtests der Polizei angeblich versagen. Ein Freibrief für betrunkene Fahrer?
Donauwörth/Nördlingen Es klingt wie eine Geschichte, die am Stammtisch erzählt wird. Ein Autofahrer ist am Wochenende auf dem Weg nach Hause, da wird er von der Polizei zu einer Kontrolle herausgewunken. Die Beamten zücken den Alkoholtest und lassen den Mann pusten. Doch es passiert nichts. „Sie haben Glück, bei minus sechs Grad geht das Gerät nicht“, sollen die Polizisten gesagt haben. Getrunken hatte der Fahrer sowieso nichts, wie er angibt.
Ereignet hat sich diese Geschichte in Wunsiedel (Oberfranken). Und ein Sprecher des oberfränkischen Polizeipräsidiums bestätigte dem Radiosender Bayern 1 gegenüber, dass manche Alkomaten – ähnlich wie bestimmte Smartphones – der Kälte nicht gefeit sind. „Gerade bei Minustemperaturen ist natürlich der Betriebsbereich bei solchen Geräten zu beachten. Sie werden mit Akkus betrieben und auch hier kann es mal vorkommen, dass solche Geräte ausfallen“, erläutert der Polizeisprecher.
Ein Freibrief für betrunkene Fahrer? Das kann sich Hauptkommissar Michael Deisenhofer von der Polizeiinspektion Donauwörth nicht vorstellen. Er hat noch nicht erlebt, dass ein Alkomat gestreikt hat. „Das kann sicher im Einzelfall mal passieren, wenn ein Akku veraltet ist und das Gerät deshalb versagt. Einen anderen Grund kann ich mir nicht vorstellen, denn die Geräte liegen ja in den Streifenwagen und dort herrschen unter der Fahrt keine Minusgrade.“Dass Messwerte aufgrund von Eiseskälte verfälscht werden, hält Deisenhofer für unmöglich. Auch sein Nördlinger Kollege Raimund Pauli von der dortigen Inspektion bestätigt: „Auch im Winter kann sich kein alkoholisierter Autofahrer entspannen“, sagt er. Mit den Geräten im Ries seien bisher keine Probleme bekannt, auch bei den kältesten Temperaturen nicht. Und selbst wenn einmal eines ausfallen würde, wäre das kein Problem. „Mit dem Handalkoholtest wird ohnehin nur ein Vorabtest gemacht“, sagt Pauli. Dieser soll nur einen ungefähren Anhaltspunkt für den Alkoholpegel bieten. Auf der Dienststelle gebe es in jedem Fall – auch in den anderen Inspektionen der Region – noch ein wohltemperiertes Gerät, mit dem der Atemalkohol eines Fahrers gemessen werden könne.
Wenn sich dort ein Blutalkoholwert unter 1,1 Promille befinde, liege man rechtlich noch im Bereich der Ordnungswidrigkeit. Alles darüber hinaus erfordere ohnehin noch einen Bluttest, der von einem Arzt durchgeführt werden muss. Pauli: „Wenn es nicht unbedingt nötig ist, wird das vermieden, um für den Betroffenen anfallende Kosten zu sparen.“
Ein Atemalkoholtest komme in der Regel zum Einsatz, wenn ein Autofahrer nach Alkohol rieche oder durch bestimmte Ausfallerscheinungen den Eindruck mache, getrunken zu haben. Das Pusten zur Bestimmung des Atemalkohols ist grundsätzlich freiwillig. Weigert sich ein Fahrer trotz begründeten Verdachts, den Atemalkoholtest zu machen, kann von der Polizei aber eine Blutentnahme angeordnet werden.
Übrigens sind nicht nur die Alkomaten im Landkreis besonders zuverlässig. Im gesamten Gebiet des Polizeipräsidiums Schwaben Nord habe es trotz eisiger Kälte bisher keine Probleme mit den Geräten gegeben, bestätigt Pressesprecher Manfred Gottschalk. Warum die Menschen in Monheim vor 40 Jahren riesiges Glück hat ten, schildern wir in unserem Service Teil auf