Emil und die Wassergrabenwacht
Prunksitzung Der Carneval-Club Bäumenheim bietet bis nach Mitternacht eine amüsante Mischung aus Zungenakrobatik und Tanz. Wen die Narren so alles durch den Kakao ziehen
Bäumenheim Er war nicht da, aber er war doch die Hauptperson: der kleine Emil. Nicht einmal drei Monate alt, rückte der Kleine in den Blickpunkt. Ob es seinem Vater Martin Paninka recht war, sei dahingestellt. Aber die Elternzeit des Bäumenheimer Bürgermeisters, musste denn doch für manchen Gag herhalten. Und so war garantiert, dass es – ganz entgegengesetzt zum Motto der Saison – heiter und nicht frostig wurde bei der Prunksitzung des Carneval-Clubs Bäumenheim (CCB).
Dass es frostig werden könnte, hatten die „Schlafmützen“selbst angekündigt, ganz nach dem Motto „... es regieren Eis und Schnee“. Die Akteure selbst sorgten dafür, dass die Luft in der Schmutterhalle vor Hunderten von Besuchern brannte und das letzte Eis in Windeseile schmolz. Bis weit nach Mitternacht feierte man: bei Tanz, Show und Zungenakrobatik. Es war das übliche Spektakel, es war aber auch lang. Für die Höhepunkte sorgten vor allem die vielen CCB-Garden. Sie wirbelten mit kreativen Kostümen und Choreografien über die Bühne.
Stammbesucher mussten sich zunächst die Augen reiben: Nicht der jahrelange Hofmarschall Andreas Seitz schwang das Zepter, sondern ein Duo: Caro Danielak und Michael Förg. Charmant und authentisch führten sie durchs Programm. Das wird schon! Ein anderer Bütten-Star der „Schlafmützen“war auch nicht dabei: Ingrid Pfahler. Wie zu hören ist, wird die jahrelange Putzfrau aber beim Bäumenheimer Seniorenfasching ihre Spitzen abschießen.
Für sie sprang eine in die Bresche, die nicht minder zungengewandt lokale Begebenheiten auf die Schippe nahm: Maria Hausmann. Als Zauberfee deckte sie Amüsantes auf. Da geriet Alt-Bürgermeister Hans Eichhorn und sein Erlebnis am Flughafen in den Fokus. Einen „Flachmann“im Handgepäck wollte ihm die „Sicherheit“abnehmen. Kurzerhand leerte der wackere Schwabe die Flasche – und trat einen sehr beschwingten Urlaub an. Oder die Frau des Vize-Bürgermeisters: Weil die Damentoiletten bei der Generalversammlung des Schützenvereins ständig belegt waren, huschte sie schnell bei den „Herren“rein. Nur dann war auch dort ständig Betrieb. Fast eine Stunde musste Sabine Neubauer ausharren, um – wie sie glaubte – unbemerkt die Örtlichkeit zu verlassen.
Garden trainieren über Monate
Das Bäumenheimer Publikum wurde über fünf Stunden bestens unterhalten: natürlich mit Show, mit spitzen Bemerkungen und guter Laune. Die Silvergirls nahmen kein Blatt vor den Mund: Sie installierten für die „Unfall-Rinne“am Marktplatz eine Wassergrabenwacht, sie ärgerten sich, dass man kein Wirtshaus mehr am Ort habe und deshalb sogar zu den „Wellaheggl“nach Mertingen ausweichen müsse. Und sie erträumten sich einen MotorrollerAusflug mit Pfarrer Ivan Novosel zum Seniorentanz.
Als Jung-Zicken und Lachmuskel-Masseurinnen betätigten sich wieder einmal Emily Lang und Simone Hausmann, während die „Spacecowboys“das Märchen von Schneewittchen und ihren sieben Zwergen auf ihre Art interpretierten. Die Quattros, diesmal zu Fünft, begeisterten mit einfachen, aber witzigen Ideen – ganz ohne Worte. Herr und Frau Fröhlich alias Caro Danielak und Michael Förg brachten Altbekanntes aus dem ganz normalen Ehe-Wahnsinn. Andreas Seilz und Wolfgang Forster waren im Postamt zu Gange.
Zum Mitmachen animierte Frank van Baalen als „Frau Antje“aus Holland. Und die Gruppe der Bäumenheimer Lebenshilfe zeigte, dass Behinderte und Nichtbehinderte prächtig miteinander den Fasching feiern können.
Und die Garden? Sie waren bei der Prunksitzung in Bäumenheim wieder eine Augenweide. Man spürt, mit wie viel Spaß die Tänzerinnen und Tänzer dabei sind. Alle trainieren über Monate, um eine professionelle Show aufs Parkett zu legen. Das gilt auch für die kleinen und großen Regenten. Beide Prinzenpaare glänzten. Einfach elegant, wie Juliane I., das Eiskristall am nördlichen Sternenhimmel, und Thomas II, das Polarlicht über den eisigen Birken, dahin schwebten – das war Romantik pur.