Närrisch bunt statt Wintergrau
Faschingsumzug Wie Mertingen zu einem Konfettidorf wird. 5000 Besucher genießen Sonne und Gaudiwurm
Mertingen Die fünfte Jahreszeit hat viele Gesichter. Ob Fasching, Fasenacht oder Karneval. In Mertingen wurde gestern von allem etwas geboten. Bei Sonnenschein und relativ angenehmen Temperaturen zogen Mäschkerle, Hästräger, gekrönte Faschingshäupter, Gardinchen und Musikanten beim Faschingsumzug an den Zuschauern vorbei. Fazit nach dem Gaudiwurm: Mit neuem Konzept haben die Faschingsfreunde närrisch bunt das Wintergrau vertrieben.
Die Gaudi hätte nicht größer sein können. Da musste es nicht wundern, dass die Organisatoren der Mertinger Faschingsfreunde nur so strahlten. Sie hatten auf Brauchtum und Tradition gesetzt. Die oftmals kritisierten Saufwagen wurden ganz nach hinten verbannt.
Vorneweg marschierten vor allem Fußgruppen: Umzugsleiter Dieter Brummer und Präsidentin Corinna Wiedemann zählten fast 40 Gruppen. Bis aus Kempten waren sie angereist, aber auch Mertinger Themen gab es zu entdecken. „Das Donau-Ries, das freut sich in Mertingen gibt’s einen Krater mehr“, reimte eine Gruppe und auch der Goißler- und Plattlerverein spielte auf eine Baulücke an, die seit geraumer Zeit in der Mertinger Ortsmitte klafft. Dort will die Molkerei Zott ihr neues Verwaltungsgebäude bauen – aber die Planungen gerieten ins Stocken .
Bürgermeister Albert Lohner hatte die Regenten der verschiedenen Faschingsgesellschaften vor dem Umzug bei einem Empfang in der Alten Brauerei begrüßt, und nahm dann die närrische Parade am Rathaus ab. Dabei wurden auch er und seine Gattin mit Konfetti geduscht. Der Bauhof der Gemeinde wird jedenfalls eine Sonderschicht einlegen müssen, um die Spuren des närrischen Treibens in Mertingen zu beseitigen. „Atemlos“, wie es aus vielen Lautsprechern schallte, boten die Teilnehmer ganz nach Helene Fischers Song „großes Kino“. „Der beste Umzug der vergangenen zehn Jahre“, urteilte eine Besucherin, die zusammen mit ihrer Tochter eifrig Bonbons einsammelte.
Die Fußgruppen vertraten vor allem alte Zünfte, trugen zum Teil
furchteinflößende Holzsehr, masken und trieben mit der ein oder anderen Besucherin so manchen Schabernack. Sechs GuggamusikGruppen bliesen den Zuschauern – nach Schätzungen der Polizei waren es rund 5000 – den Marsch. Nach einem ausgiebigen Zug durch Mertingen endete der Gaudiwurm im Zelt am Festplatz. Dort herrschte schließlich mit DJ Spirit und den Guggamusikern beste Partystimmung.
Bei uns im Internet Fotos vom Mertinger Faschingsumzug donauwoerther zeitung.de/bilder