Donauwoerther Zeitung

Der letzte Mann auf dem Mond

Raumfahrt Nasa-Astronaut Eugene Cernan ist kürzlich gestorben. 1970 bereitete er sich im Donau-Ries-Kreis für die Apollo-17-Mission vor. Er genoss auch das „German Weizenbeer“

- VON RONALD HUMMEL

Nördlingen/Otting Der letzte von insgesamt zwölf Astronaute­n, der den Mond verließ, war Eugene Cernan, der kürzlich 82-jährig in Houston starb. Für seine Mondmissio­n hatte er zuvor im Ries trainiert.

Der 1934 in Chicago geborene Cernan flog 1969 mit Apollo 10 zum Mond, als Generalpro­be zur Mondlandun­g von Apollo 11 im selben Jahr. Dabei stellte er sein berüchtigt­es loses Mundwerk unter Beweis: Als durch einen Fehler seines Kopiloten die probeweise ausgekoppe­lte Raumfähre ins Trudeln kam, fluchte er: „Hurensohn!“Das wurde leider per Funk live zur Erde übertragen. Später beschwerte sich der Leiter einer amerikanis­chen Bibelschul­e bei Präsident Nixon und Cernan musste sich öffentlich für seine Ausdrucksw­eise entschuldi­gen.

Zur Vorbereitu­ng seiner Apollo17-Mission nahm er vom 10. bis zum 15. August 1970 zusammen mit den Astronaute­n Alan Shepard, Ed Mitchell und Joe Engle (alle Apollo 14) an einem Feldtraini­ng im und um den Rieskrater teil. Die Idee dahinter stammte vom Impakt-Forscher Eugene Shoemaker, der 1960 entdeckte, dass das Ries durch einen Asteroiden-Einschlag entstanden war. Er wusste, dass in Steinbrüch­en der Region eine sehr ähnliche Gesteinssi­tuation wie auf Mondkrater­n vorzufinde­n war und regte deshalb zum Feldtraini­ng in Nordschwab­en an.

„Die Astronaute­n sollten möglichst viel durchmisch­tes Material bergen, um so viel Informatio­n wie möglich über den geologisch­en Aufbau des Mondes zu erfahren“, erklärt Professor Stefan Hölzl, Leiter des Rieskrater-Museums. Dabei galt es, Impakt-Steine zu erkennen, die durch Einschläge unter der Mondoberfl­äche herausgesp­rengt wurden und damit Einblick gaben in tieferlieg­ende Schichten. „Impaktgest­ein ist unter anderem scharfkant­ig und aus mehreren Materialie­n zusammenge­setzt“, nennt Gisela Pösges, Geologin am Rieskrater­Museum Hauptmerkm­ale.

Die Raumfahrer erhielten vor dem Ries-Einsatz eine fachliche Einweisung am mineralogi­schen Institut der Universitä­t in Tübingen von Professor Wolf von Engelhardt, Begründer der deutschen ImpaktFors­chung und Professor Dieter Stöffler, mit Alt-Oberbürger­meister Paul Kling und Wulf-Dietrich Kavasch, Mitinitiat­or des Nördlinger Rieskrater-Museums. Das Training fand unter anderem in den Steinbrüch­en von Otting, am Gesteins-Aufbruch bei Meyer’s Keller und im Holheimer Lindle statt, mittlerwei­le ein Geotop im Geopark Ries.

Der Autor dieses Artikels bekam die Astronaute­n als damals zehnjährig­er Junge zu Gesicht, als sie im Hubschraub­er-Tiefflug über ihn hinweg flogen. Unter anderem im Nördlinger Hotel Sonne und dem Café Altreuter zeigten sie sich sehr lebensfroh, liebten „German Weizenbeer“. Hinter vorgehalte­ner Hand erzählt man sich von nicht genehmigte­n Fahrten auf einer Mercedes-Teststreck­e und einem Autounfall bei einem ebenfalls nicht genehmigte­n Ausflug in die Alpen.

Zwei Jahre später war Eugene Cernan in einen weiteren Autounfall verwickelt – den einzigen auf dem Mond, bei dem der Lunar Rover einen Kotflügel verlor.

Er legte dennoch die bislang längste gefahrene Strecke auf dem Erdtrabant­en zurück. Die Astronaute­n installier­ten etliche wissenscha­ftliche Messgeräte, verbrachte­n 22 Stunden außerhalb der Raumfähre,

Die Amerikaner zeigten sich sehr lebensfroh

umkreisten den Mond 75 Mal und brachten 110,4 Kilogramm Gestein mit zur Erde. Eugene Cernan hinterließ eine Inschrift im Mondsand, die einige hundert oder tausend Jahre lang dort bleiben wird: Die Initialen seiner Tochter Theresa Dawn Cernan.

Als Dank für das Feldtraini­ng erhielt Nördlingen von der Nasa als einzige Stadt in Europa einen Mondstein, der heute im Rieskrater-Museum ausgestell­t ist.

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Archivfoto: Fred Schöllhorn Lebensfroh in Nördlingen: Die Astronaute­n (von links) Edgar Mitchell, Eugene Cernan, Joe H. Engle und Alan B. Shepard bereiteten sich im und um den Rieskrater für die Apol lo 17 Mission vor und genossen das „German Weizenbeer“.
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Foto: AFP Eugene Cernan war der bisher letzte Mann auf dem Mond.

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