Lärmschutz: Die Bahn bessert nach
Bahn Vom Schienenverkehr geplagte Anwohner müssen zwar noch länger warten. Denn die Bahn musste die Belastung neu messen. Am Ende könnten aber mehr Bürger profitieren
Donauwörth Donauwörther, die nahe am Gleis wohnen und Tag für Tag vom Lärm der Bahn genervt sind, müssen weiter auf Lärmschutz warten. Eigentlich wollte die Deutsche Bahn bis 2018 rund zwei Kilometer Lärmschutzwände auf Donauwörther Stadtgebiet bauen, und damit die Lebenssituation der Bürger verbessern. Doch das Projekt hat sich verzögert. Vor 2020 wird es wohl nicht umgesetzt.
Hintergrund ist laut einem Sprecher der Deutschen Bahn veränderte Grenzwerte für die Lärmsanierung. Diese wurden im Jahr 2015 für den Straßen- und Bahnverkehr vereinheitlicht. Konkret heißt das, dass auch die Belastungsgrenzen für Gleisanwohner weniger hoch sein dürfen als bisher. Das Bundesverkehrsministerium hat verfügt, dass diese Grenzwerte für Projekte angewendet werden müssen, die noch nicht umgesetzt sind – unter anderem auch für Donauwörth. „Deshalb mussten wir ein neues Schallgutachten in Auftrag geben“, so der Sprecher weiter. Was das konkret für die Donauwörther bedeutet, soll erst der Stadtverwaltung präsentiert werden. Nur so viel wollte der Sprecher verraten: „Aufgrund der schärferen Grenzwerte wird sich für etliche Bahnanlieger sogar ein besserer Lärmschutz ergeben.“Bisher war geplant, dass die Häuser der Neudegger Siedlung mit bis zu drei Meter hohen Schallschutzwänden geschützt werden. Vom Kreisverkehr an der Dillinger Straße bis zum Ende der Häusergruppe plant die Bahn diese Maßnahme ebenso wie zwischen dem Bahnhof und der Eisenbahnbrücke über die Donau sowie zwischen dem Riedlinger Sportplatz und der Brücke an der KaiserKarl-Straße (westlich der Gleise). Kostenpunkt: drei Millionen Euro. Die Lärmbelastung von 655 Häusern wurde dafür untersucht, damals war der Schall bei 178 Gebäuden über dem Grenzwert.
Im Übrigen, so betont der Bahnsprecher, sei dies eine freiwillige Maßnahme, die sich aus dem Lärmsanierungsprogramm des Bundes finanziert. „Einen Rechtsanspruch darauf gibt es nicht“, so der Pressesprecher.
Bei der Stadt Donauwörth hat man die Verzögerung zähneknirschend zur Kenntnis genommen, hofft aber, dass dank der neuen Berechnungen für Donauwörth mehr Lärmschutzmaßnahmen herausspringen. Oberbürgermeister Armin Neudert hatte direkt an die zuständige Projektleiterin geschrieben. „Uns wurde gesagt, das Gut- achten ist fertig und kann uns in etwa drei Wochen vorgestellt werden“, sagt Neudert.
Spannend könnte es vor allem für die Nordheimer werden, die bei der letzten Planung nicht so zu Zuge kamen, wie sie es wollten. Damals wurden lediglich acht Häuser ausgemacht, deren Belastung über dem Grenzwert liegt. Eine Lärmschutzwand war der Bahn zu teuer. Lediglich Lärmschutzfenster wurden 2014 als bezuschussfähig eingestuft. Das könnte sich nun ändern, weil die Grenzwerte weiter nach unten korrigiert wurden.
Außerdem teilte die Stadt der Bahn mit, dass Nordheim nicht wie bisher als Mischgebiet bewertet werde, sondern als Wohngebiet gelte. „Früher war dort mehr Landwirtschaft ansässig, das Verhältnis hat sich heute aber verändert“, erklärt Stadtbaumeister Kay Wannick.
„Der Lärm durch die Schienen ist nach wie vor ein auf den Nägeln brennendes Thema“, sagt Josef Gatterer, Vorsitzender des Nordheimer Bürgervereins. Man stehe in Kontakt mit dem Bundestagsabgeordneten Ulrich Lange (CSU). Der macht den Bürgern Hoffnung: „Wir finden da sicher eine Lösung“, sagt der Nördlinger, der als verkehrspolitischer Sprecher der CDU/CSUFraktion im Deutschen Bundestag an den Entscheidungen nah dran ist. „An der Finanzierung wird es nicht scheitern, da der Bund ausreichend Mittel zur Verfügung stellt“, sagt Lange. Die Planungen müssten aber noch abgewartet werden. Außerdem, so Lange, würden die Bürger durch eine weitere, gesetzliche Vorgabe entlastet. Denn ab 2020 muss die Bahn die alten, sehr lauten Bremsen bei ihren Güterzügen umrüsten. »Kommentar