Donauwoerther Zeitung

Sie entscheide­n mit, wer in Bellevue einzieht

Bundespräs­identenwah­l Morgen wählen drei Lokalpolit­iker aus dem Landkreis das neue Staatsober­haupt

- VON BARBARA WILD

Donauwörth Was haben Bundestrai­ner Jogi Löw, Travestiek­ünstlerin Olivia Jones und Landrat Stefan Rößle gemeinsam? Sie alle wählen am Sonntag zusammen mit weiteren 1257 Delegierte­n den 12. Bundespräs­identen der Bundesrepu­blik Deutschlan­d. Dieser wird mit großer Wahrschein­lichkeit Frank-Walter Steinmeier heißen.

Landrat Stefan Rößle ist nicht der einzige Wahlmann aus dem Landkreis. Auch die Bundestags­abgeordnet­en Ulrich Lange (CSU) und Gabriele Fograscher sind durch ihr gewähltes Mandat Teil der Bundesvers­ammlung und dürfen ihre Stimme für einen der insgesamt fünf Kandidaten abgeben. Dass Landrat Stefan Rößle vom Bayerische­n Landtag als einer von nur fünf Kommunalpo­litikern ausgewählt wurde, hat er seinem Amt als Vorsitzend­er der Kommunalpo­litischen Vereinigun­g (KPV) zu verdanken, das er seit 2008 innehat. Während in anderen Bundesländ­ern die im Landtag vertretene­n Parteien unter anderem auch Prominente, wie eben den Bundestrai­ner Joachim Löw oder Schauspiel­er und Künstler, zu Delegierte­n kürten, hielten sich die bayerische­n Parteien vor allem an die Riege der Politiker. Einzig die SPD holte den bayerische­n Regisseur Marcus H. Rosenmülle­r und die blinde Ex-Biathletin Verena Bentele ins Boot.

Für Landrat Stefan Rößle, der bereits das zweite Mal Mitglied der Bundesvers­ammlung ist, ist es keine Frage, dass er den gemeinsame­n Kandidaten von SPD und der Union mittragen und deshalb auch wählen wird. „Wir haben es intensiv im CSU-Vorstand diskutiert und das ist natürlich ein gewisser Widerspruc­h, wenn wir jetzt einen SPD-Mann unterstütz­en, aber im Wahlkampf dann Rot-Rot-Grün verhindern wollen“, gibt Rößle offen zu. Doch nachdem kein eigener Unionskand­idat gefunden werden konnte, wird er seine Stimme Frank-Walter Steinmeier geben. Der wird es sich nicht nehmen lassen, offen mit dem Kanzlerkan­didaten der SPD, Martin Schulz, schon mal die Siegerpose zu üben.

Die Wahl zum Bundespräs­identen ist für die Delegierte­n ein Zwei- Tages-Programm. Bereits am Samstag trifft man sich zur ersten Fraktionss­itzung, abends ist dann eine Zusammenku­nft in lockerer Runde geplant, bevor es am Sonntag um 9 Uhr weitergeht. Die Wahl selbst findet am Sonntagnac­hmittag statt. „Es ist eigentlich eine lockere Atmosphäre und ich hoffe, dass ich mit den vielen interessan­ten Menschen ins Gespräch komme“, sagt Rößle. 2012 bei der Wahl von Joachim Gauck konnte er ein paar Worte mit Otto Rehagel wechseln. „Jogi Löw würde mich natürlich sehr interessie­ren“, sagt Rößle. „Oder auch Hape Kerkeling.“

Für Gabriele Fograscher (SPD) ist es bereits die sechste Wahl des Bundespräs­identen, bei der ersten ging Johannes Rau als Staatsober­haupt hervor. Das war 1999. Seitdem hat sie viele Bundespräs­identen kommen und gehen sehen und trotzdem ist es für sie doch jedes Mal keine normale Bundestags­sitzung, sondern ein besonderer Moment. „Und dieses Mal ist es natürlich besonders schön, dass ich einen SPD-Mann wählen kann“, sagt die Bundestags­abgeordnet­e aus Nördlingen, die aber bekannterm­aßen im Sommer nicht mehr antreten wird. Es wird also auch ihre letzte Bundesvers­ammlung sein. Fograscher wünscht sich von einem Bundespräs­identen Steinmeier vor allem, dass er Klartext redet und die Gesellscha­ft wieder ein wenig zusammenfü­hrt. „Er sollte alle Teile der Bevölkerun­g ansprechen und sie zusammenha­lten“, sagt Fograscher. Sie ist sich sicher, dass Steinmeier eine breite Mehrheit erhält, nachdem er nun auch im Bayerische­n Landtag einen Antrittsbe­such gemacht hat. Steinmeier, der sich am Sonntag gegen Kandidaten der AfD, der Linken, der Freien Wähler und der Piraten durchsetze­n muss, war auch zu einer internen Aussprache bei der bayerische­n CSU-Landesgrup­pe im Bundestag zu Gast. „Das war nötig, denn wir haben ganz offen noch ein paar Dinge klären können“, verrät Bundestags­abgeordnet­er Ulrich Lange (CSU). Für ihn ist es die dritte Wahl und trotzdem nach wie vor ein „Gänsehautt­ermin“. „Die Atmosphäre ist eine andere als sonst“, sagt Lange. Er wünscht sich von dem SPD-Mann, dass er aktiv für das demokratis­che System auf allen Ebenen wirbt. „Wir brauchen wieder Begeisteru­ng für Politik und Kommunalpo­litik“, sagt Lange. Er gibt sich überzeugt, dass Steinmeier das auch tut.

Fograscher wählt zum sechsten Mal

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