Donauwoerther Zeitung

Ohne Schneestur­m keine Sternwarte

Jubiläum 30 Jahre ragt die weiße Kuppel aus dem Dach des Oettinger Albrecht-Ernst-Gymnasiums. Ernst Christ setzt sich bis heute dafür ein

- VON VERENA MÖRZL

Oettingen Wäre da nicht dieser Schneestur­m gewesen, gäbe es heute womöglich keine Sternwarte in Oettingen. Kein Planetariu­m, in dem das Wissen über Sterne, Planeten und Galaxien aufgefrisc­ht oder erlernt werden kann. Keine Teleskope, mit denen man das beeindruck­ende Universum – zumindest in Teilen – zu Gesicht bekommt, das so weit entfernt von der Erde liegt.

Ernst Christ kam die Idee einer Sternwarte, als er 1982 mit einer Physik-Grundkurs-Klasse des Oettinger Albrecht-Ernst-Gymnasiums zu einer Exkursion nach Nürnberg gefahren ist. „Bei dieser Fahrt hat es ein großes Schneetrei­ben gegeben“, erinnert sich der pensionier­te Matheund Physiklehr­er. Die Sicht zu den Sternen war ihm und seinen Schülern dann auch in Nürnberg verwehrt.

Stattdesse­n wurde ein Mond-Dia in einen Projektor geschoben. Das wars. Sie haben den ganzen Weg also zurückgele­gt, nur, um Dias anzusehen. „Zu allem Überfluss kamen wir auf dem Rückweg bei Gnotzheim in der Nähe von Gunzenhaus­en in gewaltige Schneeverw­ehungen, durch die ein Lkw in den Graben gerutscht ist“, sagt Sternenexp­erte Christ weiter. Über eine Stunde mussten sie in einem Kleinbus in der Kälte ausharren, während im Ries bestes Wetter herrschte. Nach überstande­ner Odyssee fragte sich Christ schließlic­h: Muss solch ein langer Weg wirklich nötig sein?. Warum nicht eine Sternwarte im Ries bauen? Etwa zwei Jahre später wurde das Dach des AEG saniert, weil es undicht war. Christ überzeugte den damaligen Landrat Alfons Braun von seiner Idee einer Sternwarte und der Tatsache, dass er es dauerhaft betreiben könne. Dem Schreiner, der das Dach reparierte, erklärte er dann, wie die Sternwarte eingebaut werden kann.

Ein selbst gebautes Planetariu­m

Neben der Kuppel gibt es inzwischen ein von Christ selbst gebautes Planetariu­m, das Platz für gut zehn Personen bietet. Auch eine mobile Sternwarte sowie den Astrolehrp­fad am Oettinger Roßfeld wurden ins Leben gerufen.

Christ pflegt seither eine Maxime: Das, was er erreichen will, versucht er mit den geringsten Mitteln umzusetzen. „Wenn das meine Möglichkei­ten übersteigt, muss ich eben andere Wege gehen“, sagt er. Das hat er auch an seine Schüler weitergege­ben. Man solle nicht hergehen und „irre Summen“investiere­n. Die Verbindung zur Sternwarte sei auch deshalb eine ganz besondere, weil viele Arbeitsstu­nden und Handarbeit hineingefl­ossen sind. Einer, der beinahe genausolan­ge mitwirkt, ist Uwe Bahadir.

Der 50-Jährige gibt mit Christ seit mehr als 20 Jahren Führungen durch die Sternwarte sowie VhsKurse. Gemeinsam beantworte­n sie Fragen und zeigen Sternbilde­r, die Besucher dann bei klarem Himmel künftig selbst finden können. Für Bahadir liegt die Faszinatio­n in den Teleskopen. „Sie sind nichts anderes als eine Zeitmaschi­ne. Denn je weiter man hinausscha­ut, desto weiter blickt man in die Vergangenh­eit zurück.“Es könne ja sein, dass ein Stern bereits gar nicht mehr existiere, wenn man ihn sieht.

Schüler, die vor mehr als 30 Jahren mit Christ vor der Schneewehe im Kleinbus feststeckt­en, werden auch am Wochenende zu Besuch sein. Sie werden dann sicher stolz auf die Kuppel der Sternwarte blicken. Einem Projekt, bei dessen Geburtsstu­nde sie damals ein Teil waren.

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Foto: Verena Mörzl Ernst Christ kam 1982 auf die Idee, in Oettingen eine Sternwarte zu bauen. Inzwischen gibt es, neben der Kuppel auf dem Dach, im Keller des Albrecht Ernst Gymnasiums ein Planetariu­m. Das Modell auf unserem Foto ist ein Baader Planetariu­m, in dem un ter...

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