Schüsse vor Bremer Wohnung
Mieter droht ein Jahr Haft auf Bewährung
Bremen Ein feiernder Mieter fühlt sich von mutmaßlichen Krawallmachern vor seiner Wohnungstür bedroht und versucht sie zu vertreiben. Er öffnet die Tür einen Spalt breit und feuert mit einer Schreckschusspistole ins Treppenhaus. Doch vor der Tür stehen keine Krawallmacher, sondern Polizisten. Einer von ihnen greift zu seiner Waffe und schießt durch die Tür hindurch, insgesamt fünfmal. Was er nicht ahnt: Dahinter steht eine Freundin des Mieters, die in der Wohnung gerade ihren 17. Geburtstag feiert. Sie wird lebensgefährlich verletzt.
So geschah es im März 2016 in Bremen. Inzwischen steht fest, wer für die Verletzungen des Mädchens zur Verantwortung gezogen werden soll – nicht der Beamte, sondern der Mieter. Dem 34-jährigen Polizisten bescheinigte die Staatsanwaltschaft bald nach dem Vorfall, dass er sich subjektiv in einer Notwehrsituation befunden habe. Für ihn sei nicht erkennbar gewesen, dass es sich beim Pistolenknall um einen Schreckschuss gehandelt habe. Deshalb werde er nicht wegen versuchten Totschlags oder fahrlässiger Körperverletzung im Amt angeklagt.
Dafür erwirkte die Staatsanwaltschaft jetzt beim Amtsgericht einen Strafbefehl gegen den Mieter: ein Jahr Haft auf Bewährung; außerdem soll er 120 Stunden gemeinnützige Arbeit leisten. Ihm wird eine vorsätzliche gefährliche Körperverletzung zum Nachteil des Polizisten vorgeworfen – der hatte bei dem Einsatz ein Knalltrauma erlitten. Überdies sei er für die Polizeischüsse und die Verwundungen des Mädchens verantwortlich, und zwar im Sinne einer fahrlässigen Körperverletzung. Er habe, so die Sprecherin der Staatsanwaltschaft, die Schüsse des Polizisten quasi provoziert und damit die Verletzungen der 17-Jährigen in Kauf genommen.
Die Vorgeschichte: Zu der Party waren ungebetene Gäste erschienen. Es kam zum Streit. Die Feiernden vertrieben die Störer, bei der Polizei ging ein Notruf ein – laut Staatsanwaltschaft vom Mieter selbst. Nach einigen Minuten wurde es dann im Treppenhaus wieder laut, und jemand trat gegen die Wohnungstür – es waren die alarmierten Polizisten.