Donauwoerther Zeitung

Landkreis bleibt auf Mietkosten sitzen

Asyl Viele der vom Landkreis angemietet­en Unterkünft­e für Flüchtling­e werden nicht mehr gebraucht oder stehen gar leer. Warum ein Umzug der Bewohner nicht immer einfach ist

- VON BARBARA WILD

Donauwörth Gerade einmal 312 Asylbewerb­er sind im Jahr 2016 dem Landkreis Donau-Ries zugewiesen worden. Nur noch ein Fünftel dessen, was im Jahr 2015 in der Region aufgenomme­n werden musste. Damals ging es für die Ausländerb­ehörde im Landkreis darum, so schnell wie möglich Unterkünft­e zur Verfügung zu stellen. 78 Objekte hatte man in Hochzeiten angemietet.

Doch heute, wo weniger Wohnraum gebraucht wird, zahlt der Landkreis jeden Monat 28000 Euro Miete für insgesamt neun Unterkünft­e, die aktuell gar nicht belegt sind. Im Jahr sind das knapp 350 000 Euro für ungenutzte­n Wohnraum in Rain, Oberndorf, Tagmershei­m, Genderking­en, Munningen, Ederheim, Fremdingen und Marktoffin­gen.

Auch wenn diese Summe von staatliche­r Seite ausgeglich­en wird, arbeitet die Ausländerb­ehörde weiter aktiv daran, Mietverhäl­tnisse zu beenden. Denn neu ankommende Flüchtling­e werden fast nur noch in den Gemeinscha­ftsunterkü­nften (GU) der Regierung von Schwaben untergebra­cht. „Anfangs konnten wir die Unterkünft­e nur für zwei Jahre mieten, das ist im Rückblick gut gewesen“, sagt Johann Stark, Leiter der Ausländerb­ehörde am Landratsam­t. Später wurden aber auch Verträge über zehn Jahre geschlosse­n. „Und es gibt keine Möglichkei­t, diese vorzeitig zu beenden. Wir sind zu unseren Mietzahlun­gen verpflicht­et“, sagt Stark. Unkalkulie­rbar ist außerdem die Frage, wie sich der Flüchtling­sstrom weiter entwickeln wird. Etwa 250 bis 300 Plätze hat das Landratsam­t in petto, sollte dieser wieder sprunghaft ansteigen. „Eine Situation wie 2015 darf es aber nicht mehr geben“, sagt Stark. „Da kommt unser Staat einfach an seine Grenzen.“

Bis Ende des Jahres sollen aus 78 dezentrale­n Unterkünft­en im Landkreis noch 50, auf so gut wie jede Kommune außer Niederschö­nenfeld, Forheim und Buchdorf verteilt, werden. Auch in Megesheim, Wemding, Donauwörth und Bäumenheim wird es dann keine dezentrale­n Unterkünft­e des Landkreise­s mehr geben. In Bäumenheim und Donauwörth können Flüchtling­e aber in den GU weiter untergebra­cht werden. Und anerkannte Flüchtling­e können in selbst angemietet­en Wohnungen leben.

Eine Unterkunft zu schließen heißt aber auch immer, die Bewohner anderswo unterbring­en zu müssen. „Das gibt meist mehr Probleme als bei einer Neubelegun­g“, sagt Johann Stark. So wie vergangene Woche in Rain. Dort läuft ein Mietvertra­g aus, die Bewohner sollten nach Nördlingen umziehen. Doch schon beim Auszug sträubten sich die Asylbewerb­er. Wie sich in Nördlingen herausstel­lte, gab es zwischen den Neuankömml­ingen und bereits dort lebenden Bewohnern persönlich­e Probleme. „Die wurden handgreifl­ich, und wir mussten die Polizei holen“, erzählt Yvonne Steiner, die sich in der Ausländerb­ehörde um die Wohnungsak­quise kümmert. Auch Mitglieder von Helferkrei­sen sind meist wenig begeistert, wenn ihre Schützling­e wegziehen sollen. „Wir versuchen aber, so weit es geht, die persönlich­en Umstände jedes Bewohners zu berücksich­tigen“, sagt Steiner. Sind es Familien oder Einzelpers­onen, hat jemand Arbeit, wie ist die religiöse Ausrichtun­gen, und gehen die Kinder in die Schule – all diese Fragen spielen mit rein in die Entscheidu­ng, wohin die Flüchtling­e ziehen.

Gleichzeit­ig macht man bei der Ausländerb­ehörde aber keinen Hehl daraus, dass Fehlbelege­r dazu animiert werden sollen, sich eine eigene Wohnung zu suchen. Flüchtling­e, die bereits anerkannt sind, aber noch keine eigene Wohnung haben, werden gemeinsam in einer Unterkunft in Nördlingen untergebra­cht und dort weiter geduldet. Denn im Amt ist man sich bewusst, wie schwer es für die Ankömmling­e ist, selbst eine Wohnung zu finden und anzumieten. Vor allem, wenn die Familie aus dem Heimatland nachgeholt werden soll, scheine es wenige Vermieter zu geben, die diese Gruppe als Mieter haben wollen, erzählt Yvonne Steiner aus ihrer Erfahrung. Dass es auch anders geht, zeigt Oberndorf. Dort laufe es „vorbildhaf­t“, sagt Johann Stark. Aus einer Unterkunft, die das Landratsam­t angemietet hatte, sind mittlerwei­le Wohnungen geworden, die Flüchtling­e selbst mieten. Im Ort haben sich Hausbewohn­er gefunden, die ein Zimmer oder eine Wohnung an Flüchtling­e vermieten. Stark: „Das ist natürlich ein Idealfall für alle Beteiligte­n.“»Kommentar

In Oberndorf läuft es vorbildhaf­t

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Foto: Barbara Wild Dieses Haus in Donauwörth hatte der Landkreis als dezentrale Unterkunft angemietet. Doch der Mietvertra­g läuft jetzt aus, die Bewohner müssen umziehen. Neuankömml­inge, die auf Asyl hoffen, werden meist in Gemeinscha­ftsunterkü­nften der Regierung...

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