Landkreis bleibt auf Mietkosten sitzen
Asyl Viele der vom Landkreis angemieteten Unterkünfte für Flüchtlinge werden nicht mehr gebraucht oder stehen gar leer. Warum ein Umzug der Bewohner nicht immer einfach ist
Donauwörth Gerade einmal 312 Asylbewerber sind im Jahr 2016 dem Landkreis Donau-Ries zugewiesen worden. Nur noch ein Fünftel dessen, was im Jahr 2015 in der Region aufgenommen werden musste. Damals ging es für die Ausländerbehörde im Landkreis darum, so schnell wie möglich Unterkünfte zur Verfügung zu stellen. 78 Objekte hatte man in Hochzeiten angemietet.
Doch heute, wo weniger Wohnraum gebraucht wird, zahlt der Landkreis jeden Monat 28000 Euro Miete für insgesamt neun Unterkünfte, die aktuell gar nicht belegt sind. Im Jahr sind das knapp 350 000 Euro für ungenutzten Wohnraum in Rain, Oberndorf, Tagmersheim, Genderkingen, Munningen, Ederheim, Fremdingen und Marktoffingen.
Auch wenn diese Summe von staatlicher Seite ausgeglichen wird, arbeitet die Ausländerbehörde weiter aktiv daran, Mietverhältnisse zu beenden. Denn neu ankommende Flüchtlinge werden fast nur noch in den Gemeinschaftsunterkünften (GU) der Regierung von Schwaben untergebracht. „Anfangs konnten wir die Unterkünfte nur für zwei Jahre mieten, das ist im Rückblick gut gewesen“, sagt Johann Stark, Leiter der Ausländerbehörde am Landratsamt. Später wurden aber auch Verträge über zehn Jahre geschlossen. „Und es gibt keine Möglichkeit, diese vorzeitig zu beenden. Wir sind zu unseren Mietzahlungen verpflichtet“, sagt Stark. Unkalkulierbar ist außerdem die Frage, wie sich der Flüchtlingsstrom weiter entwickeln wird. Etwa 250 bis 300 Plätze hat das Landratsamt in petto, sollte dieser wieder sprunghaft ansteigen. „Eine Situation wie 2015 darf es aber nicht mehr geben“, sagt Stark. „Da kommt unser Staat einfach an seine Grenzen.“
Bis Ende des Jahres sollen aus 78 dezentralen Unterkünften im Landkreis noch 50, auf so gut wie jede Kommune außer Niederschönenfeld, Forheim und Buchdorf verteilt, werden. Auch in Megesheim, Wemding, Donauwörth und Bäumenheim wird es dann keine dezentralen Unterkünfte des Landkreises mehr geben. In Bäumenheim und Donauwörth können Flüchtlinge aber in den GU weiter untergebracht werden. Und anerkannte Flüchtlinge können in selbst angemieteten Wohnungen leben.
Eine Unterkunft zu schließen heißt aber auch immer, die Bewohner anderswo unterbringen zu müssen. „Das gibt meist mehr Probleme als bei einer Neubelegung“, sagt Johann Stark. So wie vergangene Woche in Rain. Dort läuft ein Mietvertrag aus, die Bewohner sollten nach Nördlingen umziehen. Doch schon beim Auszug sträubten sich die Asylbewerber. Wie sich in Nördlingen herausstellte, gab es zwischen den Neuankömmlingen und bereits dort lebenden Bewohnern persönliche Probleme. „Die wurden handgreiflich, und wir mussten die Polizei holen“, erzählt Yvonne Steiner, die sich in der Ausländerbehörde um die Wohnungsakquise kümmert. Auch Mitglieder von Helferkreisen sind meist wenig begeistert, wenn ihre Schützlinge wegziehen sollen. „Wir versuchen aber, so weit es geht, die persönlichen Umstände jedes Bewohners zu berücksichtigen“, sagt Steiner. Sind es Familien oder Einzelpersonen, hat jemand Arbeit, wie ist die religiöse Ausrichtungen, und gehen die Kinder in die Schule – all diese Fragen spielen mit rein in die Entscheidung, wohin die Flüchtlinge ziehen.
Gleichzeitig macht man bei der Ausländerbehörde aber keinen Hehl daraus, dass Fehlbeleger dazu animiert werden sollen, sich eine eigene Wohnung zu suchen. Flüchtlinge, die bereits anerkannt sind, aber noch keine eigene Wohnung haben, werden gemeinsam in einer Unterkunft in Nördlingen untergebracht und dort weiter geduldet. Denn im Amt ist man sich bewusst, wie schwer es für die Ankömmlinge ist, selbst eine Wohnung zu finden und anzumieten. Vor allem, wenn die Familie aus dem Heimatland nachgeholt werden soll, scheine es wenige Vermieter zu geben, die diese Gruppe als Mieter haben wollen, erzählt Yvonne Steiner aus ihrer Erfahrung. Dass es auch anders geht, zeigt Oberndorf. Dort laufe es „vorbildhaft“, sagt Johann Stark. Aus einer Unterkunft, die das Landratsamt angemietet hatte, sind mittlerweile Wohnungen geworden, die Flüchtlinge selbst mieten. Im Ort haben sich Hausbewohner gefunden, die ein Zimmer oder eine Wohnung an Flüchtlinge vermieten. Stark: „Das ist natürlich ein Idealfall für alle Beteiligten.“»Kommentar
In Oberndorf läuft es vorbildhaft