Einwandfrei
Kabarett Wie Rolf Miller mit seinen plötzlich endenden Halbsätzen und ganz besonderen Weisheiten das Publikum im Donauwörther Tanzhaus begeistert
Donauwörth Rolf Millers Auftritte sind schlicht: Das Licht geht aus, er betritt die Bühne. Auf dieser befinden sich ein Stuhl und eine Flasche Wasser. Mehr benötigt der vielfach ausgezeichnete Kabarettist aus dem Odenwald nicht. Mit seinem einzigartigen, unvergleichlichen Charme stellte er im Donauwörther Tanzhaus sein aktuelles Programm „Alles andere ist primär“vor.
Man kennt Miller seit vielen Jahren aus dem Fernsehen. Und seine unnachahmlichen Eigenheiten werden auch in Donauwörth sofort positiv aufgenommen. Seine plötzlich endenden Halbsätze, die oft sinnlos in einem anderen Kontext weitergehen. Das kieksende Lachen. Das „Dings, Dings“, wenn er nach dem passenden Begriff sucht. Oder ein lang gezogenes „Einwandfrei“, wenn ihm etwas besonders gut gefällt.
An einem kam auch Miller gleich zu Beginn nicht vorbei: „dem Trump“. Frauenfeindlich sei der – aber gut, das wären immerhin zwei Drittel aller Männer. „Und bei den Frauen ist es über die Hälfte.“
Immer wieder ging Miller auch auf seinen Kumpel Achim ein. Dessen Schwester werde allgemein nur als „Apparat“bezeichnet. Früher habe sie noch „Fruchtzwerg“geheißen. Aber dann sei sie in die Höhe geschossen. „Rein körperlich ist diese Frau eine Biowaffe.“Er habe schon überlegt, „bei ihr mal anzugreifen“, kam dann aber zum Schluss: „Die Schwester vom besten Kumpel als Freundin, das ist ja friendly fire.“Millers Folgerung: „Solo geht au.“
„Des war eine schöne Zeit, ha.“Mit diesem Satz blickte Kunstfigur Rolf auf sein Verhältnis zum Schulkameraden „Bretzinger Jürgen“zurück, den er regelmäßig verdrosch. Grund: Als großer Fan von „Dings, diesem ... Dings, Bud Spencer“wollte er wissen, ob beim Verprügeln wirklich so lustige Lau- te zu hören sind. Und was war? „Nix“. Bemerkenswert auch, mit welchen Weisheiten Rolf Miller immer wieder aufwartete und das PuDer blikum im Stadtsaal begeisterte. Einige Beispiele: „Sudoku ist Kreuzworträtsel für Menschen, die nix wissen“, „Personen in Beziehungen leben nicht länger, es kommt ihnen nur so vor“oder auch „Reden ist Schweigen, Silber ist Gold“.
Als Sportfan streifte Miller die zahlreichen Höhepunkte im vergangenen Jahr. Vom „Portugal-Gockel Ronaldo“bei der Fußball-EM über die Olympischen Spiele („Wenn sich andere bewegen, werde ich müde“) hin zu Fußball-Kommentator Béla Réthy („Der Réthy hat noch nie das gleiche Spiel gesehen wie ich ...“) und Angelique Kerber, die sich auf dem Tennisplatz gegen „Mike Tyson“durchgesetzt habe. Ob das Serena Williams auch lustig findet? Die Gäste kamen jedenfalls aus dem Lachen nicht mehr heraus.
„Die 80er – das war meine Zeit“, schwelgte der bald 50-Jährige in Erinnerung. Soweit Schwelgen in seinen gestückelten Halbsätzen möglich war. Damals hätten Miller und seine Kumpels großartige Musik gehört, aber nicht „diesen schwulen Bohlen mit Modern Talking“. Nein, bei ihnen waren es „Black Sabbath“oder auch „Atz-Datz“. So wurden „AC/DC“im Odenwald bezeichnet. Kultstatus bei Rolf, Achim & Co. besaß auch „Miami Vice“mit „diesen zwei Vollspacken“: „Gegen den blöden Crockett ist Lukas Podolski ein Mathematiklehrer.“Generell zog Miller über sein Lieblingsjahrzehnt folgendes Fazit: „Wer sich an die 80er noch erinnern kann, der hat sie nicht erlebt.“
In seiner Zugabe erwähnte Miller – jetzt als wirkliche Person und nicht mehr als kabarettistische Kunstfigur – einige lustige Anekdoten, die sich wirklich ereigneten. Abschließend meinte er mit Blick auf die Deko: „Und jetzt machen wir Fasching.“Einwandfrei.