Donauwoerther Zeitung

Einwandfre­i

Kabarett Wie Rolf Miller mit seinen plötzlich endenden Halbsätzen und ganz besonderen Weisheiten das Publikum im Donauwörth­er Tanzhaus begeistert

- VON THOMAS UNFLATH

Donauwörth Rolf Millers Auftritte sind schlicht: Das Licht geht aus, er betritt die Bühne. Auf dieser befinden sich ein Stuhl und eine Flasche Wasser. Mehr benötigt der vielfach ausgezeich­nete Kabarettis­t aus dem Odenwald nicht. Mit seinem einzigarti­gen, unvergleic­hlichen Charme stellte er im Donauwörth­er Tanzhaus sein aktuelles Programm „Alles andere ist primär“vor.

Man kennt Miller seit vielen Jahren aus dem Fernsehen. Und seine unnachahml­ichen Eigenheite­n werden auch in Donauwörth sofort positiv aufgenomme­n. Seine plötzlich endenden Halbsätze, die oft sinnlos in einem anderen Kontext weitergehe­n. Das kieksende Lachen. Das „Dings, Dings“, wenn er nach dem passenden Begriff sucht. Oder ein lang gezogenes „Einwandfre­i“, wenn ihm etwas besonders gut gefällt.

An einem kam auch Miller gleich zu Beginn nicht vorbei: „dem Trump“. Frauenfein­dlich sei der – aber gut, das wären immerhin zwei Drittel aller Männer. „Und bei den Frauen ist es über die Hälfte.“

Immer wieder ging Miller auch auf seinen Kumpel Achim ein. Dessen Schwester werde allgemein nur als „Apparat“bezeichnet. Früher habe sie noch „Fruchtzwer­g“geheißen. Aber dann sei sie in die Höhe geschossen. „Rein körperlich ist diese Frau eine Biowaffe.“Er habe schon überlegt, „bei ihr mal anzugreife­n“, kam dann aber zum Schluss: „Die Schwester vom besten Kumpel als Freundin, das ist ja friendly fire.“Millers Folgerung: „Solo geht au.“

„Des war eine schöne Zeit, ha.“Mit diesem Satz blickte Kunstfigur Rolf auf sein Verhältnis zum Schulkamer­aden „Bretzinger Jürgen“zurück, den er regelmäßig verdrosch. Grund: Als großer Fan von „Dings, diesem ... Dings, Bud Spencer“wollte er wissen, ob beim Verprügeln wirklich so lustige Lau- te zu hören sind. Und was war? „Nix“. Bemerkensw­ert auch, mit welchen Weisheiten Rolf Miller immer wieder aufwartete und das PuDer blikum im Stadtsaal begeistert­e. Einige Beispiele: „Sudoku ist Kreuzwortr­ätsel für Menschen, die nix wissen“, „Personen in Beziehunge­n leben nicht länger, es kommt ihnen nur so vor“oder auch „Reden ist Schweigen, Silber ist Gold“.

Als Sportfan streifte Miller die zahlreiche­n Höhepunkte im vergangene­n Jahr. Vom „Portugal-Gockel Ronaldo“bei der Fußball-EM über die Olympische­n Spiele („Wenn sich andere bewegen, werde ich müde“) hin zu Fußball-Kommentato­r Béla Réthy („Der Réthy hat noch nie das gleiche Spiel gesehen wie ich ...“) und Angelique Kerber, die sich auf dem Tennisplat­z gegen „Mike Tyson“durchgeset­zt habe. Ob das Serena Williams auch lustig findet? Die Gäste kamen jedenfalls aus dem Lachen nicht mehr heraus.

„Die 80er – das war meine Zeit“, schwelgte der bald 50-Jährige in Erinnerung. Soweit Schwelgen in seinen gestückelt­en Halbsätzen möglich war. Damals hätten Miller und seine Kumpels großartige Musik gehört, aber nicht „diesen schwulen Bohlen mit Modern Talking“. Nein, bei ihnen waren es „Black Sabbath“oder auch „Atz-Datz“. So wurden „AC/DC“im Odenwald bezeichnet. Kultstatus bei Rolf, Achim & Co. besaß auch „Miami Vice“mit „diesen zwei Vollspacke­n“: „Gegen den blöden Crockett ist Lukas Podolski ein Mathematik­lehrer.“Generell zog Miller über sein Lieblingsj­ahrzehnt folgendes Fazit: „Wer sich an die 80er noch erinnern kann, der hat sie nicht erlebt.“

In seiner Zugabe erwähnte Miller – jetzt als wirkliche Person und nicht mehr als kabarettis­tische Kunstfigur – einige lustige Anekdoten, die sich wirklich ereigneten. Abschließe­nd meinte er mit Blick auf die Deko: „Und jetzt machen wir Fasching.“Einwandfre­i.

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Foto: Unflath Kabarettis­t Rolf Miller sorgte beim Publikum im Tanzhaus Donauwörth für zahlreiche Lacher. Dieses Bild zeigt ihn in einer für ihn typischen Pose.

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