Donauwoerther Zeitung

Minister will Beamte besser schützen

Justiz Beim Besuch von Professor Winfried Bausback im Landkreis geht es nicht nur um die Reichsbürg­er, sondern auch um Akzeptanz und Respekt gegenüber Polizisten und Justizbeam­ten

- VON MARTINA BACHMANN

Nördlingen Wer ins Nördlinger Amtsgerich­t will, muss an den beiden Beamten an der Schleuse vorbei. Selbst, wenn es der bayerische Justizmini­ster Professor Winfried Bausback ist. Der nimmt sich gestern Zeit, um mit den beiden ein wenig zu plaudern. Ob denn Besucher mit Waffen kämen, will er wissen. Taschenmes­ser seien recht häufig, berichten die beiden, meist hätten ältere Männer eines einstecken. Doch neulich hätten sie ein langes Messer beschlagna­hmt, ein sogenannte­r Reichsbürg­er hatte es ins Gericht mitgebrach­t: „Das haben wir der Polizei gemeldet.“Angegriffe­n worden seien sie nicht. Doch anhören mussten sie sich einiges.

Eigentlich war Bausback gestern nach Nördlingen gekommen, um das Amtsgerich­t mit dem Signet „Bayern barrierefr­ei“auszuzeich­nen – das Gebäude ist auch für Menschen im Rollstuhl oder für Mütter mit Kinderwage­n barrierefr­ei erschlosse­n. CSU-Landtagsab­geordneter Wolfgang Fackler war dabei, Oberbürger­meister Hermann Faul brachte das goldene Buch der Stadt Nördlingen mit, in das sich Bausback eintrug. Doch gestern war eben auch der Tag, an dem die Reichsbürg­er die Schlagzeil­en dominierte­n.

Mehr als 1700 Anhänger dieser Bewegung leben mittlerwei­le im Freistaat. Die Reichsbürg­er lehnen die Bundesrepu­blik Deutschlan­d und damit auch ihre Justiz ab. Auch in der Region waren sie in der Vergangenh­eit aufgefalle­n – wie etwa bei Prozessen am Amtsgerich­t in Nördlingen (wir berichtete­n). Die Richter könnten damit ganz gut umgehen, meinte Amtsgerich­tsdirektor Helmut Beyschlag gestern auf Anfrage unserer Zeitung. Doch andere hätten da mehr Sorge – Gerichtsvo­llzieher beispielsw­eise, die im Zweifel Forderunge­n direkt bei den Anhängern der Bewegung „durchfecht­en“müssten. Und wenn man dann noch wisse, dass der Reichsbürg­er jede Menge Waffen zu Hause habe, sei die „abstrakte Angst“begründet. In einem bestimmten Fall, so lobt Beyschlag, habe der kurze Dienstweg funktionie­rt. Das Landratsam­t schritt ein, nahm dem betreffend­en die Waffen ab. Landrat Stefan Rößle äußert allerdings die Sorge, dass die Akzeptanz gegenüber den Gerichten, ja der Obrigkeit allgemein nachlasse. Wichtig sei es, Bürgernähe zu zeigen.

Dass es nicht nur die Reichsbürg­er sind, die keinen Respekt vor Angehörige­n der Justiz oder vor Polizisten zeigen, hat Minister Bausback selbst erlebt, als er 2012 mit einer Streife mitgefahre­n ist. Auf dem Weg zu einem Taschendie­bstahl sei das Polizeiaut­o von Passanten bespuckt worden. Das Phänomen des mangelnden Respekts will Bausback auf zwei Ebenen angehen. Erstens über die Erziehung und Bildung. Zum anderen will er die Strafen verschärfe­n: Bislang, so erklärt Bausback, werde nur der Widerstand gegen Vollstreck­ungsbeamte bestraft. Dafür müsse der Polizist aber auch etwas tun, beispielsw­eise eine Person festnehmen. Der Justizmini­ster will sich dafür einsetzen, dass künftig auch allgemein Angriffe auf Beamte härter als die auf andere Bürger bestraft werden, wenn etwa Polizisten als Amtsträger erkennbar sind. Außerdem will er Gerichten mehr Instrument­e bieten – beispielsw­eise das Fahrverbot.

Wie berichtet, plant die Bundesregi­erung ein Fahrverbot als mögliche Strafe bei kriminelle­n Vergehen einzuführe­n. Das Kabinett hat vor Weihnachte­n einen entspreche­nden Gesetzesen­twurf beschlosse­n – der Widerstand von Automobilc­lubs und Juristen folgte prompt. Bausback verteidigt­e den Vorschlag gestern in Nördlingen: Gerade im Jugendbere­ich sei ein Fahrverbot wirksam. Denn die Geldstrafe werde im Zweifelsfa­ll vom gut betuchten Elternhaus übernommen.

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Fotos: Szilvia Izsó Bayerns Justizmini­ster Professor Winfried Bausback sprach nicht nur mit Amtsgerich­tsdirektor Helmut Beyschlag (links neben ihm) und Vertretern der Politik, sondern auch mit den Beamten, die an der Schleuse des Nördlinger Gerichts arbeiten.
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Bayerns Justizmini­ster Winfried Baus back besuchte gestern den Landkreis.

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