Das Smartphone im Kinderzimmer
Familien im Fokus Längst hat die digitale Revolution in den Alltag Einzug gehalten. Auch auf das Familienleben haben Handys und Tablets großen Einfluss
Donauwörth Vor gut zehn Jahren hat Apple mit dem iPhone das erste Smartphone auf den Markt gebracht und damit die gesamte digitale Welt revolutioniert. Die nahezu unzähligen Möglichkeiten, die solche Geräte in sich bergen, haben dabei Auswirkungen auf alle Bereiche des Lebens, von denen selbst die Kleinsten in der Gesellschaft schon betroffen sind.
Denn oftmals kommen die Kinder inzwischen schon in ihren ersten Lebensjahren in Kontakt mit Smartphones, Tablets und Computern, was stets mit einer gewissen Vorsicht zu behandeln ist. „Je jünger ein Kind ist, das mit den neuen Medien umgeht, desto größer ist die Gefahr von Entwicklungsstörungen“, erklärt Sozialpädagogin Barbara Rembold von der KJF Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung Donauries. „Kinder haben das Bedürfnis, ihre Umwelt zu erkunden. Diese Entwicklungsschritte können dadurch unterstützt werden, dass die Kleinen in der Natur sind, mit Gleichaltrigen spielen oder ihre Phantasie beim Bauen mit Holzklötzchen einsetzen. Darum ist ein kontrollierter Umgang mit den neuen Medien unerlässlich.“
Auch der Diplom-Sozialpädagoge Stefan Graßl, Präventionsbeauftragter des Landratsamts Donau-Ries, betont hierbei besonders die Wichtigkeit von Regeln im Umgang mit den neuen Medien: „Eltern müssen mit ihren Kindern genaue Zeiten ausmachen, wann das Smartphone benutzt werden darf, z.B. nach der Erledigung der Hausaufgaben“. Das sei auch deshalb wichtig, weil der erhöhte Kommunikationsdruck durch die Smartphones für die Heranwachsenden teilweise zu einer echten Belastung werde. „Manche Jugendliche sind wegen 500 bis 600 Nachrichten täglich bis in die Nacht beschäftigt. Das ist echter Stress für sie“, erzählt der Präventionsbeauftragte, der stets viel an Schulen unterwegs ist, um gemeinsam mit Vertretern von Suchtberatung, Polizei und kommunaler Jugendarbeit sowie einer Notärztin über Sucht in allen Variationen aufzuklären. Dabei betont er deutlich: „Suchtprävention, ohne über Mediennutzung zu sprechen, geht heute gar nicht mehr.“Dies bestätigt auch Barbara Rembold: „Selbst wenn die neuen Medien nicht das Hauptproblem sind, wenn Eltern zu uns kommen, so sind sie in ihrer Breite doch in vielen Fällen eines der Themen, die im Laufe der Beratungen angesprochen werden.“
Auch wenn sicherlich ein Großteil der Jugend vernünftig damit umgehen könne, gebe es doch stets einen gewissen Prozentsatz, der durch die Faszination an der Menge von Funktionen und der Kommunikationsschnelligkeit Probleme im Umgang mit den neuen Medien habe, da sind sich beide Experten einig. Doch nicht nur die Kinder und Jugendlichen können in den Familien von der übermäßigen Nutzung von Smartphone, Tablet und Co. betroffen sein. Auch Eltern lassen sich dadurch oftmals ablenken, sodass sie weniger auf ihre Kinder achten. Aus diesem Grund hat das Landratsamt Augsburg die Kampagne „Sprechen Sie lieber mit ihrem Kind!“ins Leben gerufen. Damit soll das Bewusstsein geschärft werden, dass Kommunikation selbst bei den Kleinsten schon über Blickkontakt und ungeteilte Aufmerksamkeit läuft. Wenn Eltern zu sehr mit ihrem Smartphone beschäftigt seien, würden sie viele wichtige Gelegenheiten verpassen, um die momentanen Erlebnisse ihrer Kinder zu erfassen. Mit der Kampagne sollen Eltern dafür sensibilisiert werden, ihrem Nachwuchs mehr Zeit und Aufmerksamkeit zu schenken. Zusätzlich geht es bei der Kampagne auch um die Vorbildfunktion, damit den Kindern nicht von ihren Eltern ein ständiges Online-Sein vorgelebt wird.
Eltern lassen sich oftmals von der Technik ablenken