Berufsschule wird noch teurer
Bildung Nicht nur bei der Planung gab es Probleme. Das alte Gebäude war auch in einem weit schlechteren Zustand, als ursprünglich angenommen
Nördlingen Eigentlich wollte der Landkreis für die aktuelle Sanierung am beruflichen Schulzentrum in Nördlingen nur 5,4 Millionen Euro ausgeben. Schon im vergangenen Sommer war absehbar: Das wird nichts. Von 5,7 Millionen Euro war damals die Rede. Doch auch diese Summe reicht nicht mehr aus. Nein, jetzt kostet das Projekt am Ende wohl sogar 6,9 Millionen Euro – und damit rund 1,5 Millionen Euro mehr, als im Herbst 2015 geplant. Nun ist diese Baustelle nicht die einzige, die den ursprünglichen Kostenrahmen sprengt. Auch am Theodor-Heuss-Gymnasium wird der Landkreis mit den vorgegebenen 20,7 Millionen Euro nicht auskommen. Landrat Stefan Rößle wollte über die Gründe in der Sitzung des Kreisbauausschusses informieren – auch „selbstkritisch“.
Und so war für die Bauverwaltung des Landratsamtes nicht alles schmeichelnd, was in Sachen Berufsschule auf den Tisch kam. Ein Beispiel: Offensichtlich hatte ein Mitarbeiter, der das Amt mittlerweile verlassen hat, ein Bodengutachten nicht pünktlich in Auftrag gegeben. So wurde die ursprüngliche Kostenberechnung ohne das Gutachten gemacht – und damit un- Rößle: „Eine bessere Betreuung der Baustelle vor Ort durch unser Haus wäre wünschenswert gewesen.“Seit Frühling 2016 ist Joachim Aurnhammer der neue Leiter der Abteilung.
Der Wurm war drin, vieles lief nicht so glatt wie geplant. Einige Beispiele: Der bisherige Altbau H am beruflichen Schulzentrum (einst war dort die Hauswirtschaft untergebracht) war in schlechterem Zustand, als gedacht. In tragenden Wände fand man Schlitze, die zu einem Drittel durchgängig waren – da schlug der Statiker Alarm. Der Keller war so feucht, dass er umfangreicher saniert werden musste. Der vorgeschriebene Brandschutz fehlte an der Kellerdecke. Und aus der „Verteilerküche“musste eine werden, in der auch gekocht werden kann. Die geplanten Kosten für die Außengestaltung ließen nur Schotter zu und in der Aula war an der Medientechnik gespart worden. Nicht zuletzt musste man das Gebäude auch noch im Hinblick auf ein mögliches Erdbeben ertüchtigen. Wie berichtet, hatte der Landkreis gleich zwei Anträge gestellt, um das zu vermeiden.
Was Ingenieur Thomas Beck vom Architekturbüro Obel und Partner aus Donauwörth sowie Aurnhammer vortrugen, nannte Georg Vel- linger (CSU/AL-JB) „nicht erfreulich“. Jedoch: „Es kostet nur dann nicht mehr, wenn man woanders Abstriche macht.“Er sprach sich dafür aus, die Bauverwaltung personell zu stärken – das spare im Endeffekt Geld. Ursula Straka (SPD) ging noch einen Schritt weiter: Der Kreistag und seine Ausschüsse hätten teilweise „Hoppla-Hopp-Beschlüsse“gefällt, die die Verwaltung dann unter enormen Zeitdruck umsetzen musste. Zum anderen könne man bei solchen Bauprojekten generell die Kosten nicht deckeln oder schlicht sagen „Das muss billiger gehen“. Denn viele Dinge kämen erst in der Bauphase ans Tageslicht, dann werde es schnell „saumäßig teuer“.
Die Summen im Investitionsprogramm müsse man als „Hausnummern“, nicht als reelle Zahlen sehen. Straka forderte mehr Vorlauf für Großprojekte und mehr Personal für die Bauverwaltung. Dr. Andreas Becker (Frauen/ÖDP/FW) konnte keine Kostenverschwendung feststellen: „Da sind ja keine Blödmänner am Werk.“Solange die Steigerungen begründbar seien, gelte das Motto „Augen zu und durch“. Ursula Kneißl-Eder (Grün-Soziale) sah das Ganze etwas kritischer, verwies auf den Keller. Ihrer Meinung nach hätte man bei dem Projekt gegenauer. nauer hinschauen müssen. Nicht einigen konnten sich Rößle und Dr. Martin Drexler (CSU/AL-JB), ob die teils doppelten Planungskosten gerechtfertigt waren, oder nicht. Dass dieser Bereich insgesamt um 500000 Euro angestiegenen war, hatte auch Gerhard Martin (SPD) kritisiert.
Nur einen Zwischenstand konnte Aurnhammer zum Thema Sanierung Theodor-Heuss-Gymnasium geben. Denn, so erklärte Landrat Rößle, für eine abschließende Berechnung der Kosten seien noch folgende Punkte zu klären: Die Außenanlagen sind bislang nicht im Detail geplant; für den dritten Bauabschnitt fehlt noch die Feinplanung; ein Unternehmen fordert 300000 Euro mehr für seine Leistungen – dies müsse noch geklärt werden. Zudem: Wenn die Bauarbeiten länger dauern, muss die Schule auch länger auf die Container ausweichen. Und die kosten alleine im Monat 86 000 Euro. Der Bauausschuss beschloss zudem, auf dem Mittelgebäude des THGs eine Fotovoltaik-Anlage errichten zu lassen. Die soll pro Jahr rund 61000 Kilowattstunden Strom erzeugen, der in der Schule direkt verbraucht sowie ins Netz eingespeist werden soll. Die Anlage kostet rund 91630 Euro brutto. »Kommentar