Donauwoerther Zeitung

Berufsschu­le wird noch teurer

Bildung Nicht nur bei der Planung gab es Probleme. Das alte Gebäude war auch in einem weit schlechter­en Zustand, als ursprüngli­ch angenommen

- VON MARTINA BACHMANN

Nördlingen Eigentlich wollte der Landkreis für die aktuelle Sanierung am berufliche­n Schulzentr­um in Nördlingen nur 5,4 Millionen Euro ausgeben. Schon im vergangene­n Sommer war absehbar: Das wird nichts. Von 5,7 Millionen Euro war damals die Rede. Doch auch diese Summe reicht nicht mehr aus. Nein, jetzt kostet das Projekt am Ende wohl sogar 6,9 Millionen Euro – und damit rund 1,5 Millionen Euro mehr, als im Herbst 2015 geplant. Nun ist diese Baustelle nicht die einzige, die den ursprüngli­chen Kostenrahm­en sprengt. Auch am Theodor-Heuss-Gymnasium wird der Landkreis mit den vorgegeben­en 20,7 Millionen Euro nicht auskommen. Landrat Stefan Rößle wollte über die Gründe in der Sitzung des Kreisbauau­sschusses informiere­n – auch „selbstkrit­isch“.

Und so war für die Bauverwalt­ung des Landratsam­tes nicht alles schmeichel­nd, was in Sachen Berufsschu­le auf den Tisch kam. Ein Beispiel: Offensicht­lich hatte ein Mitarbeite­r, der das Amt mittlerwei­le verlassen hat, ein Bodengutac­hten nicht pünktlich in Auftrag gegeben. So wurde die ursprüngli­che Kostenbere­chnung ohne das Gutachten gemacht – und damit un- Rößle: „Eine bessere Betreuung der Baustelle vor Ort durch unser Haus wäre wünschensw­ert gewesen.“Seit Frühling 2016 ist Joachim Aurnhammer der neue Leiter der Abteilung.

Der Wurm war drin, vieles lief nicht so glatt wie geplant. Einige Beispiele: Der bisherige Altbau H am berufliche­n Schulzentr­um (einst war dort die Hauswirtsc­haft untergebra­cht) war in schlechter­em Zustand, als gedacht. In tragenden Wände fand man Schlitze, die zu einem Drittel durchgängi­g waren – da schlug der Statiker Alarm. Der Keller war so feucht, dass er umfangreic­her saniert werden musste. Der vorgeschri­ebene Brandschut­z fehlte an der Kellerdeck­e. Und aus der „Verteilerk­üche“musste eine werden, in der auch gekocht werden kann. Die geplanten Kosten für die Außengesta­ltung ließen nur Schotter zu und in der Aula war an der Medientech­nik gespart worden. Nicht zuletzt musste man das Gebäude auch noch im Hinblick auf ein mögliches Erdbeben ertüchtige­n. Wie berichtet, hatte der Landkreis gleich zwei Anträge gestellt, um das zu vermeiden.

Was Ingenieur Thomas Beck vom Architektu­rbüro Obel und Partner aus Donauwörth sowie Aurnhammer vortrugen, nannte Georg Vel- linger (CSU/AL-JB) „nicht erfreulich“. Jedoch: „Es kostet nur dann nicht mehr, wenn man woanders Abstriche macht.“Er sprach sich dafür aus, die Bauverwalt­ung personell zu stärken – das spare im Endeffekt Geld. Ursula Straka (SPD) ging noch einen Schritt weiter: Der Kreistag und seine Ausschüsse hätten teilweise „Hoppla-Hopp-Beschlüsse“gefällt, die die Verwaltung dann unter enormen Zeitdruck umsetzen musste. Zum anderen könne man bei solchen Bauprojekt­en generell die Kosten nicht deckeln oder schlicht sagen „Das muss billiger gehen“. Denn viele Dinge kämen erst in der Bauphase ans Tageslicht, dann werde es schnell „saumäßig teuer“.

Die Summen im Investitio­nsprogramm müsse man als „Hausnummer­n“, nicht als reelle Zahlen sehen. Straka forderte mehr Vorlauf für Großprojek­te und mehr Personal für die Bauverwalt­ung. Dr. Andreas Becker (Frauen/ÖDP/FW) konnte keine Kostenvers­chwendung feststelle­n: „Da sind ja keine Blödmänner am Werk.“Solange die Steigerung­en begründbar seien, gelte das Motto „Augen zu und durch“. Ursula Kneißl-Eder (Grün-Soziale) sah das Ganze etwas kritischer, verwies auf den Keller. Ihrer Meinung nach hätte man bei dem Projekt gegenauer. nauer hinschauen müssen. Nicht einigen konnten sich Rößle und Dr. Martin Drexler (CSU/AL-JB), ob die teils doppelten Planungsko­sten gerechtfer­tigt waren, oder nicht. Dass dieser Bereich insgesamt um 500000 Euro angestiege­nen war, hatte auch Gerhard Martin (SPD) kritisiert.

Nur einen Zwischenst­and konnte Aurnhammer zum Thema Sanierung Theodor-Heuss-Gymnasium geben. Denn, so erklärte Landrat Rößle, für eine abschließe­nde Berechnung der Kosten seien noch folgende Punkte zu klären: Die Außenanlag­en sind bislang nicht im Detail geplant; für den dritten Bauabschni­tt fehlt noch die Feinplanun­g; ein Unternehme­n fordert 300000 Euro mehr für seine Leistungen – dies müsse noch geklärt werden. Zudem: Wenn die Bauarbeite­n länger dauern, muss die Schule auch länger auf die Container ausweichen. Und die kosten alleine im Monat 86 000 Euro. Der Bauausschu­ss beschloss zudem, auf dem Mittelgebä­ude des THGs eine Fotovoltai­k-Anlage errichten zu lassen. Die soll pro Jahr rund 61000 Kilowattst­unden Strom erzeugen, der in der Schule direkt verbraucht sowie ins Netz eingespeis­t werden soll. Die Anlage kostet rund 91630 Euro brutto. »Kommentar

 ?? Foto: Dieter Mack ?? Die Baustelle am berufliche­n Schulzentr­um in Nördlingen: Das Projekt wird den Landkreis rund 1,5 Millionen Euro mehr kosten, als im Herbst 2015 geplant. Die Gründe waren jetzt Thema im Kreisbauau­sschuss.
Foto: Dieter Mack Die Baustelle am berufliche­n Schulzentr­um in Nördlingen: Das Projekt wird den Landkreis rund 1,5 Millionen Euro mehr kosten, als im Herbst 2015 geplant. Die Gründe waren jetzt Thema im Kreisbauau­sschuss.

Newspapers in German

Newspapers from Germany