Noch genauer hinschauen
Nur einen Schuldigen gibt es bei diesem Thema nicht. Und nur einen Grund, warum die beiden Sanierungsprojekte Berufsschule und Theodor-Heuss-Gymnasium in Nördlingen teurer wurden, auch nicht. Nein, es war ganz offensichtlich ein Zusammenspiel von falschen Einschätzungen und Fehlern, das dazu geführt hat, dass die ursprünglichen Kosteneinschätzungen nicht eingehalten werden können. Jetzt gilt es, daraus zu lernen.
Die Kreispolitiker haben Wunschlisten aufgestellt und gleichzeitig versucht, die Kosten niedrig zu halten. Eine schwierige Kombination – ein Oberklasseauto bekommt man auch nicht zum Preis eines Kleinwagens. Realistischer müssen die Vorstellungen der Politiker werden, auch im Punkt Zeit. Dass die Planungen für Großprojekte jetzt drei Jahre vor Baubeginn starten sollen, ist ein guter Ansatz. Dann verwandeln sich die „Hausnummern“im Investitionsprogramm auch rechtzeitig in reelle Zahlen, mit denen man gut arbeiten kann. Positiv ist auch der Wunsch, die Bauverwaltung aufzustocken. Damit wird der Landkreis am Ende wohl Geld sparen.
Die Behörde hatte sich in der Vergangenheit offensichtlich unter Druck setzen lassen – und durch einen Personalwechsel Zeit verloren. Das ist normal, neue Leute müssen sich erst einarbeiten. Und Joachim Aurnhammer wird sicher sein Scherflein dazu beitragen, dass solche Kostensteigerungen, wie jetzt vorgestellt, nicht mehr vorkommen. Er kann aus den Fehlern seiner Vorgänger lernen, er muss sein Team gut ausrichten. Dass Landrat Stefan Rößle die Probleme kritisch aufarbeiten will, ist gut. Dass er die Zahlen und Gründe öffentlich darlegt und nicht hinter verschlossenen Türen tagen lässt, auch. Nur eines sollte dabei auch nicht vergessen werden: Rößle ist der Chef der Landkreis-Verwaltung. Wenn seine Leute Fehler machen, ist er ebenso dafür verantwortlich. Bei großen Projekten muss auch der Landrat selbst noch genauer hinschauen.