Donauwoerther Zeitung

Weg von den Buletten

Essen Ministerin verbannt Fleisch. Einem Kollegen schmeckt das gar nicht

- VON MICHAEL STIFTER

Augsburg Eines muss man Barbara Hendricks lassen: Auf der Zielgerade­n ihrer Amtszeit lässt sich die bislang eher blasse SPD-Politikeri­n eine Menge einfallen, um doch noch irgendwie in Erinnerung zu bleiben. Die neueste Idee: Was ihre Gäste im Umweltmini­sterium auf den Teller bekommen, darf ausdrückli­ch nicht Fisch und nicht Fleisch sein. Als Gastgeberi­n will sie mit gesundem Beispiel vorangehen und lässt fürderhin nur noch vegetarisc­h auftischen. Das wiederum schmeckt einem Kollegen überhaupt nicht.

Christian Schmidt ist Landwirtsc­haftsminis­ter und teilt eigentlich nur eine Eigenschaf­t mit Hendricks: Auch er arbeitet die meiste Zeit im Verborgene­n. Nun aber hat der CSU-Mann einen simplen Weg gefunden, um sich last minute doch noch Profil zu verschaffe­n – und zwar in seiner neuen Rolle als „Anti-Hendricks“. Na Mahlzeit...

Als erste „Amtshandlu­ng“zettelte er gleich mal einen veritablen Bauernaufs­tand gegen die SPD-Ministerin und deren verunglück­te Bauernrege­ln an, die Herr Schmidt für eine Schweinere­i hält. Dabei verschweig­t der Mann freilich, dass er selbst den Höhepunkt seiner Laufbahn einer solchen Bauernrege­l zu verdanken hat: Mit „One apple a day keeps Putin away“rief er einst als Rächer der heimischen Obstbauern zum politisch korrekten Apfelverze­hr auf – und schaffte es ausnahmswe­ise in die Nachrichte­n. Jetzt opponiert er also gegen den Fleischlos­fischlos-Speiseplan der Umweltmini­sterin. „Mit mir gibt es keinen Veggie-Day durch die Hintertür“, sagt Schmidt. Was er nicht sagt: Hendricks’ Servieremp­fehlung gilt eh nur für Gäste ihres Hauses – und dass sie den Kollegen Schmidt noch mal zum Essen einlädt, ist eher unwahrsche­inlich. Aber das dürfte ihm wurscht sein.

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