Silikon, Grafit und eine Prise Gold
Messe Goldschmiede und Uhrenmacher zeigen ihren Schmuck auf der Inhorgenta in München. Ein Streifzug durch die Hallen
Augsburg/München Monika Seitter aus Düsseldorf trägt einen markanten Ring. Die mehr als erbsengroße Tahiti-Perle ist in blütenförmiges, geschwärztes Silber gefasst und aufgezogen an drei Bändern aus anthrazitfarbenem Kunststoff. Das Schmuckstück springt ins Auge und das soll es auch. Der Ring sei ihr „Topseller“, sagt die Goldschmiedin und jetzt, auf der Schmuckmesse „Inhorgenta“in München ist sie selbst die beste Werbung für ihre Kollektionen. Der Stand von Seitter zählt zu denen der „zeitgenössischen Schmuckgestalter“. Meist sind es Betriebe mit wenigen Mitarbeitern, die auf ausgefallene Designs und individuelle Schmuckstücke setzen.
Neben ihren teils bonbonbunten Ringen aus Kunststoff liegen in Seitters Auslage zum Beispiel auch zu Armbändern aufgereihte Perlen. Der Clou: Die Perlen sind in medizinischem Silikon eingebettet, sie wirken eher futuristisch als altbacken.
Auch die Goldschmiede der Familie Grafe aus Schwerte verarbeiten nicht nur Edelmetall. „Unsere zweite Sparte ist Schmuck aus Carbon“, sagt Mats Grafe und zeigt auf schwarze Ringe und Ketten in der Vitrine, gepickt mit Diamanten oder Tüpfeln aus Gold. „Der verkauft sich sehr gut.“Der Schmuck von Seitter und Grafe bewegt sich auf dem gleichen Preisniveau, je nach Material geht es bei etwa 300 Euro los.
„Grafit ist sehr stabil, auch im Preis“, sagt Goldschmied Grafe. Für die Unternehmen lohnt es sich in doppelter Hinsicht, mit anderen Materialien zu arbeiten. Nicht nur, dass sich ihre Designs abheben und leicht wiederzuerkennen sind. Auch die Einkaufspreise von Kunststoff oder Grafit kennen kaum Schwankungen.
Der Preis für Gold dagegen ändert sich ständig. Inflation, Zinsen, die Aktienmärkte – es gibt viele Faktoren, die Einfluss darauf nehmen, ob das Gramm rund 38 Euro kostet oder nicht (Stand 19. Februar 2017).
Verarbeitet man Gold, erläutert die Münchner Schmuckdesignerin Monika Jakubec, sind die Materialkosten höher als die Kosten für die Arbeitszeit. Für Schmuck aus Silber und anderen Materialien bemisst sich dagegen der Preis hauptsächlich daran, wie viele Stunden Arbeit der Designer investiert hat. Auch Jakubec hat einen Stand auf der Messe, sie bietet Ringe und Manschettenknöpfe aus bunten Kunstharzen an.
Die Münchner Schmuckmesse Inhorgenta läuft noch bis Dienstag und ist für Fachbesucher geöffnet. Händler, Designer, aber auch Diamant-Gutachter, Mineralogen oder Uhrenmacher wandeln durch die Hallen in München-Riem.
Die Ringe, Ketten und Accessoires in Halle B1, gleich nach dem Eingang, sind besonders exklusiv. Hier tragen viele Männer maßgeschneiderte Anzüge und es riecht nach teuren Düften. Interessenten bekommen an den Ständen Espresso aus der Siebträgermaschine und es gibt extra abgetrennte Kammern, um in Ruhe die Kollektionen zu begutachten und sich beraten zu lassen. Eine schweizerische Schmuckmanufaktur zeigt einen preisgekrönten Drehring, der „einzigartige Lichteffekte“verspricht. Der Ring kostet 10 000 Euro, das gilt in dieser Halle schon fast als Schnäppchen.
Bunt gemischt ist dagegen die Uhren-Halle, die deutsche Marke Junghans präsentiert sich neben den japanischen Uhren von Casio. Junghans setzt auf Nostalgie – ein auf Hochglanz polierter Oldtimer in der Mitte des Standes soll an die Wirtschaftswunderzeit nach dem Zweiten Weltkrieg erinnern, die Zifferblätter der Uhren sind klassischschlicht. Casio baut dagegen auf vernetzte Uhren, auf das unzerstörbare Modell G-Shock für Extremsportler und Abenteurer oder auf den Neunziger-Klassiker Baby-G. In dieser Halle gibt es Uhren für jedes Budget.
Seit 1973 findet die Inhorgenta in München statt, sie gilt als die größte Schmuckmesse in der Europäischen Union. Fast tausend Aussteller aus 40 Ländern sind angereist, um in „die Welt von Schmuck und Uhren“einzutauchen.
Gold kostet mehr als die Arbeitszeit des Designers Der Edelschmuck kennt keine obere Preisgrenze