Ein bisschen Broadway – ohne Trump
Jazz & Kunst Die Musik steht an einem besonderen Abend im Vordergrund. Warum das Konzept auch in der dritten Auflage so große Begeisterung findet
Donauwörth Es sollte ein Abend mit Jazz und Kunst werden, „aber auch ein Abend ohne Trump“. So jedenfalls formulierte es die Moderatorin. Barbara Sagel wollte damit einen Wink geben, dass Musik und Kunst kreative Freiheit voraussetzen und diese Freiheit, wie sie sagte, nicht selbstverständlich sei. Eine Ansage, die „Jazz & Kunst“eine nachdenkliche Note gab.
„Jazz & Kunst“gab es im Donauwörther Zeughaus in der dritten Auflage. Die „Cold Water Production“als ein musikalisches Projekt des Huisheimer Bassisten und Gitarristen Arndt Pischke und des Donauwörther Schlagzeugers Helmar Sagel hat es geschafft, die Veranstaltung in Donauwörth zu etablieren. Mehr noch: Damit wird die Jazz-Szene in und um Donauwörth belebt und gestärkt.
Der Abend wird noch lange nachklingen, weil die Veranstalter mit der aus Frankfurt stammenden „Tim Zeheleins Trion“ein Glücksgriff gelungen ist. Der Pianist Tim Zehelein interpretiert typische Arrangements ganz modern, selektiert aus 100 Jahren Jazz. Free-Jazz ist nicht Zehenleins Ding, er spielt mit Götz Ommert am Bass und dem Schlagwerker Jörg Kießling am liebten Standards aus vergangenen Zeiten. Kein Problem, ist doch Jazz absolut zeitlos und tut ein Ausflug an den Broadway oder nach Mannhaften immer gut. Die angenehme Harmonik fürs Ohr, die die Jungs boten, und der Main Stream Jazz, angelehnt an Meister wie Chick Corea oder Keith Jarrett, ließen die Gäste im ausverkauften Zeughaus schnell dem Alltag entrücken.
Den zweiten Act stellten Arndt Pischke und Helmar Sagel mit ihrer eigenen Band, JazzMenCWP. Es ist die mittlerweile angesagteste JazzCombo im Landkreis. Charlie Parker, Miles Davis, Dave Brubeck und die Entwicklungen des modernen Jazz-Rock prägen die Welt der Formation, die der Saxofonist Bernd Fischer und Markus Prügel am Klavier ergänzten. Die vier sorgten mit großer Virtuosität und dem richtigen „Feeling“für wichtige „Kicks“für besondere Momente der Freude im Publikum.
Als verbindendes Element zwischen diesen vielfältigen Beiträgen fungierte unterhaltsam, mit in die Tiefe gehenden Erklärungen der einzelnen Acts Barbara Sagel. Ihre Moderation wirkte wie ein „roter Faden“, der sich durch den Abend zog. Dass sie dann selbst noch groovte, war eines der Highlights, ebenso wie die Solis der Musiker.
Inspirierender Gedankenaustausch
Die Besucher empfanden die Möglichkeit, zum Gedankenaustausch, inspiriert mit guten Getränken und Häppchen, als angenehm. Als ausstellende Künstler hatten die Organisatoren Nathalie Schnider-Lang und Raluca Petrulian gewinnen können. Schnider-Lang zeigte einiFormation ge Exponate ihrer figurativen Plastik. „Zum Ausdruck soll des Lebendige kommen, das Persönliche, er Moment“, sagt die in der Schweiz geborene, heute in Nördlingen lebende Künstlerin. Ihr Bekenntnis: „Es ist ein intuitiver Dialog mit dem Material, der bei mir immer von Musik begleitet und geleitet ist.“Wie passend!
Die Augsburger Malerein Raluca Petrulian zeigte unter dem Motto „Eine Anordnung von Welt“eine kleine Auswahl ihrer Bilder. Sie wolle damit keine Geschichten erzählen oder illustrieren, „ebenso wenig wie ein Gedicht“. Erzählen heiße für sie auch „begrenzen und abschließen“, erklärt die aus Rumänien stammende Künstlerin. Vielmehr sieht sie in ihren Gemälden „...eine Anordnung von Welt in einem bestimmten Augenblick.“
Der Abend hat gezeigt: Jazz hat auch in Nordschwaben seine Anhänger. Es scheint als würden sie mehr. Der Abend hat jedenfalls „Lust auf mehr“gemacht.