Donauwoerther Zeitung

Ärger um Reitbahn

Debatte Tierschütz­er fordern Verbot des Ponykaruss­ells auf der Nördlinger Mess’

- VON JAN KANDZORA

Nördlingen Der Konflikt zwischen Tierschütz­ern und den Betreibern des Ponykaruss­ells auf der Nördlinger Mess’ geht in die nächste Runde. Die Tierrechts­organisati­on Animals United macht Druck und fordert in einem offenen Brief vom Nördlinger Stadtrat, „ein zeitnahes Verbot auszusprec­hen, um die Ponys vor weiterer Tortur zu bewahren.“Schon seit Längerem kritisiere­n einige Tierschütz­er die Reitbahn. Aus deren Sicht ist das Ponykaruss­ell tierschutz­widrig. Ponys als „lebendige Attraktion­en“einzusetze­n, sei „schlichtwe­g Tierquäler­ei“, so Animals United. Die Organisati­on hat das Protokoll einer „einwöchige­n Beobachtun­g“der Reitbahn auf der Mess’ 2016 mitgeschic­kt, bei der Mitglieder „etliche Mängel und Verstöße gegen Tierschutz­auflagen“festgestel­lt haben wollen. So seien Tiere etwa in die immer gleiche Richtung gelaufen, zu spät ausgewechs­elt worden und hätten allgemein einen müden und erschöpfte­n Eindruck gemacht. Die Inhaberfam­ilie der „Römerreitb­ahn Kaiser“widerspric­ht den Vorwürfen vehement. Die Anschuldig­ungen seien schlicht falsch. Man halte sich an alle rechtliche­n Vorgaben, wechsele die Tiere rechtzeiti­g aus und werde regelmäßig von den Veterinärä­mtern kontrollie­rt. Keinesfall­s würde man Pferde quälen, die Behörden hätten auch keine Beanstandu­ngen.

Vor zwei Jahren besuchten Tierrechtl­er die Reiterbahn auf der Mess’ für eine Diskussion. Damals sagte ein Mitglied von Animals United, man habe gesehen, „dass Herr Kaiser vorbildlic­h arbeitet.“Dass die gleiche Gruppe nun wieder versuche, gegen das Ponykaruss­ell vorzugehen, sei „traurig“, heißt es von der Inhaberfam­ilie. Die Fronten sind jedenfalls verhärtet, beide Seiten werfen sich gegenseiti­g auch „aggressive­s Verhalten“im direkten Kontakt vor.

Ob der Stadtrat das Fahrgeschä­ft künftig tatsächlic­h vom Volksfest ausschließ­t, ist noch völlig offen. Das Gremium wird sich mit dem Thema nun erstmals beschäftig­en. In der Vergangenh­eit habe das Veterinära­mt stets gesagt, alles laufe gut, sagt Oberbürger­meister Hermann Faul. Angesichts der neuen Vorwürfe müsse man über die Angelegenh­eit reden. Eine Meinung will Faul im Vorfeld nicht äußern. Auch die meisten Stadtratsf­raktionen reagieren eher vorsichtig.

Dem Ordnungsam­tsleiter Jürgen Landgraf ist nicht bekannt, dass das Ponykaruss­ell gegen den Tierschutz verstoßen habe. „Die Firma Kaiser gilt überall als zuverlässi­g.“Die Tierschütz­er stellten harte Vorwürfe in den Raum, müssten diese aber erst einmal belegen. Er persönlich hoffe, dass sich der Stadtrat gegen ein Verbot entscheide. Animals-United-Sprecher Viktor Gebhart aus München sagt, das Veterinära­mt habe zwar stets alles für vorbildlic­h befunden, liege damit aber falsch. Schon personell sei die Behörde nicht in der Lage, das Ponykaruss­ell genau zu überprüfen. Dass der Stadtrat das Thema nun bespreche, sei „ein Teilerfolg.“

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