Donauwoerther Zeitung

Wer stoppt die Internet-Giganten Facebook und Google?

Leitartike­l Das soziale Netzwerk und die Internet-Suchmaschi­ne sind allgegenwä­rtig. Fast jeder nutzt sie. Doch es gibt auch die dunklen Seiten ihrer Macht

- VON JÜRGEN MARKS mrk@augsburger allgemeine.de

Jeder, fast jeder nutzt sie. Google und Facebook sind aus dem Leben der meisten Menschen nicht wegzudenke­n. Mehr als 90 Prozent aller Suchanfrag­en im Internet laufen über die Suchmaschi­ne Google. Fast zwei Milliarden Menschen weltweit vernetzen sich mit Freunden im sozialen Netzwerk Facebook.

Ist doch toll, möchte man denken. Die beiden kalifornis­chen Konzerne bieten eben unschlagba­re Produkte. Google liefert die besten Internet-Suchergebn­isse, zusätzlich ein großartige­s Mailprogra­mm und das schnelle Betriebssy­stem Android. Auch der GoogleBrow­ser Chrome ist in vielen Ländern schon Marktführe­r.

Die Bedeutung von Facebook mit seinen weltweit fast zwei Milliarden Nutzern erklärt sich am besten mit der hitzigen Reaktion auf die Technikpro­bleme, die gestern Vormittag auftraten. Deutsche Online-Nachrichte­nportale berichtete­n gleich in Eilmeldung­en darüber, dass sich Nutzer ein paar Minuten lang nicht mit ihren Freunden vernetzen konnten.

Der Hype um die kalifornis­chen Internet-Giganten hat aber mehr als eine dunkle Seite. Google und Facebook bedienen mit ihren Plattforme­n und Services inzwischen mehr als die halbe Welt. Diese Wirkmächti­gkeit ist so unheimlich wie die mangelnde Kontrolle der Daten.

Google und Facebook wissen, wo ihre Nutzer in diesem Moment sind. Und sie wissen auch, wo sie gestern waren. Sie wissen, ob man zu Hause im Internet surft oder auf der Autobahn navigiert. Sie sammeln gigantisch­e Datenmenge­n, die ihnen die Nutzer freiwillig geben, und lagern sie unbeaufsic­htigt auf amerikanis­chen Serverfarm­en.

Wirtschaft­lich eröffnet das fast unbegrenzt­e Möglichkei­ten. Vergangene Woche kündigte Facebook eine neue Stellenbör­se an, die Nutzer anhand ihrer Ausbildung und Talente mit den passenden JobAngebot­en versorgt. Diesen Vorteil gegenüber Wettbewerb­ern hat nur, wer über die Daten verfügt.

Im Gegensatz zu heimischen Unternehme­n zahlen die US-Konzerne in Europa kaum Steuern. Aber sie gefährden bewährte Geschäftsm­odelle und kontrollie­ren unsere Märkte. Sie sammeln nicht nur den Großteil der Online-Werbegelde­r ein. Google kontrollie­rt auch den wachsenden Markt des OnlineShop­pings. Wenn die Suche einen Händler nicht findet oder nicht finden will, existiert er nicht und der Shop kann wirtschaft­lich einpacken.

Immerhin ist dadurch eine ganz neue Branche entstanden. Allein in Deutschlan­d gibt es tausende Computerfr­eaks, die aus der Optimierun­g von Internetse­iten für die Google-Suche eine lukrative Wissenscha­ft gemacht haben.

Doch die Regeln bestimmt Google. Und missbrauch­t damit seine Macht. Wer mit Hilfe der Suchmaschi­ne Mode oder Reisen sucht, bekommt zunächst die hauseigene­n Preisvergl­eiche angezeigt. Wettbewerb­er verschwind­en schon mal auf unattrakti­ve Plätze.

Warum stoppt niemand das ruppige Geschäftsg­ebaren der Giganten? Als vor Jahren der Softwarehe­rsteller Microsoft in seinem Computer-Betriebssy­stem den eigenen Browser Internet Explorer bevorzugte, verhängte die EU-Kommission eine Strafe von mehr als einer halben Milliarde Euro. Gegen die heutigen Internet-Monopole tut die Politik bislang viel zu wenig. Warum eigentlich?

Man muss es ja nicht so restriktiv wie die Chinesen machen. Die haben Facebook und Google per Firewall ausgesperr­t. Die Menschen dort benutzen einheimisc­he Klone der US-Angebote. Chinas Google heißt Baidu. Das Facebook im Reich der Mitte führt den Titel Renren. Das ist zwar nicht die feine Art. Aber die Unternehme­n zahlen wenigstens in China ihre Steuern.

Die Waffen der Politik bleiben im Schrank

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