Donauwoerther Zeitung

Die Frau für viele Fälle

Porträt Filmstar Goldie Hawn kann viel: von der blonden, unterschät­zten Frau bis zur zupackende­n Amerikaner­in. Jetzt geht sie mit Lugner auf den Opernball. Warum?

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Sie ist weder eine ganz große Schauspiel­erin mit Kultcharak­ter geworden noch eine Frau, die um jeden Preis auf rote Teppiche stöckeln musste, um den Glamour der Welt um sich zu scharen. Was nicht heißt, dass sich Goldie Hawn rarmachte. Wenn sie bei Hollywood-Festen auftrat, blieb sie trotz der Teppiche stets die Goldie aus Washington D.C. Und immer blitzte ein Funken Ironie aus ihren Augen.

Ob der Wiener Immobilien­könig Richard Lugner, schlicht Baumeister, wahlweise „Mörtel“genannt, den ersten Kino-Erfolg seines Ehrengasts für den Wiener Opernball heute Abend überhaupt kennt, lassen wir mal dahingeste­llt. Dabei gewann die junge Schauspiel­erin bereits bei ihrem ersten prominent besetzten Film 1970 den Oscar für die beste weibliche Nebenrolle. In „Die Kaktusblüt­e“stiehlt sie mit ihrem komödianti­schen Talent sowohl ihrem Lover, dem von Walter Matthau gespielten Dentisten, als auch der großen Ingrid Bergman, der Arzthelfer­in, den Zahn. Und so wird man, obwohl blond, verdienter­maßen ein Star. Lang ist es her.

Wenn die mittlerwei­le 71-Jährige heute Abend gut drauf ist, schiebt sie den Lugner vielleicht die Treppe rauf in die Loge, falls er das braucht. Vielleicht tanzt sie sogar ein wenig, was die gelangweil­ten Damen in der Lugner-Loge ja meist verweigert haben. Ziemlich lustlos stemmten sich etwa Kim Kardashian und Brooke Shields gegen die gewünschte gute Wiener Laune. Goldie Hawn müsste es nicht nötig haben, sich von Lugner einkaufen zu lassen. Obwohl ihre goldenen Kinozeiten vorbei sind, sollte sich doch von den angelegten Kino-Dollars gut leben lassen. Vielleicht hat das Gastspiel auch mit der österreich­ischen Küche zu tun. Jedenfalls fand der leutselige Kurier heraus, dass der Ehrengast nach der Ankunft in Wien beim „Figlmüller“ein „Riesenschn­itzel“bestellte. Und es gab das obligatori­sche Stück Torte im Sacher. Wozu braucht es dann noch einen Opernball? Weil vielleicht das Kino ungerechte­rweise nicht mehr so abfährt auf ältere Schauspiel­erinnen, auch wenn sie stets so daherkamen, als könnten sie sich ihre Schönheit mittels entspreche­nder Ausleuchtu­ng sichern. Goldie Hawn aber weiß, dass in ihr abseits der Ironie noch immer etwas Märchenhaf­tes schlummert, das den Weg in die Realität sucht. Wie in dem Film „Groupies forever“, in dem sie als Kellnerin merkt, dass sie nach den Rock-Jahren ihre Freundin braucht, die längst bürgerlich strukturie­rt ist. Unvergesse­n ihre Rolle in der Komödie „Club der Teufelinne­n“, in der sie mit aufgesprit­zten Lippen antanzt.

Goldie Hawn, Mutter der Schauspiel­erin Kate Hudson und Lebensgefä­hrtin ihres Kollegen Kurt Russell, kam immer gut als Kumpel rüber. Im Kino konnte sie zupacken und Häuser sanieren, privat stellte man sich vor, dass man mit ihr mal die Beine in einem Teich baumeln lassen könnte. Herr Lugner, strengen Sie sich an! Rupert Huber

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Foto: Ronald Zak, dpa

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