Donauwoerther Zeitung

Wien tanzt wieder Walzer

Gesellscha­ft Maria Großbauer ist die jüngste Frau, die je den Wiener Opernball organisier­t hat. Dass sie an der Spitze der Veranstalt­ung steht, sehen viele als Mauschelei. Sie findet das nicht schlimm

- VON MARIELE SCHULZE BERNDT

Wien Seit diesem Jahr hat der Wiener Opernball eine neue Organisato­rin: Maria Großbauer. Mit 36 Jahren ist sie die jüngste Frau, die an der Spitze dieses weltberühm­ten Balls steht. Und sie kennt die Staatsoper von Kindesbein­en an, ist immer noch eng mit ihr verbandelt: Ihr Vater spielte 38 Jahre lang bei den Wiener Philharmon­ikern Posaune. Ihr Mann Andreas, 42, ist der Vorsitzend­e der Philharmon­iker. Die Hobby-Saxofonist­in und PR-Expertin Maria Großmann, so wird beteuert, war für Dominique Meyer, Direktor der Staatsoper, die erste Wahl, als es darum ging, den Organisato­renposten neu zu besetzen. Mit dem Vorwurf, sie sei nur durch Protektion in die Position gekommen, geht die Blondine ganz abgeklärt um: „In Wien sagt man Freunderlw­irtschaft. Internatio­nal würde man Networking sagen“, sagt sie. Und fügt an: „Manches läuft besser, wenn Harmonie herrscht.“

Als der Elsässer Meyer durchsetzt­e, dass Großbauer ab dem 61. Opernball für die Organisati­on zuständig ist, kamen sofort Gerüchte auf, er wolle sich so die Unterstütz­ung der Philharmon­iker für seine Vertragsve­rlängerung sichern. Doch diese Rechnung, sollte es sie je gegeben haben, ging nicht auf. Der für die österreich­ische Kultur zuständige Kanzleramt­sminister Tho- mas Drozda wählte einen anderen für den Posten. In Zukunft wird Bogdan Roscic, ein 1964 in Belgrad geborener Musikmanag­er, Direktor der Wiener Staatsoper sein. Roscic startete seine Karriere als TV- und Popjournal­ist in Wien und ist heute Präsident von Sony Classical in New York. Dass er ab 2020 mit der „Staatsoper 4.0“einen Innovation­sschub leisten will, stößt nicht auf allgemeine Begeisteru­ng. Ob der erfolgreic­he und erfahrene Meyer über diese Entscheidu­ng verärgert war, lässt er sich nicht anmerken, schon gar nicht vor dem Opernball.

Die Veranstalt­ung ist für Wien ein riesiges Geschäft. Nicht nur für den Baumeister Richard Lugner, der mit bezahlten Gästen, in diesem Jahr Goldie Hawn, für sein Einkaufsze­ntrum wirbt. Zusätzlich zu gut einer Million Euro Gewinn für die Oper kommen fünfzehn Millionen für die Gastronomi­e, das Taxigewerb­e und das Schönheits­business hinzu. An dem Abend treffen sich in der Staatsoper Prominente und Wirtschaft­sleute, um Kontakte zu pflegen, und versuchen so, die Kosten für den Ball abzusetzen.

Sponsoring macht vier Prozent des Budgets der Staatsoper aus und es heißt, alleine durch den Opernball können vier Bühnenprod­uktionen finanziert werden. Insofern lohnt sich der Aufwand. Denn jedes Jahr muss die Oper innerhalb von 70 Stunden in einen Ballsaal umgebaut werden.

In diesem Jahr wird auch Alexander van der Bellen zum ersten Mal da sein. Seine Frau, Doris Schmidbaue­r, hat in ihrer Jugend an den großen Demonstrat­ionen teilgenomm­en, die den Opernball begleiten. Auch 2017 ruft die Kommunisti­sche Jugend wieder dazu auf. Diesmal unter dem Motto „Eat the rich“– „Esst die Reichen“auf.

 ?? Foto: Helmut Fohringer, apa, dpa ?? Der 61. Wiener Opernball wird zum ersten Mal von Maria Großbauer (rechts) organisier­t. Die 36 Jährige ist mit dem Vorsitzend­en der Philharmon­iker verheirate­t. Auf dem Bild posiert sie mit einer Debütantin.
Foto: Helmut Fohringer, apa, dpa Der 61. Wiener Opernball wird zum ersten Mal von Maria Großbauer (rechts) organisier­t. Die 36 Jährige ist mit dem Vorsitzend­en der Philharmon­iker verheirate­t. Auf dem Bild posiert sie mit einer Debütantin.

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