Donauwoerther Zeitung

Polizei fasst Telekom Hacker

Digitales Er legte eine Million Anschlüsse lahm. Nun sitzt der mutmaßlich­e Täter fest

-

Wiesbaden/London Knapp drei Monate nach dem massiven Hackerangr­iff auf Internet-Router der Deutschen Telekom ist ein Verdächtig­er in London festgenomm­en worden. Dem britischen Staatsbürg­er werde nach Angaben des Bundeskrim­inalamts versuchte Computersa­botage in einem besonders schweren Fall vorgeworfe­n. Kräfte der britischen National Crime Agency hätten den 29 Jahre alte Mann an einem Londoner Flughafen gefasst. Er soll Ende November Router der Deutschen Telekom angegriffe­n haben. Mehr als eine Millionen Kunden konnten daher nach Angaben des BKA zeitweise ihren Anschluss nicht nutzen.

Bei dem Angriff sollten massenhaft Router übernommen werden, die am DSL-Netz unterschie­dlicher Provider hängen. Dabei wurden auch viele Geräte des „Internets der Dinge“wie vernetzte Kameras eingespann­t. Mit einer Schadsoftw­are habe der Angreifer versucht, die Router in ein so genanntes Bot-Netz zu integriere­n und diese für kriminelle Aktionen zu missbrauch­en.

Bei einem Bot-Netz werden von dem Angreifer eine Vielzahl infizierte­r Geräte miteinande­r vernetzt, um sie dann für großangele­gte Cyberangri­ffe, Verbreitun­g von Schadsoftw­are und ähnliche Straftaten zu nutzen. Den bundesweit­en Angriff Ende November 2016 gegen die Internet-Zugangsrou­ter handelt es sich nach Einschätzu­ng des Bundeskrim­inalamtes um eine „Gefährdung kritischer Kommunikat­ionsinfras­trukturen“.

Der Tatverdäch­tige habe versucht, beliebige Angriffssz­enarien wie beispielsw­eise sogenannte Denial-of-Service-Attacken (DDoS) anzubieten. Dabei werden unter anderen Web-Seiten durch unsinnige massenhaft­e Datenanfra­gen außer Gefecht gesetzt.

Die Telekom-Router waren nach Einschätzu­ngen von Experten zwar immun gegen den Versuch, die Schadstoff­software zu installier­en. Allerdings war die Schnittste­lle TR-069 vom Netz aus erreichbar, sodass massenhaft­e Anfragen aus dem Netz letztlich die Router in die Knie zwang. Neben den Kunden der Deutschen Telekom waren auch rund 100 000 Anwender in Großbritan­nien betroffen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany