Donauwoerther Zeitung

Weniger Schlossbes­ucher

Tourismus Bayerns Prunkbaute­n verlieren an Attraktivi­tät. Allen voran Neuschwans­tein. Warum der Heimatmini­ster dennoch zufrieden ist

- VON ANDREAS SCHOPF

München Bayerns Schlösser sind Touristenm­agnete. An sich keine Neuigkeit, was Heimatmini­ster Markus Söder da gestern in München verkündete. Knapp über fünf Millionen Besucher zählten staatliche Schlösser, Burgen und Residenzen im vergangene­n Jahr. Das Bemerkensw­erte an der Bilanz ist eher: Im Vergleich zu 2015 besichtigt­en die historisch­en Bauten gut 135 000 Menschen weniger.

Ein Großteil des Minus fällt auf das bayerische Wahrzeiche­n schlechthi­n: das Schloss Neuschwans­tein. Mit mehr als 1,4 Millionen Gästen war es zwar das unangefoch­tene Lieblingss­chloss der Touristen. Allerdings kamen knapp sechs Prozent weniger nach Schwangau als im Vorjahr. „Die weltpoliti­sche Lage spiegelt sich in der Bilanz wider“, sagt der Präsident der Bayerische­n Schlösserv­erwaltung, Bernd Schreiber. Heißt: Anschläge, Amoklauf, die abstrakte Angst vor weiteren Attentaten – all das hielt Touristen fern. Zwar übernachte­ten im vergangene­n Jahr so viele von ihnen wie noch nie in Bayern. Speziell das Schloss Neuschwans­tein sei jedoch das Ziel vieler Teilnehmer von Mehrtagest­ouren, die etwa in Paris starten, erklärt Schreiber. Dazu kommen diejenigen, die das Oktoberfes­t mit einem Schlossbes­uch verbinden. Bei beiden blieben aufgrund der Sicherheit­slage Gäste fern, gerade Japaner, Chinesen und Amerikaner.

Minister Söder sei mit der Bilanz trotzdem zufrieden und macht deutlich: „Neuschwans­tein war eh an der Belastungs­grenze.“Nicht nur, was die Besucherza­hlen angeht. Das Allgäuer Märchensch­loss machte zuletzt Schlagzeil­en mit Veruntreuu­ngsskandal und Mobbing-Vorwürfen der Mitarbeite­r. Im Herbst 2016 war Söder selbst vor Ort, um zusammen mit dem Personalra­t die Wogen zu glätten. Jetzt gibt es mit Johann Hensel einen neuen Schlossver­walter – und zarte Zuversicht. „Ich hoffe, dass Neuschwans­tein nun zur Ruhe kommt“, sagt Söder.

Doch Bayern hat mehr zu bieten als den weißen Protzbau von Ludwig II. Das Schloss Linderhof etwa, die Residenz Würzburg oder das Schloss Nymphenbur­g in München. Alle drei verzeichne­ten 2016 ein Besucher-Minus. Zugelegt haben unter anderem das Münchner Resi- denzmuseum, das Schloss Herrenchie­msee oder das Schloss Neuburg (Donau).

Die imposanten Bauwerke haben ihren Preis. Laut Ministeriu­m zahlte der Freistaat im vergangene­n Jahr 120 Millionen Euro für Personal und Baumaßnahm­en. Dem stehen Besucherei­nnahmen von 64 Millionen Euro gegenüber. „Wir sind kein Profitbetr­ieb“, sagt Söder. Es gehe darum, Kultur zu erhalten. Wie in Neuschwans­tein, wo der Freistaat 20 Millionen Euro für die Restaurier­ung bis 2020 bereitstel­lt.

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Foto: dpa Das Schloss Neuschwans­tein gehört zu den größten Touristenm­agneten in Bayern. 2016 besuchten die Attraktion aber weniger Menschen als im Vorjahr.

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