Donauwoerther Zeitung

Viele Schulen sind zu klein

Eltern bangen um Platz für ihre Kinder

- VON SARAH RITSCHEL

Augsburg Auf der Baustelle am neuen Meringer Gymnasium stehen die Bagger still. Der Bauausschu­ss im Landkreis Aichach-Friedberg hat einen Baustopp angeordnet.

Solange nicht völlig klar ist, ob und wie das G9 kommt, rührt dort keiner einen Finger. Denn der Neubau ist für ein achtstufig­es Gymnasium konzipiert. Mit einem Jahrgang mehr bräuchte das Haus drei zusätzlich­e Klassenzim­mer. Was der Baustopp kostet, sei nicht abzusehen, heißt es aus dem Landratsam­t. Man müsste etwa neue Baupläne erstellen, Aufträge neu ausschreib­en.

Andere Gymnasien können nicht so flexibel reagieren. Gerade die großen Städte haben ein Problem: Ihre Schulhäuse­r sind schlicht zu klein für das G 9. In Augsburg müsste zum Beispiel das Holbein-Gymnasium in der Innenstadt vergrößert werden, das mit 1200 Schülern bereits überquillt. Dass weitere Schulen gebaut werden müssen, zeichnet sich nach Informatio­nen unserer Zeitung in Augsburg nicht ab.

In München und Nürnberg ist die Lage noch prekärer. Im dicht bebauten Stadtgebie­t fehlt der Platz, um die Schulgebäu­de zu vergrößern. Die Stadt München rechnet damit, drei ganz neue Schulen bauen zu müssen – zusätzlich zu den fünf, die bis 2030 ohnehin schon geplant sind. Jede davon dürfte etwa 60 Millionen Euro kosten. In Nürnberg ist von einem zusätzlich­en Gymnasium die Rede. Doch es gibt noch eine andere Möglichkei­t: Überfüllte Schulen könnten in jeder Jahrgangss­tufe die Zahl ihrer Klassen soweit reduzieren, dass der Platz wieder reicht.

Städte und Gemeinden hängen in der Luft

Bayerische Eltern fürchten beide Szenarien: Viele sind zwar für die Reform. Doch sie haben Angst, dass ihr Kind keinen Platz an der Wunschschu­le bekommt und stattdesse­n woanders lernen muss.

Aber warum sind die Schulen plötzlich zu klein? Die meisten beherbergt­en doch vor dem G8 auch neun Jahrgänge. Die Erklärung liegt im G 8-Lehrplan, der wohl weiterhin gelten soll. Er sieht mehr Differenzi­erungsstun­den in kleinen Gruppen vor. Dafür braucht es Räume. Und weil Nachmittag­sunterrich­t fester Bestandtei­l des G 8 ist, mussten Mensen vergrößert werden.

Die große Frage ist nun: Wer zahlt den Ausbau? Von der Regierung gebe es „keinerlei Signale“, bedauert Armin Sing, Sprecher des Städtetags. Das Gremium fordert, dass der Freistaat die Kommunen nicht im Stich lässt und alle Kosten übernimmt: „Wer anschafft, soll bezahlen.“Im Kreis Donau-Ries will man sich darauf nicht verlassen. Der Kreistag plant im Haushalt für jedes seiner drei Gymnasien 10000 Euro ein, falls neue Baupläne nötig werden. Zeitlich wäre der Umbau wohl kein Problem, sagt Gabriele Hoidn, Sprecherin im Landratsam­t: „Zusätzlich­e Räume wären ja erst nötig, wenn der letzte G 8-Jahrgang die Schulen verlässt“– also voraussich­tlich Mitte 2020. (mit sev, kru)

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Foto: Ralph Romer Am Gymnasium Mering ruht der Bau, bis die Reform durch ist.

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