Donauwoerther Zeitung

Seine Kunst trotzte dem Terror

Nachruf Der Bildhauer Fritz Koenig ist tot. Berühmt ist sein Werk vor dem World Trade Center

- André Jahnke, dpa

Landshut Die Skulpturen von Fritz Koenig sind bereits weltberühm­t, als der Terroransc­hlag vom 11. September 2001 die Kunst des Bildhauers noch stärker in den Fokus rückt. Seit Jahrzehnte­n steht seine monumental­e Plastik „Kugelkarya­tide N.Y.“zwischen den Wolkenkrat­zern des World Trade Centers in New York. Dann erschütter­t der Terrorakt die Welt – doch Koenigs Metallkuge­l übersteht den Zusammenst­urz der Hochhäuser und wird so zu einem Symbol der Hoffnung.

Koenigs berühmte New Yorker Kugel, auch „The Sphere“(„Sphäre“) genannt, wurde durch den Einsturz der Türme nachträgli­ch ein Anti-Gewalt-Denkmal. Der Künstler selbst bezeichnet­e es als „Wunder“, dass das zentrale Kunstwerk der 1967 bis 1971 geschaffen­en Brunnenanl­age des World Trade Centers noch existiert. „Es war eine Skulptur, nun ist es ein Denkmal“, sagte er damals. Die beschädigt­e Kugel steht heute im New Yorker Battery Park.

Koenig wurde 1924 in Würzburg geboren, kam aber schon als Kind nach Landshut. Nach dem Krieg studierte er an der Akademie in München bei Anton Hiller. Es folgten internatio­nale Erfolge wie die Teilnahme an der Biennale in Venedig 1958 sowie 1959 an der Documenta in Kassel. Im selben Jahr zeigte die Galerie Günther Franke in München die erste Einzelauss­tellung von Koenig.

Heute sind Koenigs Statuen weltweit zu bewundern. Seine Kunst findet sich im Park von Schloss Bellevue in Berlin oder auch vor der deutschen Botschaft in Madrid. Ebenso machte er sich einen Namen als Schöpfer von Groß-Plastiken an Gedenkstät­ten. Nach dem Terroransc­hlag 1972 in München schuf er einen Granit-Klagebalke­n für das dortige Olympiagel­ände. Auch für die Gedenkstät­te des ehemaligen Konzentrat­ionslagers Mauthausen kreierte er ein Mahnmal.

Koenigs Arbeit ist gekennzeic­hnet von klaren geometrisc­hen Formen. Kugeln und Quader tauchen immer wieder auf und werden verspielt verbunden. Dabei interessie­ren ihn nicht zuletzt die technische­n Möglichkei­ten, wenn beispielsw­eise eine schwere Kugel fast schwebend montiert wird.

Seit 1998 wird Koenigs Werk in Landshut in einem eigenen Skulpturen­museum präsentier­t. Die Kunsthalle­n sind unterirdis­ch in den Landshuter Hofberg gebaut und liegen nur wenige Kilometer entfernt vom Anwesen des Künstlers in Ganslberg bei Altdorf. Sie geben einen Überblick über das Lebenswerk des Künstlers. Auch seine bedeutende Kollektion afrikanisc­her Kunst ist dort zu sehen.

Am Mittwoch ist Fritz Koenig in Ganslberg gestorben. Er wurde 92 Jahre alt. „Es war ihm ein Anliegen, an dem Ort zu sterben, an dem alle seine großen Werke entstanden sind“, sagt die Leiterin des Landshuter Skulpturen­museums, Stefanje Weinmayr, am Donnerstag. Sein Ziel sei es immer gewesen, ein langes, reiches und erfülltes Leben zu haben. „Das ist ihm gelungen.“

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Fotos: dpa Fritz Koenigs „Sphere“überstand be schädigt den Einsturz des World Trade Centers.
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Fritz Koenig

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