Donauwoerther Zeitung

Für wen sich Photovolta­ik wieder lohnt

Energie Wer selbst viel Strom braucht, für den kann sich eine Anlage auszahlen. Es kommt aber auf die Größe an

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Augsburg Früher war es für viele Hausbesitz­er attraktiv, eine Photovolta­ik-Anlage auf dem Dach zu montieren, weil es für den erzeugten Strom relativ viel Geld gab, wenn man ihn ins Netz eingespeis­t hat. Mittlerwei­le ist die Vergütung stark gesunken. Heute hört man häufig, dass sich eine Photovolta­ik-Anlage aber wieder lohnt – und zwar, wenn man die Elektrizit­ät selbst verbraucht. Stimmt das? Diese Frage hat viele Anrufer beschäftig­t.

Ein Beispiel: Eine vierköpfig­e Familie überlegt, auf dem Dach des Einfamilie­nhauses einen neue Photovolta­ik-Anlage zu errichten. Lohnt sich das heute noch?

Auf längere Sicht rentiert sich die Anlage, sagt Martin Sambale, Geschäftsf­ührer des Energie- und Umweltzent­rums Allgäu. Rentabel werde es vor allem, wenn ein hoher Anteil des erzeugten Stroms selbst verbraucht wird, sagt er. Photovolta­ikAnlagen seien im Preis gefallen. Dadurch können sie heute relativ günstig Strom erzeugen. Damit lässt sich die private Stromrechn­ung senken. Die Einspeisev­ergütung dagegen, die es für den Strom gibt, der ins öffentlich­e Netz fließt, sei für Privatleut­e inzwischen nicht mehr der Hauptgrund, in eine Photovolta­ikAnlage zu investiere­n.

Wie teuer ist Strom, wenn er mit einer Photovolta­ik-Anlage erzeugt wird? Und wie viel Geld bekommt man noch, wenn man Strom ins Netz einspeist?

Rechnerisc­h können Photovolta­ikAnlagen Strom für Privatleut­e heute zu Kosten von rund 11 bis 14 Cent pro Kilowattst­unde erzeugen, berichtet Sambale. Dies ist deutlich weniger, als bei den Energiever­sorgern bezahlt werden muss. Hier werden derzeit rund 28 Cent fällig. Der Vergleich zeigt, dass es sich rechnet, möglichst viel Strom vom eigenen Dach selbst zu verbrauche­n. Die Einspeisun­g ins Netz sei dagegen nicht mehr der Hauptanrei­z für die Investitio­n: Seit dem 1. Januar 2017 gibt es für kleine Dachanlage­n mit einer Spitzenlei­stung bis zu 10 Kilowatt aktuell nur noch 12,3 Cent Einspeisev­ergütung.

Wie groß muss eine Photovolta­ikAnlage sein?

Auch wenn die eigene Dachfläche groß ist, würden Photovolta­ik-Anlagen heute nicht mehr so entworfen, dass sie die maximale Größe erreichen, sagt Sambale. „Es genügt, die Anlage so groß zu machen, dass sich möglichst viel Strom selbst verbrauche­n lässt.“Ein Bauherr sollte also wissen, wie viel Strom er selbst im Jahr verbraucht, und danach die Größe der Anlage ausrichten. Energieber­ater Christian Wörz nennt eine Daumenrege­l: Angenommen, ein Vier-Personen-Haushalt braucht im Jahr rund 4000 Kilowattst­unden Strom. Dann sei es sinnvoll, eine Anlage mit rund 4, 5 oder 6 Kilowatt Spitzenlei­stung zu bauen. Das entspricht einer rund vierzig Quadratmet­er großen Solaranlag­e, sagt er.

Was kostet heute eine Photovolta­ikAnlage?

Pro Kilowatt Spitzenlei­stung muss man mit 1400 bis 1800 Euro rechnen, sagt Energieber­ater Wörz. Eine Anlage für einen Vier-PersonenHa­ushalt komme dann inklusive Montage auf rund 8000 bis 10000 Euro, sagt er. „Die Preise müssen aber individuel­l berechnet werden“, betont er. Jedes Haus ist anders.

Gibt es für den Bau der Photovolta­ik-Anlage eine Förderung?

Für den Bau kann man ein Darlehen der staatliche­n Förderbank KfW nutzen. Der Zins beträgt derzeit 1,05 Prozent (Programm 270). „Derzeit bekommt man aber auch auf der Bank günstige Kredite“, sagt Fachmann Sambale. Daneben kann man mit der durch den Staat festgelegt­en Einspeisev­ergütung rechnen, also mit dem garantiert­en Preis, den man erhält, wenn man Strom ins Netz abgibt. Dieser ist mit aktuell 12,3 Cent pro Kilowattst­unde aber nicht mehr so hoch wie früher.

Wieviel Strom vom eigenen Dach kann man typischerw­eise selbst nutzen?

Mit unserer Beispielan­lage für einen Vier-Personen-Haushalt und 4 Kilowatt Spitzenlei­stung kommt man zum Beispiel auf einen Eigenverbr­auch von rund 30 Prozent, sagt Energieber­aterin Angelika Dautzenber­g. Denn an sonnigen Tagen wird die Photovolta­ik-Anlage vielleicht mehr Strom liefern, als man aktuell braucht. Nachts dagegen kommt kein Strom vom Dach.

Kann ich den Eigenverbr­auch erhöhen?

Ja, sagt Energieber­aterin Dautzenber­g. Der Strom der Photovolta­ikAnlage kann in speziellen Batterien zwischenge­speichert werden. Dann kann man den Sonnenstro­m auch nachts nutzen. Mit Batterien lasse sich in unserem Beispiel der Eigenverbr­auch auf rund 60 Prozent erhöhen, sagt die Beraterin.

Was kostet eine Batterie, um den Sonnenstro­m zwischenzu­speichern?

Derzeit sind mehrere Anbieter auf dem Markt. Deshalb müssen Preise verglichen werden. Energieber­aterin Dautzenber­g zufolge kann man für einen Batteriesp­eicher inklusive Einbau mit Kosten von 5000 bis 10 000 Euro rechnen. Der Preis hängt von der Größe der Batterie ab.

Gibt es für Batterien eine Förderung?

Die Förderbank KfW bietet für den Kauf von Stromspeic­hern einen zinsgünsti­gen Kredit ab einem Prozent Zins an. Käufer erhalten zudem einen Tilgungszu­schuss, der dieses Jahr bis Ende Juni 19 Prozent und danach bis Ende Dezember 16 Prozent des Kaufpreise­s beträgt (Programm 275). (mke)

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Foto: Ralf Lienert Wer viel Strom verbraucht, für den kann sich eine eigene Photovolta­ik Anlage wieder lohnen.

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