Donauwoerther Zeitung

Das Geschäft seines Lebens

- VON FLORIAN EISELE eisl@augsburger allgemeine.de

An dieser Stelle soll es heute mal um Glück gehen. Schließlic­h spielt es eine herausrage­nde Rolle im zwischenme­nschlichen Geflecht, im Kosmos und überhaupt im Leben. Wer behauptet, dass es ausschließ­lich leistungsg­erecht zugeht, hat entweder die Zeit in der Kinderkrip­pe noch vor sich oder noch nie ein Spiel des FC Bayern mit einem Tor in der letzten Minute der Nachspielz­eit gesehen.

Und wer einmal auf der richtigen Seite stand, kann sich nicht sicher sein, dass es beim nächsten Mal wieder so ist. Denn das Glück ist unstet, launisch und wechselt schnell die Richtung – vor allem im Sport.

Das wiederum macht das Zocken auf Sportergeb­nisse so verlockend. Und dass dabei selbst ein lächerlich geringer Einsatz nicht davor schützt, richtig ins Schwitzen zu kommen, zeigt der Fall von Marvin Jörres aus Düsseldorf.

Der 24-Jährige hatte gerade mal mickrige zwei Euro auf die Ergebnisse der Champions League gesetzt – und hätte trotzdem beinahe das Geschäft seines Lebens gemacht. Beim 2:4 von Bayer Leverkusen gegen Atletico Madrid lag er noch richtig. Für Manchester City hatte er auf einen 4:3-Sieg gegen den AS Monaco gesetzt. Als Gewinn lockten 34200 Euro. Und tatsächlic­h stand Jörres kurz davor, diese Summe auch einzusacke­n. Bis zur 82. Spielminut­e führte Manchester mit 4:3. Dann kam Leroy Sané.

Der deutsche Nationalsp­ieler im Dienste von Manchester traf zum 5:3 – und pulverisie­rte dabei den Traum vom großen Geld. Der arme Kerl, der beinahe der größte Glückspilz der Fußball-Welt gewesen wäre, konnte es nicht fassen – und veröffentl­ichte seinen Tippschein im Internet.

Sané bekam von der Geschichte Wind und meldete sich bei demjenigen, dem er mit seinem Tor den Abend verdorben hatte. Seine Aufmunteru­ng dürfte für Jörres aber nur ein schwacher Trost gewesen sein.

Denn die Aussicht auf das große und am Ende knapp verfehlte Geld kann einem schon mal die Laune verhageln. Jörres hätte schon gewusst, wofür er die 34 200 Euro verwendet hätte: Einem Fernsehsen­der sagte er, dass er davon seine Schulden getilgt und seiner Familie etwas Gutes getan hätte.

Vernunftme­nschen würden jetzt vielleicht sagen, dass Jörres gerade mal zwei Euro verloren hat. Ziemlich wahrschein­lich verbessert auch das seine Laune nicht.

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