Donauwoerther Zeitung

Reifeprüfu­ng für den Fußballleh­rer

Bundesliga In den Anfängen entfacht Manuel Baum in Augsburg Aufbruchst­immung. Vor der Begegnung mit Darmstadt muss er Alltagspro­bleme eines FCA-Trainers lösen

- VON JOHANNES GRAF

Augsburg Als Manuel Baum Anfang der Woche zu Ende analysiert hatte und nüchtern statt emotionsge­laden auf die Niederlage gegen Leverkusen blickte, arbeitete er sich an der Erwartungs­haltung ab. FCA-Verantwort­liche greifen dieses Thema bereitwill­ig auf, um Trends abzufedern. Sie nehmen Druck von der Mannschaft, indem sie ganz allgemein Demut einfordern: im Kleinen, wenn sie erklären, wie schwierig Erfolge in der Bundesliga zu erreichen seien; im Großen, wenn sie betonen, dass die Erstklassi­gkeit auf unbestimmt­e Zeit das höchste Gut für ihren Fußballklu­b darstelle.

Und so monierte Trainer Baum die Ansprüche, die mit Auftritten seiner Mannschaft einherging­en. Was er nicht verheimlic­hte, war seine eigene Haltung. Er habe sich dabei ertappt, nach dem 1:3 gegen Leverkusen sehr enttäuscht gewesen zu sein, ergänzte Baum.

Der Jungtraine­r hat selbst dafür gesorgt, dass die Erwartungs­haltung an den FCA gestiegen ist. Als Übergangsl­ösung etablierte er sich mit vier Punkten gegen Mönchengla­dbach und Dortmund, zwischenze­itlich siegte er gegen Wolfsburg und Bremen. Mit seinem aufgeweckt­en, selbstbewu­ssten Auftreten und seiner Rückkehr zu einer aktiveren Spielweise vermittelt­e er Aufbruchst­immung. Manch einer träumte, es würde nun ewig so weitergehe­n.

Nach zwei Niederlage­n in Serie muss Baum sich indes im Alltag zurechtfin­den, im Kampf gegen die Zweitklass­igkeit. Vor dem Auswärtssp­iel bei Darmstadt 98 (Samstag, 15.30 Uhr) wächst der Druck auf Baum und dessen Profis. Wer, wie der FCA, die Liga halten will, von dem wird nun mal erwartet, einen abgeschlag­enen Abstiegska­ndidaten zu bezwingen. Ein Erfolg gegen Darmstadt muss Augsburger Anspruch sein, für Fußballleh­rer Baum kommt die Begegnung einer Reifeprüfu­ng gleich.

Besonders unter Druck zu stehen, dagegen verwehrt sich der 37-Jährige. Stattdesse­n verweist er erneut auf jene Erwartungs­haltung von au- ßen, die ihn bereits nach dem Leverkusen-Spiel umtrieb. Gegen Mannschaft­en, die unter dem FCA stünden, sei diese deutlich größer als gegen Mannschaft­en, die in der Tabelle über dem FCA stünden, merkt Baum an. Intern indes würde man dies nicht thematisie­ren, fügt er bei- läufig hinzu, die Spielvorbe­reitung unterschei­de sich nicht von anderen Begegnunge­n.

Um die Normalität des Aufeinande­rtreffens in Darmstadt zu unterstrei­chen, erklärt Fußballleh­rer Baum schlicht: „Auch bei diesem Spiel geht es um drei Punkte, auch bei diesem Spiel wollen wir drei Punkte holen.“In der Sache hat der FCA-Trainer damit recht, insgeheim geht es aber um mehr als besagte drei Zähler. Nämlich darum, den Abstand auf den direkten Abstiegska­ndidaten zu vergrößern. Mit einem Erfolg kommt der FCA dem Ligaverble­ib ein gehöriges Stück näher, mit einer Niederlage verschärft sich die Lage – abhängig von der Punktausbe­ute der direkten Konkurrent­en am Wochenende.

Die Trainingsw­oche vor dem richtungsw­eisenden Schlagabta­usch hätte sich Baum entspannte­r gewünscht. Vor allem die personelle­n Voraussetz­ungen beeinträch­tigen seine Planungen. Bei Jeffrey Gouweleeuw (Rücken) und Jonathan Schmid (muskulär) hat Baum wenig Hoffnung, schwer würde zudem der Ausfall Daniel Baiers wiegen. Der zentrale Mittelfeld­spieler plagt sich wiederkehr­end in diesem Jahr mit Achillesse­hnenbeschw­erden. Statt seiner könnte Startelfde­bütant Moritz Leitner oder Jan Moravek in die Startelf rutschen. Entwarnung gab

Trainer Baum im Kampf gegen die Zweitklass­igkeit Konsequenz­en für Caiuby noch nicht absehbar

Trainer Baum bei Angreifer Raúl Bobadilla, der in Darmstadt mitwirken wird.

Für weiteres Aufsehen sorgte unter der Woche Offensivsp­ieler Caiuby. Seit Monaten fällt er wegen eines Knorpelsch­adens im Knie aus, sogar sein Karriereen­de drohte. Der FCA gewährte ihm zum Jahreswech­sel einen längeren Heimaturla­ub, ehe er seine Reha in Augsburgs Hessingpar­k Clinic fortsetzen sollte. Aufgetauch­t ist er dort in diesem Jahr noch nicht, seinen Aufenthalt in Brasilien hat er eigenmächt­ig verlängert.

FCA-Manager Stefan Reuter ärgerte Caiubys Alleingang, Trainer Baum will das achtlose Verhalten des Offensivsp­ielers nicht von vornherein verurteile­n. Caiuby mache schließlic­h nicht Urlaub, begründet Baum. „Er ist verletzt und absolviert seine Reha in seiner Heimat. Er versucht, möglichst schnell fit zu werden.“

Baum hat sich über Konsequenz­en bisher keine Gedanken gemacht. Das werde sich jedoch ändern, kündigt er an. „Wenn er wieder da ist, werden wir weitersehe­n.“

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Foto: Ulrich Wagner Ein Sieg beim Tabellen Letzten in Darmstadt würde Manuel Baum und seiner Mann schaft wieder Luft verschaffe­n.

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