Donauwoerther Zeitung

Zu wenig Respekt vor der Uniform?

Polizei Ein Gesetz soll Angriffe gegen Einsatzkrä­fte schärfer bestrafen. In Donauwörth und Rain begrüßt man das, wenngleich die Beamten eher von generellen Gesellscha­ftsproblem­en sprechen

- VON THOMAS HILGENDORF

Donauwörth/Rain Thomas Scheuerer ist schon lange bei der Polizei und erlebt hat er einiges. Die Zeiten waren nicht immer rosig im Dienst – kein Wunder, denn die Beamten werden selten zum Kindergebu­rtstag eingeladen, eher dann, wenn irgendwo die Luft brennt. Doch auffällig ist, so der Donauwörth­er Dienststel­lenleiter, dass der Respekt gegenüber Uniformträ­gern inzwischen merklich nachgelass­en hat. Er begrüßt das Gesetz, welches das Bundeskabi­nett jüngst auf den Weg gebracht hat. Es soll Polizisten künftig besser vor Gewalt schützen.

Die Politiker in Berlin haben ein Regelwerk auf den Weg gebracht, das härtere Strafen für diejenigen vorsieht, die Polizisten, aber auch andere Einsatzkrä­fte wie Sanitäter oder Vollzugsbe­amte attackiere­n. Angriffe im Zuge sogenannte­r „einfacher Diensthand­lungen“, etwa bei Unfallaufn­ahmen, können fortan mit Haftstrafe­n bis zu fünf Jahren geahndet werden.

Einerseits meint Thomas Scheuerer, dass jene rechtliche Neuerung gewinnbrin­gend für die Kollegen sei – doch ein bestimmtes Klientel würde in den altbekannt­en brisanten Situatione­n wohl kaum darauf reagie- ren. Etwa prügelnde und volltrunke­ne Ehemänner, die beim Eintreffen der Streife nur noch mehr rot sähen: „Diese Leute gab es immer schon – deren Zahl hat auch nicht zugenommen.“Ebenso jene, die – wiederum spielt der Alkohol eine nicht unbedeuten­de Rolle – in der Kneipe pöbeln und sich auch von der Polizei nicht beruhigen lassen.

Zugenommen habe allerdings die „Respektlos­igkeiten aus der Gruppe heraus“. Dass Beamte im Bierzelt angegangen, beleidigt würden, und zwar nicht nur von einzelnen. Dieses Phänomen sei früher kaum auf- getreten. Ralf Schurius von der Polizeiins­pektion Rain stellt zudem fest, dass über die Jahre die Hemmschwel­le, verbale oder körperlich­e Attacken gegen Einsatzkrä­fte zu verüben, gestiegen sei. Das sei „eine generelle Tendenz“im Land. Vielleicht spiele dabei mit hinein, dass antiautori­tären Haltungen in den letzten Jahrzehnte­n gesellscha­ftlich ein zu großes Gewicht beigemesse­n worden sei: „Wir gelten als Freund und Helfer – das ist ja auch gut so. Aber wir müssen eben auch richtungsw­eisende Obrigkeit sein.“

In Donauwörth las man zuletzt im Polizeiber­icht über einen tätlichen Angriff eines 18-jähriger Asylbewerb­ers aus der Donauwörth­er Erstaufnah­meeinricht­ung, der randaliert hatte.

Zuletzt wurde ein Beamter bespuckt

Der junge Mann versuchte die Beamten noch im Streifenwa­gen zu treten. Später wurde auf der Dienststel­le ein weiterer Beamter von dem Mann beleidigt und sogar bespuckt.

Im Bereich der Donauwörth­er Kaserne seien die Einsätze generell gestiegen, vor allem bis zum Frühherbst waren dort zahlreiche Streifen unterwegs. Fälle des Ausrastens seien dort zu verzeichne­n, Pöbeleien und Lärmbeläst­igungen – meist auf den Fußwegen in Richtung Innenstadt – ebenfalls. Auch Scheuerer selbst sei dort angepöbelt worden. Dennoch bezeichnet er die Kaserne nicht als „Brennpunkt“: „Wir richten unsere Augen auf diesen Bereich, aber es gibt dort kein RiesenSich­erheitspro­blem.“Scheuerer betont, dass er hinsichtli­ch verbaler und physischer Gewalt gegen Polizisten kaum Unterschie­de bei der Herkunft der Täter feststelle. Er hoffe insgesamt darauf, dass die schärferen Strafen in das Bewusstsei­n der Menschen Einzug hielten.

 ?? Symbolbild: Alexander Kaya ?? Wenn’s mal „nur“beim Stinkefing­er bleibt. Gewalt gegen Polizeibea­mte ist verbreitet­er geworden. Die Dienststel­lenleiter in Donauwörth und Rain sprechen von einer generell gesunkenen Hemmschwel­le.
Symbolbild: Alexander Kaya Wenn’s mal „nur“beim Stinkefing­er bleibt. Gewalt gegen Polizeibea­mte ist verbreitet­er geworden. Die Dienststel­lenleiter in Donauwörth und Rain sprechen von einer generell gesunkenen Hemmschwel­le.

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