Fasching jetzt ohne Knarre?
Und wieder einmal handelt es sich um keine Fake-News, wie man auf Neudeutsch sagt, obwohl es irgendwie so klingt – jedenfalls für jemanden, der in dieser (manchmal harten) Welt lebt und nicht in Woodstock: Zahlreiche Augsburger Kindergärten verbieten Spielzeugwaffen an Fasching. Hört sich witzig an, ist aber offenbar so. Ein Cowboy ohne Colt, ein Ritter ohne Lanze auf buntem Pferd, ein veganer Indianer ohne Pfeil und Bogen. Andernorts mag man sich wundern, wie ausgesprochen „gut“und erhaben wir Deutschen geworden sind. Lasst uns ab sofort die Wurst bloß noch mit dem Löffel schneiden und unsere Soldaten nur noch mit Watte werfen! Denn wir wissen: Draußen herrscht Frieden, alles Böse ist seit Neuestem gänzlich überwunden und weltweit fällt man sich um den Hals. Nun ja, die Realität sieht leider ein wenig anders aus: Man geht sich vielmehr an den Hals, schlägt sich nach wie vor die Köpfe ein, jeder will vorn sein. Klar, dass man die Kinder da auf eine bunte Bonbon-Welt hin erziehen sollte. Ein Leben in Luftschlangen, mit jeden Tag Sonne und Mohrenköpfen... Entschuldigung, das darf man ja auch nicht sagen.
Seltsam übrigens, dass es fast keine Ritterfiguren mehr in den Spielzeugläden gibt, schon gar keine Kreuzritter. Wahrscheinlich hat man Richard Löwenherz noch nicht auf gendergerechte Äußerungen überprüft ... Mit Verlaub: Da scheinen einige hierzulande nicht in der Wirklichkeit angekommen, dafür aber all zu verkopft zu sein. Man kann es mit der rosaroten Weltsicht wirklich mehr als übertreiben.
Andererseits bringt man schon den Kindern das Durchsetzen eigener Interessen mit den Ellenbogen recht gerne bei. Das erinnert an die Worte des österreichischen Kabarettisten Josef Hader: „Im Job eine Drecksau, aber am Abend kauft man bitteschön im Biomarkt ein.“
Zudem – bei den Kindern erreicht man ja irgendwie wenig mit jenen Verboten aus bloßem Prinzip. Damals, in unserer Spielstraße, haben diejenigen, die keine Knarre haben durften, sich die Dinger eben heimlich aus Holz gebastelt. Die Fäuste für die Keilerei konnten ihnen die ach so aufgeklärten Eltern dann doch nicht abschrauben. Und die, die nie Süßkram bekamen, kauften ihn beim Bäcker um die Ecke wiederum klammheimlich – und stopften sich mit dem klebrigen Zeug umso mehr die Bäuche voll. Durch wundersame Umstände haben es viele Kinder von damals, denen nicht alles total verboten war, dann doch geschafft – trotz Colt und Kindercola an Fasching: Sie wurden später nicht zu Massenmördern. Kaum zu glauben.