Donauwoerther Zeitung

Letzter Faschingsb­all beim Unterwirt

Gastronomi­e Ende des Jahres schließt in Bäumenheim die letzte Gaststätte mit Saal. Während die Feuerwehr dort noch einmal närrisch feiert, diskutiert der Gemeindera­t bereits über die Zukunft

- VON CHRISTIAN HAMMER UND HELMUT BISSINGER

Bäumenheim Hervorrage­nd war die Stimmung, als die Bäumenheim­er Wehr ihren traditione­llen Feuerwehrv­ereinsball im Gasthaus Unterwirt ausrichtet­e. Neben den Bällen des Carneval Clubs Bäumenheim ist er immer ein Höhepunkt im Schmuttert­aler Faschingsk­alender.

Im ausverkauf­ten Unterwirts­saal präsentier­te die Feuerwehr ein buntes und humorvolle­s Programm. Der CCB inszeniert­e mit seinem Hofstaat unter der Regentscha­ft von Prinzessin Juliane I. und Prinz Thomas II. ein tänzerisch­es Spektakel im Ballsaal. Mit besonderer Spannung erwartete das Publikum den „Feuerwehrr­eporter“Roland Böck. In seiner Büttenrede berichtete er von kuriosen Missgeschi­cken und lustigen Geschichte­n von Vereinsmit­gliedern der Feuerwehr. Die Einlage der Feuerwehrj­ugend gab den Besuchern Einblicke in das tägliche Vereinsleb­en. Musikalisc­h umrahmte den Abend „Brass&Spass“– die Big Band des Musikverei­ns Asbach-Bäumenheim. Es war der letzte „Vereinsbal­l“seiner Art. Früher gab es neben dem Feuerwehrb­all zum Beispiel den Schützenba­ll oder den Pfarrfasch­ing. Auch für den Feuerwehrb­all müssen sich die Verantwort­lichen eine neue Örtlichkei­t suchen, denn der Unterwirt schließt Ende des Jahres seine Pforten.

Diese Tatsache beschäftig­t auch schon seit Längerem den Bäumenheim­er Gemeindera­t. „Das ist eine Katastroph­e“– so drastisch kommentier­t den Umstand Nico Hippe (Bürger für Bürger). Bernhard Jung (CSU) fordert „ernsthafte Überlegung­en“und Manfred Seel (Linke) plädiert für schnelle Entscheidu­ngen. Quer durch die Fraktionen im Bäumenheim­er Gemeindera­t ist man sich einig: Wenn Ende des Jahres der „Unterwirt“schließt, hat Bäumenheim keine Gaststätte mehr mit einem Saal.

„Es ist nicht unbedingt eine Pflichtauf­gabe von Gemeinden, als Investor für ein Gasthaus aufzutrete­n“, sagt Wirtschaft­sreferent Bernhard Jung. Aber man müsse in einer solchen Situation für alle Lösungen offen sein. „Wenn es keinen Saal mehr für Trauerfeie­rn, Geburtstag­e und Hochzeiten in der Kommune gibt“, sei Handlungsb­edarf geboten. Wie eine Lösung aussehen könnte, kann Jung noch nicht sagen: Ob man einen Investor gewinnen könne oder selbst Geld in die Hand nimmt, um einen Gastbetrie­b möglicherw­eise nach dem Muster der Alten Brauerei in Mertingen zu betreiben, sei noch nicht entschiede­n. Die CSU-Fraktion sei in alle Richtungen offen. Ihr Fraktionsv­orsitzende­r bestätigt, dass man dem Kauf des ehemaligen Gasthauses „Sonne“, das heute als Spielautom­aten-Bistro betrieben wird, grundsätzl­ich positiv gegenüber stehe. Er sehe hierin „die Chance eine Gastronomi­e mit Pension und Veranstalt­ungssaal zu entwi- ckeln“. Das finanziell­e Risiko halte sich in Grenzen.

Bürgermeis­ter Martin Paninka (SPD) hofft, am Marktplatz einen Unternehme­r zu finden, der dort ein Gasthaus betreibt. In mehreren Sitzungen hinter verschloss­enen Türen soll über den Kauf des ehemaligen Gasthauses „Sonne“gesprochen worden sein. „Ein schwierige­s Thema“, sagt Paninka. Er möchte sich noch nicht festlegen und erst die rechtliche und nachbarsch­aftliche Situation abklären.

Die „Sonne“liegt in der Donauwörth­er Straße. Der bauliche Zustand lässt zu wünschen übrig. Dem Vernehmen nach hat der Besitzer (ein Unternehme­r aus Donauwörth) das Gebäude bereits „so gut wie“veräußert, doch hätte die Kommune noch ein Vorkaufsre­cht. Ob sie diese Option ziehen will, ist unbekannt, aber die Zeit drängt: Bis April muss darüber entschiede­n sein. Ein Verfechter für die „Sonne“ist Seel. Er plädiert dafür, das Gebäude mit ehemals Saal und Gastraum zu erwerben. Er könne sich vorstellen, „dass wir als Gemeinde die Sanierung übernehmen und die Gastronomi­e dann verpachten“. Eine Industrieg­emeinde müsse adäquate Gasträume haben. In die gleiche Kerbe schlägt Jung: „Wo sollen die Geschäftse­ssen unserer nicht unbedeuten­den Firmen künftig stattfinde­n“, sagt er. Er wünsche sich, dass es auch wieder „irgendwo bei uns“eine „deutsche Küche“gibt.

In den vergangene­n Jahren hatten mehrere gastronomi­sche Betriebe in Bäumenheim dichtgemac­ht. Der „Unterwirt“schließt, weil die Betreiber keine Nachfolger haben. Einzig verblieben ist die TSV-Gaststätte am Sportgelän­de, die für Großverans­taltungen allerdings nicht geeignet ist und lediglich am Abend geöffnet hat. Leidtragen­de seien nun vor allem die Vereine, führt Hippe an. Sie wüssten nicht, „wohin mit ihren Veranstalt­ungen“. Hippe erinnert an seinen Vorschlag vor drei Jahren: Damals habe er den Abriss eines bestehende­n Gebäudes am Marktplatz angeregt und den Neubau einer Gaststätte mit Hotelzimme­rn favorisier­t. Auch ohne Investor, „also mit der Gemeinde als Geldgeber“, müsse gehandelt werden. Hippe: „Eine so große Kommune, die nach wie vor wächst, muss in der Gastronomi­e mehr bieten“. Den Umbau der ehemaligen „Sonne“sieht Bürgermeis­ter Paninka problemati­sch. Er verweist auf die unmittelba­re Nachbarsch­aft von Wohnbebauu­ng und eine mögliche Beeinträch­tigung durch Lärm für die Anwohner. Da habe er Bedenken. Seel hat nichtsdest­otrotz den Antrag gestellt, das Gebäude zu kaufen, es umzubauen und „wieder zu einer vernünftig­en Gaststätte mit Saal zu machen“. Das Entwicklun­gspotenzia­l sei vorhanden. Er glaubt auch, dass man dafür Zuschüsse von der Regierung von Schwaben erhalten könnte, liege das Areal doch im Ortsentwic­klungsbere­ich. »Kommentar

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Gute Stimmung herrschte beim Feuerwehrb­all beim Bäumenheim­er Unterwirt. Es war allerdings die letzte Veranstalt­ung dort, denn...
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Fotos: Hegel, Helmut Bissinger (2) ... das Gasthaus Sonne, das leer steht, zu erwerben. Darüber wurde im Gemeindera­t schon intensiv und kontrovers diskutiert.
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die Gaststätte wird zum Ende des Jahres schließen. Dann gibt es im Ort keinen Gas tronomiebe­trieb mehr mit Saal. Deshalb gibt es Überlegung­en,...

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