Letzter Faschingsball beim Unterwirt
Gastronomie Ende des Jahres schließt in Bäumenheim die letzte Gaststätte mit Saal. Während die Feuerwehr dort noch einmal närrisch feiert, diskutiert der Gemeinderat bereits über die Zukunft
Bäumenheim Hervorragend war die Stimmung, als die Bäumenheimer Wehr ihren traditionellen Feuerwehrvereinsball im Gasthaus Unterwirt ausrichtete. Neben den Bällen des Carneval Clubs Bäumenheim ist er immer ein Höhepunkt im Schmuttertaler Faschingskalender.
Im ausverkauften Unterwirtssaal präsentierte die Feuerwehr ein buntes und humorvolles Programm. Der CCB inszenierte mit seinem Hofstaat unter der Regentschaft von Prinzessin Juliane I. und Prinz Thomas II. ein tänzerisches Spektakel im Ballsaal. Mit besonderer Spannung erwartete das Publikum den „Feuerwehrreporter“Roland Böck. In seiner Büttenrede berichtete er von kuriosen Missgeschicken und lustigen Geschichten von Vereinsmitgliedern der Feuerwehr. Die Einlage der Feuerwehrjugend gab den Besuchern Einblicke in das tägliche Vereinsleben. Musikalisch umrahmte den Abend „Brass&Spass“– die Big Band des Musikvereins Asbach-Bäumenheim. Es war der letzte „Vereinsball“seiner Art. Früher gab es neben dem Feuerwehrball zum Beispiel den Schützenball oder den Pfarrfasching. Auch für den Feuerwehrball müssen sich die Verantwortlichen eine neue Örtlichkeit suchen, denn der Unterwirt schließt Ende des Jahres seine Pforten.
Diese Tatsache beschäftigt auch schon seit Längerem den Bäumenheimer Gemeinderat. „Das ist eine Katastrophe“– so drastisch kommentiert den Umstand Nico Hippe (Bürger für Bürger). Bernhard Jung (CSU) fordert „ernsthafte Überlegungen“und Manfred Seel (Linke) plädiert für schnelle Entscheidungen. Quer durch die Fraktionen im Bäumenheimer Gemeinderat ist man sich einig: Wenn Ende des Jahres der „Unterwirt“schließt, hat Bäumenheim keine Gaststätte mehr mit einem Saal.
„Es ist nicht unbedingt eine Pflichtaufgabe von Gemeinden, als Investor für ein Gasthaus aufzutreten“, sagt Wirtschaftsreferent Bernhard Jung. Aber man müsse in einer solchen Situation für alle Lösungen offen sein. „Wenn es keinen Saal mehr für Trauerfeiern, Geburtstage und Hochzeiten in der Kommune gibt“, sei Handlungsbedarf geboten. Wie eine Lösung aussehen könnte, kann Jung noch nicht sagen: Ob man einen Investor gewinnen könne oder selbst Geld in die Hand nimmt, um einen Gastbetrieb möglicherweise nach dem Muster der Alten Brauerei in Mertingen zu betreiben, sei noch nicht entschieden. Die CSU-Fraktion sei in alle Richtungen offen. Ihr Fraktionsvorsitzender bestätigt, dass man dem Kauf des ehemaligen Gasthauses „Sonne“, das heute als Spielautomaten-Bistro betrieben wird, grundsätzlich positiv gegenüber stehe. Er sehe hierin „die Chance eine Gastronomie mit Pension und Veranstaltungssaal zu entwi- ckeln“. Das finanzielle Risiko halte sich in Grenzen.
Bürgermeister Martin Paninka (SPD) hofft, am Marktplatz einen Unternehmer zu finden, der dort ein Gasthaus betreibt. In mehreren Sitzungen hinter verschlossenen Türen soll über den Kauf des ehemaligen Gasthauses „Sonne“gesprochen worden sein. „Ein schwieriges Thema“, sagt Paninka. Er möchte sich noch nicht festlegen und erst die rechtliche und nachbarschaftliche Situation abklären.
Die „Sonne“liegt in der Donauwörther Straße. Der bauliche Zustand lässt zu wünschen übrig. Dem Vernehmen nach hat der Besitzer (ein Unternehmer aus Donauwörth) das Gebäude bereits „so gut wie“veräußert, doch hätte die Kommune noch ein Vorkaufsrecht. Ob sie diese Option ziehen will, ist unbekannt, aber die Zeit drängt: Bis April muss darüber entschieden sein. Ein Verfechter für die „Sonne“ist Seel. Er plädiert dafür, das Gebäude mit ehemals Saal und Gastraum zu erwerben. Er könne sich vorstellen, „dass wir als Gemeinde die Sanierung übernehmen und die Gastronomie dann verpachten“. Eine Industriegemeinde müsse adäquate Gasträume haben. In die gleiche Kerbe schlägt Jung: „Wo sollen die Geschäftsessen unserer nicht unbedeutenden Firmen künftig stattfinden“, sagt er. Er wünsche sich, dass es auch wieder „irgendwo bei uns“eine „deutsche Küche“gibt.
In den vergangenen Jahren hatten mehrere gastronomische Betriebe in Bäumenheim dichtgemacht. Der „Unterwirt“schließt, weil die Betreiber keine Nachfolger haben. Einzig verblieben ist die TSV-Gaststätte am Sportgelände, die für Großveranstaltungen allerdings nicht geeignet ist und lediglich am Abend geöffnet hat. Leidtragende seien nun vor allem die Vereine, führt Hippe an. Sie wüssten nicht, „wohin mit ihren Veranstaltungen“. Hippe erinnert an seinen Vorschlag vor drei Jahren: Damals habe er den Abriss eines bestehenden Gebäudes am Marktplatz angeregt und den Neubau einer Gaststätte mit Hotelzimmern favorisiert. Auch ohne Investor, „also mit der Gemeinde als Geldgeber“, müsse gehandelt werden. Hippe: „Eine so große Kommune, die nach wie vor wächst, muss in der Gastronomie mehr bieten“. Den Umbau der ehemaligen „Sonne“sieht Bürgermeister Paninka problematisch. Er verweist auf die unmittelbare Nachbarschaft von Wohnbebauung und eine mögliche Beeinträchtigung durch Lärm für die Anwohner. Da habe er Bedenken. Seel hat nichtsdestotrotz den Antrag gestellt, das Gebäude zu kaufen, es umzubauen und „wieder zu einer vernünftigen Gaststätte mit Saal zu machen“. Das Entwicklungspotenzial sei vorhanden. Er glaubt auch, dass man dafür Zuschüsse von der Regierung von Schwaben erhalten könnte, liege das Areal doch im Ortsentwicklungsbereich. »Kommentar