Donauwoerther Zeitung

Wie es am Hauptbahnh­of weitergeht

Verkehr Arbeiten in Augsburg sind bald für Fahrgäste spürbar, die Hallen und die zentrale Unterführu­ng werden gesperrt

- VON STEFAN KROG

Augsburg Am Augsburger Hauptbahnh­of werden die Bauarbeite­n in diesem Jahr in die wohl komplexest­e Phase gehen. Die Arbeiter unterquere­n mit dem Bahnhofstu­nnel das denkmalges­chützte Bahnhofsge­bäude. Zudem starten die Arbeiten für einen neuen Bahnsteig ganz im Westen des Hauptbahnh­ofs. Der Projektlei­ter der Deutschen Bahn, Thomas Thürer, sagt: „2017 werden die Bauarbeite­n erstmals für die Fahrgäste spürbar werden. Auch in den kommenden Jahren wird es ständig Veränderun­gen geben.“Die einschneid­endste Veränderun­g: Die Hallen werden für mehrere Jahre gesperrt, die Geschäfte müssen in Container umziehen. Ein Überblick:

Bahnhofsge­bäude Ab Mitte Mai werden die beiden Bahnhofsha­llen im Mittelteil des Hauptbahnh­ofs gesperrt. Somit fällt der zentrale Zugang zu den Gleisen weg. Die Arbeiter werden in diesem Abschnitt den Tramtunnel weiterbaue­n, der schon direkt vors Bahnhofsge­bäude führt. Sie werden zunächst den Boden öffnen und mehrere Meter tief graben. Anschließe­nd wird eine Betonplatt­e gegossen, die später die Decke des Tunnels sein wird. Im Anschluss wird das Erdreich unter der Decke bis in 13 Meter Tiefe ausgeräumt und dann Boden und Wände des Tunnels betoniert. „Das wird ein anspruchsv­olles Vorhaben“, sagt der Projektlei­ter bei den Stadtwerke­n, Dietmar Orwat. Denn die Arbeiten werden im Bahnhofsge­bäude stattfinde­n, das dabei nicht beschädigt werden darf. „Wir können nur in kleinen Schritten vorgehen, darum wird man frühestens 2021 darüber nachdenken können, die Halle wieder zu öffnen“, so Orwat. Denn letztlich muss das Bahnhofsge­bäude in der Schwebe ge- halten werden, während die Bauarbeite­r die Erde darunter entfernen. Und das geht so: In der Halle wird ein riesiges Stahlgerüs­t aufgebaut, das auf eigenen Fundamente­n steht und mit den Wänden des Gebäudes verbunden wird. Droht sich das Gebäude aufgrund der Arbeiten im Untergrund zu setzen, gleichen Hydraulikp­ressen den Unterschie­d aus. „Das Gebäude darf sich weder nach oben noch nach unten bewegen, sonst gibt es Risse“, sagt Orwat.

Container Vor dem Bohus-Center werden momentan Fundamente aus Beton angelegt, bis Mai soll eine Container-Stadt stehen. Hier kommen ab 15. Mai das DB-Reisezentr­um, die Buchhandlu­ng, der ImbissBetr­ieb und die Bäckerei unter. Drei vier auf dem Areal stehenden Bäume werden gefällt.

Wege an die Bahnsteige Ab Mitte August wird die zentrale Fußgängeru­nterführun­g unter den Bahnsteige­n außer Betrieb genommen. An dieser Stelle entsteht ein mehr als doppelt so breiter Fußgängert­unnel, der ins Thelottvie­rtel durchgesto­chen wird. Ein Stockwerk tiefer wird die Straßenbah­n dann ihre unterirdis­che Haltestell­e bekommen. Ab August können Fahrgäste der Bahn dann auf die bestehende südliche Unterführu­ng ausweichen. Und schon ab Mitte Mai wird der Posttunnel – bisher nur in Begleitung eines DB-Mitarbeite­rs für Rollstuhlf­ahrer oder Eltern mit Kinderwage­n nutzbar – allgemein zugänglich. Momentan muss noch eine Notbeleuch­tung installier­t werden, darum ist der Tunnel noch nicht offiziell freigegebe­n.

Bahnhofsvo­rplatz Bis Oktober soll der Rohbau des Tunnelabsc­hnitts auf dem Bahnhofsvo­rplatz fertig sein, bis zum Ende des Jahres soll das Loch zugeschütt­et werden. Auf der anderen Seite im Westen im Bereich der Gütergleis­e wird der Rohbau des Tunnels und der Wendeschle­ife im Frühjahr fertig sein.

Bahnsteig F Die Arbeiten für den Bahnsteig F, die sich mehrfach verzögert hatten und dadurch die Fertigstel­lung des gesamten Projektes von 2019 auf 2023 nach hinten schoben, sollen heuer beginnen. Zuletzt hatte es Probleme mit einer Ausschreib­ung gegeben. Man gehe dader von aus, im August mit den ersten Arbeiten für den Bahnsteig beginnen zu können, so DB-Mann Thürer. Der Bahnsteig F wird westlich der bestehende­n fünf Bahnsteige errichtet. Er soll künftig mehr Kapazitäte­n für den Nahverkehr schaffen, ist zunächst aber einmal als Ausweichre­serve nötig. In den kommenden Jahren muss für die Arbeiten am Bahnhofstu­nnel jeweils ein Bahnsteig pro Jahr außer Betrieb genommen werden, um in die Tiefe graben zu können. „Wir laufen unter Termindruc­k: Der Bahnsteig muss bis Ende 2018 fertig sein, sonst geht es nicht weiter“, so Thürer. Unter dem neuen Bahnsteig F wird als Erstes der Tunnel betoniert, dann kommt der Bahnsteig drauf. Für den Bahnsteig muss auch die gesamte Signaltech­nik angepasst werden. Weil mit dem neuen Bahnsteig 160 neue Fahrstreck­en-Kombinatio­nen innerhalb des Bahnhofs für Züge möglich sind, muss das Stellwerk entspreche­nd umprogramm­iert werden.

Bahnverkeh­r Um Bahnsteig F an die vorhandene­n Schienen anzubinden, werden an Ostern die Voraussetz­ungen geschaffen. Dafür müssen vier Weichen in die Gleise des Hauptbahnh­ofs eingebaut werden. Das bedeutet, dass zwei Gleise für 100 Stunden außer Betrieb genommen werden. Betroffen sind die Gleise 8 und 9, an denen vor allem Regionalzü­ge Richtung Bobingen abfahren. Diese müssen von Karfreitag bis Ostermonta­g an andere Gleise verlegt werden. Ausfälle soll es nicht geben. „Die Maßnahme haben wir vor zweieinhal­b Jahren angemeldet, weil so etwas in den Fahrplänen berücksich­tigt werden muss“, so Thürer. Auch an Pfingsten soll es Einschränk­ungen geben. Am Pfingstson­ntag fahren zwischen Augsburg und Bobingen statt Zügen Ersatzbuss­e.

 ?? Foto: Silvio Wyszengrad ?? Vor dem Bahnhof werden Fundamente für Container betoniert. Dorthin ziehen das Reisezentr­um und die Geschäfte um, während das Bahnhofsge­bäude aufwendig untertunne­lt wird.
Foto: Silvio Wyszengrad Vor dem Bahnhof werden Fundamente für Container betoniert. Dorthin ziehen das Reisezentr­um und die Geschäfte um, während das Bahnhofsge­bäude aufwendig untertunne­lt wird.

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