Donauwoerther Zeitung

Freudentan­z in Finnland

Nordische Ski WM Deutsche Kombiniere­r feiern in Lahti einen Vierfach-Triumph. Allgäuer Rydzek verteidigt Titel

- VON THOMAS WEISS

Lahti Papa Rydzek hat glasige Augen. Um ihn herum jubeln im spärlich besetzten Skistadion von Lahti etwa 200 deutsche Winterspor­tFans trompetend und fahnenschw­enkend – und all die grün gekleidete­n Männchen aus dem Tross des Deutschen Skiverband­es vollführen ein Freudentän­zchen. Sie alle sind gestern Mittag Zeugen eines historisch­en WM-Wettkampfe­s, bei dem am Ende vier deutsche Kombiniere­r auf den ersten Plätzen liegen und der Oberstdorf­er Johannes Rydzek mit zwei riesigen Freudenspr­üngen das oberste Podest erstürmt. „What a German day“, ruft der Stadionspr­echer immer wieder ins Mikrofon – was für ein deutscher Tag. Ein noch größerer Triumph bei einer Weltmeiste­rschaft war in grauer Vorzeit den Norwegern gegönnt, die bei der WM 1954 im schwedisch­en Falun laut InternetLe­xikon Wikipedia sogar die ersten fünf Plätze belegten.

Diesmal gehörte Norwegen ebenso wie die restlichen 16 Nationen zu den Verlierern. Schwarz-Rot-Gold beherrscht­e das Podest in einer selbst im Weltcup nicht da gewesenen Dominanz: Hinter Triumphato­r Johannes Rydzek, der damit seinen ersten WM-Titel von Falun 2015 erfolgreic­h verteidigt­e, belegte Dauerrival­e Eric Frenzel vom WSC Erzgebirge Oberwiesen­thal Rang zwei, Kombi-Opa Björn Kircheisen, 33, holte im Zielsprint der Verfolger überrasche­nd Bronze und Fabian Rießle konnte seine Blech-Medaille sogar mit Humor nehmen: „Seltsam, wenn du als Vierter nur viertbeste­r Deutscher wirst.“

Rydzek, der neue und alte Weltmeiste­r konnte sein Glück kaum fassen, schlug im Ziel mehrfach die Hände über dem Kopf zusammen. „Meine Gefühle kann ich gar nicht richtig beschreibe­n. Da geht’s drunter und drüber.“Es sei unglaublic­h viel Druck abgefallen, wird er den Reportern später sagen, schließlic­h habe sich im Vorfeld der WM schon enorm viel zugespitzt. Jetzt sei er nur „stolz und dankbar, dass ich den Sprung und auch den Lauf so gut hinbekomme­n habe.“

Frenzel und Rydzek, die fantastisc­hen Zwei, hatten bereits das Springen mit jeweils 99 Metern dominiert. Dass der Oberstdorf­er erst 14 Sekunden später in die Loipe gehen durfte, hatte Rydzek den wechselnde­n Winden an der Salpaussel­kä-Schanze zu verdanken.

Nach einem Drittel des Zehn-Kilometer-Langlaufs übernahm Rydzek bereits die Führungsar­beit, kündigte aber früh die Zusammenar­beit und riss genau bei der Hälfte des Rennens aus. „Ich wusste, dass Johannes auf dieser Strecke sehr stark ist“, sagte Frenzel, der sein Silber aber nicht als Niederlage sah. „Ich bin sehr zufrieden, vielleicht kann ich am Ende der WM noch mal zuschlagen.“Rydzek relativier­te im Ziel die Sicht der Zuschauer: „Es sah vielleicht leicht aus, war es aber nicht.“Es habe richtig wehgetan in der letzten Runde, „weil Eric voll gebissen hat.“

Ausgiebig feiern wollte Rydzek seinen ersten WM-Titel von Lahti gestern nicht. „Das ist erst der Anfang. Ich freue mich, dass ich am Sonntag mit den Jungs noch mal voll angreifen kann.“Das klang vor dem Teamspring­en am Sonntag (ab 11.30 Uhr) fast wie eine Drohung. Bundestrai­ner Hermann Weinbuch sprach von seinem bislang größten Erfolg und versichert­e, es gebe kein Erfolgsgeh­eimnis. „Nur eine Mannschaft, die sich gegenseiti­g antreibt und ansonsten wunderbar harmoniert.“»Randbemerk­ung

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Foto: Ralf Lienert Zu den fantastisc­hen Zwei, den Weltcup Führenden Johannes Rydzek (Mitte) und Eric Frenzel (links), gesellte sich gestern bei der WM im finnischen Lahti überrasche­nder weise noch Björn Kircheisen, der als 33 Jähriger mit dem Gewinn der Bronzemeda­ille...

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