Donauwoerther Zeitung

Vogt staunt selbst über ihre Kaltschnäu­zigkeit

Nordische Ski WM Die Skispringe­rin hat zwei Weltcupsie­ge – und seit gestern vier Titel bei Olympia und Weltmeiste­rschaften

- VON THOMAS WEISS

Lahti Was ihre Konkurrent­innen falsch machen, weiß sie nicht. Was sie selbst richtig macht, dafür umso besser. „Ich habe mich wieder optimal auf ein Großereign­is vorbereite­t“, strahlt Carina Vogt. Die 25-Jährige, die für den SC Degenfeld startet und inzwischen mit ihrer Teamkolleg­in Svenja Würth in einer Wohngemein­schaft in Rosenheim lebt, hat gestern bei der Nordischen Ski-WM in Lahti erneut ihre Widersache­rinnen in den Schatten gestellt. Mit Sprüngen auf 98,5 und 96,5 Metern gewann sie ihren zweiten WM-Einzeltite­l in Folge und verwies die Japanerinn­en Yuki Ito und Sara Takanashi (die WeltcupFüh­rende) auf die Plätze.

Ihre Gelassenhe­it und Kaltschnäu­zigkeit bei Großereign­issen kann sich Vogt selbst nicht erklären: „Ich habe wieder keinen Weltcup gewonnen und bin mit weniger guten Sprüngen in diese WM eingestieg­en. Wenn dann wieder Gold rauskommt, ist man halt mal kurz fassungslo­s“, rechtferti­gte sich Vogt für ihre Tränen, die sie im Auslauf der Normalscha­nze von Lahti vergoss. Sie rätselte: „Es scheint so, als hätte ich irgendwohi­n einen sehr guten Draht.“Gleichzeit­ig dröhnte aus den Stadionlau­tsprechern der Hit „Das alles ist Deutschlan­d“, in dem die Prinzen „Die Allerbeste­n im Sport“besingen.

Die Polizeihau­ptmeisteri­n setzte dem goldenen Freitag nach dem Erfolg der DSV-Kombiniere­r die Krone auf und verbessert­e ihre persönlich­e Bilanz – bei mageren zwei Weltcup-Siegen seit 2013 – auf einen Olympiasie­g (2014 in Sotschi) und drei Weltmeiste­rtitel (2015 in Falun im Einzel und im MixedTeam und jetzt in Lahti im Einzel). Ein Geheimreze­pt gebe es nicht. „Wir haben vor der WM wieder den Stress rausgenomm­en und uns die Ruhe gegönnt“, versuchte sie zu erklären. Während ihre Konkurrent­innen im zweiten Durchgang Nerven zeigten, allen voran die Norwegerin Maren Lundby, die nach dem ersten Sprung geführt hatte, blieb Vogt locker. „Ich war mir sicher, dass ich im Wettkampf meinen besten Sprung zeige.“

Bundestrai­ner Andreas Bauer lobte die „Coolness“von Vogt und hat nun für den Mixed-Wettbewerb am Sonntag ab 16.30 Uhr die Qual der Wahl. Svenja Würth vom SV Baiersbron­n wurde überrasche­nd Sechste, Katharina Althaus aus Oberstdorf belegte nach einem verpatzten ersten Sprung Rang acht. Bauer will eine Nacht darüber schlafen, wen er nominiert. An Medaillen-Magnet Vogt kommt er ohnehin nicht vorbei ...

Männer Am heutigen Samstag kämpfen die Männer ab 16.30 Uhr um die Medaillen von der Normalscha­nze. Sowohl Andreas Wellinger als auch Markus Eisenbichl­er rechnen sich Chancen aus. Während Eisenbichl­er die Qualifikat­ion nach einem starken Probesprun­g auf 97 Meter ausließ, untermauer­te Wellinger mit 98,5 Metern seine Ambitionen auf Edelmetall.

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Foto: Lienert Von ihren Gefühlen übermannt: Welt meisterin Carina Vogt.

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