Zwei Neue stellen sich vor
Konzert Pädagogen und Musiker: Günther Anselm Friedl und Anselm Wohlfarth unterrichten seit Kurzem an der Werner-Egk-Musikschule. Bemerkenswert ist ihr künstlerisches Niveau
Donauwörth „Concertino“lautete das Motto im Endelesaal, als sich jetzt zwei neue Musiklehrer der Donauwörther Werner-Egk-Musikschule dort instrumental vorstellten. Sie sind jedoch nicht nur Pädagogen, sondern haben auch – und vor allem – als Konzertsolisten einen Namen. Günther Anselm Friedl besitzt nicht nur im gesamten schwäbischen Raum ein beachtliches Renommee als stilsicherer und profunder Interpret am Klavier. Anselm Wohlfarth, Oboe, verfügt über ausgereifte Technik, gepaart mit hohem Einfühlungsvermögen und subtiler Tongestaltung. Die Zuhörer erwartete ein ebenso anspruchsvoller, wie kontrastreicher Konzertnachmittag. Sie zeigten sich beeindruckt und dankten mit lang anhaltendem Applaus.
Gleich zu Beginn sorgte Anselm Wohlfarth, der unter anderem am Mozarteum in Salzburg studiert hat, unter feinfühliger Begleitung von Günther Anselm Friedl mit dem „Lied für Englischhorn und Klavier“von Eugène Bozza für „wohlige“Stimmung. Das mittellagige Englischhorn zeichnet sich durch seinen warmen, anmutigen – tatsächlich hornhaften – Klang aus, den Wohlfarth durch weitläufige Phrasierung geschickt über die Klangflächen des Klavieres legte und im Saal verbreitete.
Günther Anselm Friedl nutzte den Raumklang des Enderlesaales auf ganz andere Art. Die düstere Tragik Richard Wagners „Götterdämmerung“fing er bei seiner Interpretation von „Siegfrieds Trauermarsch“ein. Auf der Grundlage der Einrichtung für Klavier von Felix Mottl, seinerzeit Leiter der bayerischen Hofoper, transferierte Friedl mit unglaublicher Dynamik orchestralen Klang aus dem Flügel in den Saal.
Eine völlig andere, schier fröhliche Klangwelt eröffnete sich dem Publikum bei Franz Liszts „Die Glocken von Genf“aus seinem Klavierzyklus „Jahre der Pilgerschaft“. Der Pianist zauberte aus seinem Instrument ein schillerndes, fein nuanciertes Klanggemälde. Wird Liszt auch hin und wieder ein Hang zum Konventionellen vorgeworfen, so konnte Friedl die Vorgaben des Komponisten zu einer eigenen großartigen romantischen Intention formen.
Mit dem „Konzert für Oboe d’amore und Orchester in A-Dur, BWV 1055“von Johann Sebastian Bach wartete Anselm Wohlfarth auf. Die größere Schwester der Oboe besitzt einen sehr lyrischen Klang, den der Solist sehr bewusst in das barocke Ambiente entsendete. Orchestral, aber nicht aufdringlich von Günther Anselm Friedl begleitet, gelang das Larghetto zu einer sehr gefühlvollen Partie, kontrastierend dazu der Schlusssatz „Allegro ma non tanto“in einem virtuosen Finale endend, bei dem auch das gesamte klangliche und dynamische Spektrum des Instrumentes vom Künstler voll und gekonnt ausgespielt wurde.
Zu den bedeutendsten Werken der klassischen Musik zählt Ludwig van Beethovens „Klaviersonate Nr. 32, Opus 111“. Das zweisätzige Werk, beginnend mit einer düsteren, ahnungsvollen Einleitung, stellt die untrennbare Einheit der Gegensätze in den Vordergrund: dunkel – hell, schnell – langsam, Dur – Moll, schwarz – weiß. Günther Anselm Friedl „stand“nicht nur eines der schwierigsten Klavierwerke, er zelebrierte dieses mystische Werk mit unglaublicher Intensität und ebenso versiert, effektgeladen, wie emotionsbewusst. Lang anhaltender Applaus belohnte den würdigen Künstler für seine grandiose Leistung.
Den Schlusspunkt setzte Anselm Wohlfarth mit der „Sonate für Oboe und Klavier, Opus 166“von Camille Saint-Saëns. Das 1921 entstandene, impressionistische Werk überraschte das Publikum nicht nur wegen seiner ungewöhnlichen Stringenz – mit einem langsamen Einstiegssatz, lyrischem, fast „ländlich“anmutendem Mittelsatz und einem am Ende furiosen „Molto Allegro“. Dem Solisten und seinem Korrepetitor gelang es auch und vielleicht auch trotz der hochkarätigen und fordernden Programmdramaturgie, beim Auditorium gelöste Heiterkeit und begeisterte Ovationen auszulösen.
Mit zwei Zugaben, die „en miniature“noch einmal ihre hohen Qualitäten durchscheinen ließen, verabschiedeten sich die beiden Akteure von ihrem beeindruckten Publikum: Anselm Wohlfarth spielte solistisch den „Pan“aus Benjamin Brittens „Sechs Metamorphosen nach Ovid“– Günther Anselm Friedl bot ein Klavierstück von Alexander Skrjabin dar, einem Komponisten, dem er sich ganz besonders verschrieben hat. (hwa)