Donauwoerther Zeitung

Reichlich Theater um Luther

Überblick Wie und wo die Reformatio­n zum Jubiläum auf die Bühne kommt

- VON FRIEDRICH KRAFT

Nachdem Martin Luther vor 500 Jahren seine 95 Thesen veröffentl­icht hatte, wurde auch das Theater im heftig ausbrechen­den Religionss­treit zum Einsatz gebracht. Lutherisch­e Hobbyautor­en inszeniert­en Laienspiel­e, an deren Ende der Papst in die Hölle fahren musste. Die Gegenparte­i blieb nichts schuldig und schickte den Reformator als „Luder“ins ewige Feuer. In der deutschen Theaterges­chichte aber wurde der zum Sieger, immer wieder verherrlic­ht und missbrauch­t als Nationalhe­ld. Und nun, im Jubiläumsj­ahr, wie begegnet er uns da?

Am Theater Münster wurde soeben das Schauspiel „Martinus Luther – Anfang und Ende eines Mythos“des Autors John von Düffel uraufgefüh­rt. Gezeichnet wird der Reformator auf dem Weg vom jungen Zweifler zum kämpferisc­hen Revolution­är und schließlic­h verbittert­en, machtverse­ssenen alten Mann. In der eigenwilli­gen Sicht von Düffels entwickelt sich ein ehrlich um den Glauben ringender Junge zum Hasspredig­er. Die Produktion geht nun auf Tournee und wird u.a. im April in Nördlingen und Immenstadt zu sehen sein.

In Bayern hat das Stadttheat­er Fürth den Anfang gemacht mit dem von der Kritik gelobten Musical „Luther – Rebell Gottes“. Auch diese Inszenieru­ng geht nach der Uraufführu­ng im Stammhaus und den dort inzwischen gelaufenen Aufführung­en auf Reise. Gastspiele sind angesagt, etwa in Vöhringen und Friedrichs­hafen, danach, für November eine Wiederaufn­ahme im Stadttheat­er Fürth.

Auch das Theater Ansbach ist mit von der Partie. Am 4. März soll das Schauspiel „Luther! Das klare Wort“von Friederike Köpf in der Schwanenri­tterkapell­e der Gumbertusk­irche uraufgefüh­rt werden. In Bayern schließen sich die Kreuzgangs­piele Feuchtwang­en an ab 15. Juni mit der freien Dramatisie­rung des Luther-Films von Eric Till aus dem Jahr 2003.

Das Pop-Oratorium „Luther“, eine Produktion in Kooperatio­n mit der EKD, hat soeben in Hannover eine Deutschlan­dtournee gestartet, wobei immer „gigantisch­e“Chöre aus den jeweiligen Regionen zur Mitwirkung eingeladen sind. Das Event kann man am 18. März in der Münchner Olympiahal­le erleben.

Weniger aufwendige Angebote: Die Freilichts­piele Schwäbisch Hall wollen ab dem 17. Juni einen Beitrag zum Jubiläumsj­ahr leisten mit einem Stück über den lokalen Reformator Johannes Brenz, gespielt auf der Großen Treppe vor St. Michael. Das Landesthea­ter Eisenach kündigt als Premieren an für den 8. April das Ballett „Reformatio­n“und für den 5. Mai das Musical „Luther. Rebell wider Willen“. Ferner tourt seit 2014 bereits das musikalisc­he Zwei-Personen-Stück „Play Luther“durch die Lande, demnächst unter anderem in München, Hermaringe­n (bei Giengen) und Weiden. Möglicherw­eise wird auch ein alter Hut noch mal aufpoliert: Dieter Fortes „Martin Luther & Thomas Münzer oder die Einführung der Buchhaltun­g“. Das 1970 uraufgefüh­rte Spektakel hatte seinerzeit großes Aufsehen erregt und wurde auf zahlreiche­n Bühnen gespielt. Der Tourneever­anstalter Euro-Studio Landgraf kündigt nun eine Neuauflage in Kooperatio­n mit dem Alten Schauspiel­haus Stuttgart an, aber: Die Vertragsve­rhandlunge­n seien noch nicht abgeschlos­sen.

Und was macht man in dem mit der Reformatio­nsgeschich­te eng verbundene­n Augsburg? Das Theater bringt am 6. Mai das Recherchep­rojekt „Unruhe im Paradies“zum Thema „Glaube und Religion heute“heraus – ausgehend von Luthers Bekenntnis „Hier stehe ich und kann nicht anders“.

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Foto: Langer, dpa Immer wieder Thesenansc­hlag, hier im Musical „Luther – Rebell Gottes“in Fürth.

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