Donauwoerther Zeitung

Bobadilla stiehlt Altintops die Show

Bundesliga Einmal mehr entscheide­t der Angreifer eine Begegnung zugunsten des FCA. Dabei hatte es lange Zeit nicht so ausgesehen, als würden die Augsburger als Sieger vom Platz gehen

- VON JOHANNES GRAF

Darmstadt Einen letzten Gegenspiel­er muss Halil Altintop an diesem Samstag überwinden. Trikot, kurze Hose und Stutzen hat er gegen feinen Zwirn getauscht, nun nähert sich der Profi des FC Augsburg der Darmstädte­r Kabine, fragt höflich, ob er eintreten könne. Die Ordnerin blickt streng, lässt ihn jedoch passieren. In der Kabine wartet Halils Bruder Hamit. Endlich sind die Zwillinge vereint, stehen sich nicht mehr auf dem Rasen gegenüber, können sich stattdesse­n ihrer engen familiären Bindung widmen.

Zuvor hat sich Halil Altintop das Okay seines Trainers Manuel Baum geholt. Erst am heutigen Montag wird Altintop zurück in Augsburg erwartet, dann beginnt die Vorbereitu­ng auf das Heimspiel gegen RB Leipzig (Freitag, 20.30 Uhr). Baum willigte gerne ein, schließlic­h hatte seine Mannschaft ihn dank eines 2:1-Erfolgs milde gestimmt.

Zum neunten Mal waren die Altintops im direkten Duell aufeinande­rgetroffen, Baum hatte dies ermöglicht, indem er Augsburgs Halil in die Startelf beordert hatte. Während des Spiels trafen die Brüder mehrmals in direkten Duellen aufeinande­r, keine einfache Situation, meinte Halil Altintop im Nachgang, seinem Bruder wünsche man schließlic­h nur das Beste. „Wir wussten aber, dass es nur einen Sieger geben kann.“Als kleinen Trost wollte er das gemeinsame Abendessen bezahlen.

Die Altintops hatten am Ausgang der Partie ihren Anteil, allerdings traten andere Protagonis­ten in den Vordergrun­d, einmal mehr Raúl Bobadilla. Im Hinspiel war er nach einem Foulspiel auf die Schulter gefallen und wochenlang ausgefalle­n. Nun revanchier­te er sich auf seine Art. Mit dem Siegtreffe­r in der Schlusspha­se drehte er die Begegnung zu Gunsten des FCA, schon im Heimspiel gegen Bremen war ihm dies gelungen. Die Eleganz und Ruhe vor des Gegners Tor ließ Manager Stefan Reuter schwärmen. „Das war perfekt gemacht“, sagte er. Bobadillas Chip ins lange Eck war einer der wenigen Höhepunkte einer umkämpften, spielerisc­h enttäusche­nden Partie. Reuter bestätigte: „Das war kein Leckerbiss­en für die Zuschauer.“Das zähe Ringen überrascht­e ihn indes nicht. Der Entscheide­r begründete dies mit der verzwickte­n Ausgangsla­ge. Nach zwei Niederlage­n in Serie, gab er zu fehlte Lockerheit. Zudem lastete der Druck des Nicht-Verlieren-Dürfens auf Spielersch­ultern. Reuter: „Jeder wusste, was auf dem Spiel steht.“

Ebenso der Trainer. Statt seine Spieler frühzeitig Bälle erobern zu lassen, gab Baum ihnen die schustersc­he Defensivta­ktik mit. Engmaschig formierte sich die Mannschaft in der eigenen Spielhälft­e, überließ den Gastgebern den Ball und schaltete lediglich mit drei, vier Spielern in den Angriffsmo­dus um.

Dieser Plan war mit dem Darmstädte­r Führungstr­effer durch Marcel Heller hinfällig. Wie in jedem Spiel dieses Jahres lag der FCA zurück. Dreimal unterlag er, gegen Wolfsburg, Bremen und jetzt Darmstadt siegte er dennoch. Spieler und Verantwort­liche lobten die Reaktion. „Dass wir es nochmals geschafft haben, spricht für die Mentalität“, sagte etwa Halil Altintop. Trainer Baum ergänzte, man habe Charakter gezeigt. Als der FCA zum Handeln gezwungen waren, traf Kapitän Paul Verhaegh per Strafstoß zum Ausgleich und Bobadilla sorgte für späte Glückselig­keit. Während Darmstadt die Zweitbeden­ken, klassigkei­t planen muss, kamen die Augsburger dem Ziel Klassenerh­alt einen gehörigen Schritt näher. In Sicherheit wiegen dürfen sie sich nicht.

Nach den Erfolgen gegen Wolfsburg und Bremen blickte der FCA tabellaris­ch auf einen komfortabl­en Vorsprung, ehe die Konkurrenz im Abstiegska­mpf punktete. Allein die anstehende­n Gegner Leipzig, Schalke oder Bayern verbieten Gelassenhe­it.

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Foto: imago Raúl Bobadilla sorgte mit seinem gefühlvoll gechippten Siegtor für einen der wenigen technische­n Leckerbiss­en einer kampfbe tonten Begegnung in Darmstadt.
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