Hamburg bekommt keiner in den Griff
Der Hamburger SV hat viele Freunde in unserer Region. Bewiesen ist das allein dadurch, dass der Klub im Verbreitungsgebiet unserer Zeitung fünf Fan-Klubs vorweisen kann. Im Umkreis von 100 Kilometern, wenn man von Augsburg ausgeht, sind es sogar zehn. Wenn ein Verein derart viel Liebe erfährt, hat es meist mit Erfolgen zu tun und natürlich mit Tradition. Der HSV kann beides vorweisen.
Seit Gründung der Bundesliga im Jahr 1963 ist Hamburg der einzige Verein in Deutschland, der ununterbrochen in der höchsten Liga dabei ist. Und was für Spieler haben da gespielt: Uwe Seeler, Manni Kaltz, Kevin Keegan, Horst Hrubesch, Willi Schulz, Felix Magath – ach man könnte bis Ostern so weitermachen. Dazu zweifacher Europa-Pokalsieger, dreimal den DFB-Pokal gewonnen und sechsfacher Deutscher Meister. Und jetzt? Hamburg erinnert an einen einst ruhmreichen Schlagersänger, der nun völlig abgehalftert durch die Bierzelte tingelt und sich dabei vorwiegend zum Gespött der Leute macht.
Doch die Bundesliga muss (noch) mit dem HSV leben. Die Präsentation der Mannschaft in München war erneut eine Schande. In schöner Regelmäßigkeit, egal mit welchem Trainer man dort auftaucht, lässt sich der Verein dort ohne Gegenwehr „abschießen.“Anscheinend bekommt kein Coach „diesen Haufen“in den Griff.
Dabei bekam man zuletzt den Eindruck, dass dies Markus Gisdol gelingen könnte. Nach der Winterpause konnte der Verein ein paar anständige Ergebnisse einfahren und zeigte dabei durchaus passable Leistungen. Auch ein 0:8 kann einmal passieren, aber solche Ergebnisse darf es nicht regelmäßig geben. Für viele Fußball-Fans in Deutschland ist die Partie zwischen dem FC Bayern und dem HSV mittlerweile zu einem „RunningGag“verkommen. Für viele andere dagegen nur noch zu einem Trauerspiel. Natürlich gibt es in der Liga auch Vereine, die über das Resultat in München lachen dürfen. Die Abstiegskonkurrenz ist über jedes Tor froh, dass man dem HSV einschenkt. Allen voran der FC Augsburg, der jetzt satte sieben Punkte Vorsprung auf Hamburg (Relegationsplatz) hat. Durch den 2:1-Erfolg der Augsburger in Darmstadt könnte am 22. Spieltag bereits eine Vorentscheidung gefallen sein. Mit zwölf lausigen Punkten bisher hat sich das Thema für den SV Darmstadt wohl erledigt.
Dagegen kann der FCA schon vorsichtig für ein weiteres Jahr in der Bundesliga planen. Vieles spricht dafür. Gegen die Abstiegskonkurrenten zeigt sich Augsburg nervenstark. Ob Bremen, Wolfsburg, Ingolstadt oder jetzt wieder Darmstadt – Augsburg holt die ganz wichtigen Punkte. Einzige Ausnahme bisher – man kann es fast nicht glauben – der HSV. Ausgerechnet da hat der FCA 0:1 verloren. Kann passieren, denn auch abgehalfterte Schlagersänger sorgen in Bierzelten manchmal für gute Stimmung.