Donauwoerther Zeitung

Kein Oscar wegen Trump?

Film Die Politik könnte den Sieg von „Toni Erdmann“verhindert haben

- VON WOLFGANG SCHÜTZ

Los Angeles Jetzt, wo sich wohl endlich alle genug darüber beömmelt haben, dass ausgerechn­et bei der Verleihung des allerwicht­igsten Oscars die peinliche Panne passierte, weil Warren Beatty und Faye Dunaway 50 Jahre nach ihrem legendären Auftritt als „Bonnie und Clyde“wohl wieder mal für Furore sorgen wollten und einfach den falschen besten Film ausriefen, „La La Land“, statt „Moonlight“, hi, hi, ha, ha, und so… Jetzt also sollten wir doch ernsthaft reden können.

Denn bei all dem, was nach dem Stunk 2016 über die rein weißen Oscars dieses Jahr nun so super politisch korrekt geklappt hat – erster muslimisch­er Preisträge­r als Darsteller, dazu auch eine dunkelhäut­ige Schauspiel­erin, bester Film ein schwarzes Drama –, musste ausgerechn­et auch noch die deutsche Hoffnung „Toni Erdmann“für solche Symbole geopfert werden? Lange als Top-Favorit für den „besten fremdsprac­higen Film“gehandelt – bis zum Einreisede­kret von US-Präsident Trump. Denn das betraf auch den Iran, aus dem der Mitbewerbe­rFilm „The Salesman“stammt, woraufhin dessen ja auch bereits Oscardekor­ierter Asghar Farhadi sein Kommen absagte. Dabei blieb er auch, als das Dekret kassiert wurde und, ja – er gewann. In Abwesenhei­t wurde dann ein sehr Trump-kritisches Statement verlesen, klar …

Aber auch klar: Schade für „Toni Erdmann“. Den mag mancher für zu langschwei­fig halten, mancher auch für zu anstößig für die Oscars aufgrund einer Nackt- und einer Onanier-Szene – aber er war doch: die deutsche Hoffnung!

Hollywoods neuen Märchenpri­nzen gibt’s im Porträt auf Seite 2, alles Weitere zu den Oscars im Feuilleton.

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