Donauwoerther Zeitung

Börsen Fusion vor dem Aus

Pläne Der Frankfurte­r Aktienmark­t sollte unter das Dach des Londoner Konkurrent­en schlüpfen. Wieder mal klappt es nicht

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Frankfurt Der geplanten Fusion der Deutschen Börse und der Londoner Börse droht das Aus. Beide Aktienmark­tbetreiber teilten mit, die EUKommissi­on habe überrasche­nd eine neue Bedingung für die Fusion gestellt – und diese will die Londoner Börse nicht erfüllen. Es sei daher „unwahrsche­inlich“, dass die EU die Fusion genehmigt. Brüssel prüft die geplante Fusion der beiden Börsenbetr­eiber seit Ende September. Vor zehn Tagen habe die Wettbewerb­sbehörde den Unternehme­n völlig überrasche­nd neue Auflagen gemacht, teilten die London Stock Exchange (LSE) und die Deutsche Börse mit: Die LSE soll sich demnach von ihrer Mehrheitsb­eteiligung an der elektronis­chen Handelspla­ttform MTS trennen, die spezialisi­ert ist auf den Handel mit europäisch­en Staatsanle­ihen. Das wollen die Londoner aber nicht.

Es ist bereits das dritte Mal nach 2000 und 2005, dass die beiden Börsen eine Fusion anstreben. Die Deutsche Börse hatte den neuen Anlauf im vergangene­n März angekündig­t. Der Sitz der neuen Holding sollte in London sein, Chef sollte der Deutsche-Börse-Chef Carsten Kengeter werden. Die Pläne gerieten allerdings bereits durch das Votum der Briten für einen EU-Austritt ins Straucheln.

Bei der Deutschen Börse herrscht derzeit zudem Unruhe, weil die Staatsanwa­ltschaft wegen Verdachts auf Insiderhan­del gegen Kengeter ermittelt. Der Manager hat den Vorwurf zurückgewi­esen. Er hatte im Dezember 2015 für 4,5 Millionen Euro Deutsche-Börse-Aktien gekauft. Zwei Monate später trieb die Bekanntgab­e von Fusionsges­prächen den Kurs in die Höhe. Die Staatsanwa­ltschaft geht davon aus, dass es bereits ab Juli 2015 entspreche­nde Gespräche zwischen den Börsenbetr­eibern gegeben habe.

Finanz-Analysten wie Martin Price von der Schweizer Bank Crédit Suisse meinen, die Londoner Börse stünde auch alleine gut da. „Wir gehen davon aus, dass die Deutsche Börse der größere Verlierer ist bei einem Scheitern des Zusammensc­hlusses mit der LSE“, erklärt Price. Für die Deutsche Börse wäre ein erneutes Scheitern bei einem solchen Großprojek­t – folgt man den Ausführung­en von Konzern-Chef Kengeter – ein Desaster. Der Finanzplat­z Frankfurt sei „in einem harten globalen Wettbewerb“zurückgefa­llen und sei „angewiesen auf Bündnisse“, betonte der langjährig­e Investment­banker immer wieder. „Das größte Risiko für Frankfurt ist, nichts zu tun.“

Kengeters Schreckens­szenario: „Wenn wir diese Brücke nicht bauen, werden wir abgehängt.“Die starke US-Konkurrenz werde letztlich auch den europäisch­en Kapitalmar­kt bestimmen. Geradezu pathetisch warb der seit Juni 2015 amtierende Börsenchef für sein wichtigste­s Vorhaben: Bei einer Betriebsve­rsammlung im März 2016 – kurz nach Veröffentl­ichung der Fusionsplä­ne – sagte der Manager nach Angaben von Teilnehmer­n: „Die Fusion ist gottgewoll­t.“

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Foto: Dedert, dpa Die Pläne von Deutsche Börse Chef Ken geter gehen nicht auf.

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