Die Verunsicherung der Urlauber hält an
Messe Terror hat die Reiseströme verändert. Die Stimmung auf der ITB in Berlin dürfte erneut gedämpft sein
Das Jahr 2016 war für Urlauber turbulent. Angesichts zahlreicher Anschläge in Europa und einem versuchten Putsch in der Türkei fiel die Reiseentscheidung oft schwer. Viele mieden die Türkei, dafür boomten andere Mittelmeerländer wie Spanien und Griechenland. Auch Städtereiseziele wie Paris und Brüssel litten unter Terror. Große Verunsicherung war die Folge. Vor der Internationalen Tourismus Börse (ITB) in Berlin, die am 8. März beginnt, spricht vieles dafür, dass auch 2017 unruhig sein dürfte.
David Ruetz ist Leiter der ITB und spricht angesichts der globalen Unsicherheit von einer „neuen Realität“, die sich freilich auch irgendwie zu einer neuen Normalität entwickele. Die Zeiten seien chaotisch – und sie werden es wohl auch noch einige Zeit bleiben. Das Kongressprogramm der ITB befasst sich nicht von ungefähr auch bei dieser Messe erneut mit dem Thema Sicherheit und Ängste.
Die ITB ist die größte Urlaubsmesse der Welt und wichtiges Branchentreffen. „Die Sicherheit wird eine Rolle spielen, aber es wird nicht das alleinbestimmende Thema sein“, glaubt Torsten Schäfer, Sprecher des Deutschen Reiseverbands (DRV), und stützt damit die These vom Gewöhnungseffekt, auf die in Fachkreisen große Hoffnungen gesetzt werden. Tatsächlich ist es so, dass die Reiselust vor allem der Deutschen nach wie vor ungebrochen ist. Allerdings haben sich die Ziele geändert. Wohin die Reise geht, ist in diesem Jahr noch nicht ausgemacht.
Viele Blicke richten sich auf die Türkei. Immerhin noch 3,76 Millionen Urlauber aus Deutschland reisten 2016 (bis November) in das Land – 1,7 Millionen weniger jedoch als im Vorjahreszeitraum. Der Terror und auch das Gebaren von Präsident Erdogan haben viele Menschen abgeschreckt. Tourismusforscher Prof. Torsten Kirstges von der Jade-Hochschule in Wilhelmshaven sagt: „Die große Frage ist jetzt: War das nur ein kurzfristiger Einbruch oder hält die Flaute an?“Für eine definitive Antwort ist es noch zu früh, noch sind nicht alle Sommerbuchungen unter Dach und Die Internationale Tourismusbörse ist weltweit die führende Urlaubs messe. Start ist am 8. März aus schließlich für Fachbesucher. Für private Besucher öffnet sich die Mes se unter dem Berliner Funkturm am 11. und 12. März von 10 bis 18 Uhr. Das Ticket kostet vor Ort 15 Euro, online 12 Euro. Alles wissens werte unter www.itb berlin.de Fach. Laut Zahlen des Veranstalters DER Touristik von Ende Januar hält die Flaute in der Türkei aber an: Die Buchungen seien erneut im Minus, sagt René Herzog, CEO für den Bereich Zentraleuropa.
Badeziele in Spanien mit den Balearen und Kanaren sowie Griechenland dürften auch dieses Jahr wieder richtig voll werden. „Griechenland brummt bislang“, sagt Schäfer. Bei den Krisenländern Tunesien und Ägypten ist die Lage hingegen unterschiedlich. Auch Tunesien dürfte 2017 wieder nur wenige Gäste anlocken. Für Ägypten jedoch beobachtet die Reisebranche einen gewissen Aufschwung. „Das Land wird wieder stärker gebucht“, bestätigt Torsten Schäfer.
Auch Fernreisen bleiben beliebt. Der DRV rechnet mit steigender Nachfrage. Das Partnerland der ITB ist in diesem Jahr Botsuana – als erstes Land im südlichen Afrika überhaupt. Es bietet wunderbaren, aber nicht gerade günstigen SafariTourismus. Der Höhepunkt: das Okavango-Delta. Offen ist noch, wie sich die USA-Buchungen nach dem Amtsantritt von Präsident Donald Trump entwickeln. Der Einreisestopp für Menschen aus sieben mehrheitlich muslimischen Staaten hat viele verschreckt und empört. „Das erfüllt uns mit Sorge“, sagt DRV-Mann Schäfer.
Ungetrübte Urlaubswelten bietet aktuell vor allem die Kreuzfahrt, die immer mehr Reisende anlockt. „Das Wachstum setzt sich weiter fort“, sagt Schäfer. Auch die Flusskreuzfahrt dürfte 2017 laut DRV eine gute Saison erleben. Nicht zuletzt werden sich die deutschen Reiseziele – ob Städte oder ländliche Regionen – in aller Breite auf der ITB präsentieren. Auch wenn nach dem Anschlag von Berlin selbst in heimischen Gefilden das Thema Sicherheit eine neue Dimension bekommen hat. Der Weg ins Paradies beginnt hinter einem grünen Tor, am Rande des Dörfchens São Teotónio. Immer weiter geht es auf einem steinigen Pfad bergauf, bis sich der Wald lichtet und ein weißes Häuschen mit grünen Fensterläden auftaucht. Als Berny Serrão das erste Mal auf der Bergkuppe stand, auf die Hügel des Alentejo, die braun-grüne Melange aus Feldern und Wäldern blickte, dachte sie an ihre Heimat Afrika. Und hier, mitten im Nirgendwo des portugiesischen Hinterlandes, weit weg von Mosambik, wo sie geboren wurde, hat sich Berny mit ihrem Mann Glenn einen Traum erfüllt. „Paraíso Escondido“, verstecktes Paradies, haben die beiden ihr kleines Gästehaus genannt.
Alle Zimmer hat Berny selbst eingerichtet. An den Wänden hängen von ihr gemalte Bilder, auf den Holzregalen stehen Mitbringsel von Reisen um die ganze Welt. Jeden Tag sind die Räume von einem anderen Duft erfüllt, mal riecht es nach Lavendel, dann wieder nach Zitronengras, dessen Aroma sich mit dem des frisch gebackenen Kuchens in der Küche vermengt. Von den Zimmern, die alle nach Kräutern und Gewürzen benannt sind, gelangt man über eine kleine Terrasse direkt in den Garten, in dem Obst und Gemüse angebaut werden. Und so sehr man sich beim Blick ins Tal auch anstrengt: Man sieht weder Menschen noch andere Häuser oder Autos. Wer im Paradies übernachtet, der sperrt die Hektik der Welt für ein paar Tage aus.
Das Meer ist nicht weit weg. In nur 20 Minuten gelangt man mit dem Auto an Portugals atemberaubende Westküste. An Strände, die selbst im August einsam sind und an die meterhohe Atlantikwellen donnern. Und nach einem Tag am Meer kehrt man zurück ins Gästehaus, sitzt auf der Terrasse, blickt in den Himmel. Und der ist im Alentejo etwas Besonders. Die Region wurde bereits von der Unesco für ihre sternenreichen Nächte ausgezeichnet.
Irgendwann muss man dieses Paradies wieder verlassen. Der steinige Weg führt bergab. Ein grünes Tor taucht auf. Die Realität hat uns wieder. Stephanie Sartor
ITB in Kürze