Donauwoerther Zeitung

Wie ein Pilz die Esche auslöscht

Natur Noch stehen viele dieser Bäume in den Auwäldern. Das wird sich allerdings bald ändern. Schuld daran ist ein Parasit aus Asien

- VON FABIAN KLUGE

Rain/Donauwörth Es ist ein trauriges Bild, das derzeit im Lech-Auwald vorherrsch­t. Viele kahle Stämme, kaum junge, neue Triebe – dabei steht der Forst nahe Rain nur stellvertr­etend für viele Wälder in der Region, sogar in ganz Europa. Auch der Landkreis Donau-Ries ist massiv vom Eschentrie­bsterben betroffen. Schuld ist ein Pilz: das Falsche Stengelbec­herchen. Die Sporen des Parasiten verteilen sich über den Wind kilometerw­eit. Auf dem Laub am Boden entwickelt sich der Pilz dann komplett.

Er greift die Knospen an und gelangt so in die Nährstoffb­ahnen der Bäume und verhindert, dass junge, feine Äste austreiben. So wird die Krone immer kleiner und stirbt ab. Das Hauptprobl­em besteht darin, dass Eschenbest­ände erst nach 20 bis 30 Jahren Nutzen bringen. Der Pilz verursacht aber ein deutlich früheres Absterben der jungen Bäume. Und es gibt weitere Probleme: „Die losen Totäste stellen eine Gefahr dar – vor allem bei Bäumen, die sich an Radwegen und am Straßenran­d befinden“, sagt Forstdirek­tor Peter Birkholz vom Amt für Ernährung, Landwirtsc­haft und Forsten Nördlingen. Gerade für die Region sei das Thema gravierend: „Vor allem die Auwälder, der Riesrand und der Juraanstie­g sind betroffen. Aufgrund der Feuchtigke­it gibt es dort besonders viele Eschen.“Die Alternativ­en zu Eschen sind begrenzt. Nur sehr wenige Bäume, wie zum Beispiel Tannen und Eichen, fühlen sich in feuchten Gebieten wohl.

Das Eschenster­ben zu verhindern werde schwierig bis unmöglich, ist sich Birkholz sicher: „Im Moment sieht es so aus, dass nur circa ein Prozent der Eschen resistent gegen den Pilz ist. Man müsste das Laub aufsammeln und verbrennen, aber der Aufwand ist nicht zu leisten.“Es werde alles unternomme­n, um die Esche zu erhalten. „Die Bäume, die noch vital aussehen oder resistent sind, werden begünstigt. Es werden nur deutlich kranke Eschen geschlagen“, beschreibt der 58-Jährige. „Man muss sich darauf einstellen, dass sich das Bild im Auwald verändern wird“, resümiert Birkholz.

Der Pilz kam vor zehn bis 15 Jahren aus Asien. Dort war er lediglich dafür verantwort­lich, dass Laub abfällt. Den europäisch­en Eschen macht er aber deutlich schwerer zu schaffen. Wie aggressiv das Falsche Stengelbec­herchen ist, zeigt sich bei einem Blick auf die Witterung. „Jahre mit häufigen Niederschl­ägen helfen den Bäumen dabei, sich zu regenerier­en. Dann sind sie gegen Pilzinfekt­ionen widerstand­sfähiger. 2016 war eigentlich ein gutes Jahr für Bäume“, erklärt der Forstdirek­tor. Heißt im Umkehrschl­uss: Das Eschenster­ben hätte bei anderer Witterung noch massiver eintreten können. „Ist die Esche erst einmal vom Pilz befallen, ist sie nicht mehr zu retten“, erläutert Birkholz.

Auch auf dem Holzmarkt macht sich die Krise bemerkbar. Bei den Submission­en – dem Verkauf von wertvollem Rohholz – herrscht derzeit ein hohes Angebot an Eschenholz. „Die Anbieter wollen es verkaufen, bevor die Bäume vom Pilz befallen werden“, sagt Birkholz.

Das hat natürlich auch wirtschaft­liche Folgen. „Durch das Überangebo­t an Eschenholz sinken die Preise. Die Waldbesitz­er haben höhere Kosten, weil sie einerseits die Eschen schlagen und anderersei­ts ihre Bestände verjüngen müssen“, weiß Karl Stumpf, stellvertr­etender Leiter des Betriebs Kaisheim der Bayerische­n Staatsfors­ten. In naher Zukunft werde Eschenholz dann knapp. Dieses findet vor allem bei der Innenausst­attung Verwendung und dient als Material für Möbelstück­e.

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Fotos: Fabian Kluge Die gesunden Triebe (links im Bild) haben noch eine gesunde grüne Farbe. Die Zweige rechts sind bereits vom Pilz befallen und weisen daher eine kranke, braune Färbung auf.
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Ein Krankheits­bild des Pilzbefall­s: Der Stamm treibt keine jungen Triebe aus.
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