Wie ein Pilz die Esche auslöscht
Natur Noch stehen viele dieser Bäume in den Auwäldern. Das wird sich allerdings bald ändern. Schuld daran ist ein Parasit aus Asien
Rain/Donauwörth Es ist ein trauriges Bild, das derzeit im Lech-Auwald vorherrscht. Viele kahle Stämme, kaum junge, neue Triebe – dabei steht der Forst nahe Rain nur stellvertretend für viele Wälder in der Region, sogar in ganz Europa. Auch der Landkreis Donau-Ries ist massiv vom Eschentriebsterben betroffen. Schuld ist ein Pilz: das Falsche Stengelbecherchen. Die Sporen des Parasiten verteilen sich über den Wind kilometerweit. Auf dem Laub am Boden entwickelt sich der Pilz dann komplett.
Er greift die Knospen an und gelangt so in die Nährstoffbahnen der Bäume und verhindert, dass junge, feine Äste austreiben. So wird die Krone immer kleiner und stirbt ab. Das Hauptproblem besteht darin, dass Eschenbestände erst nach 20 bis 30 Jahren Nutzen bringen. Der Pilz verursacht aber ein deutlich früheres Absterben der jungen Bäume. Und es gibt weitere Probleme: „Die losen Totäste stellen eine Gefahr dar – vor allem bei Bäumen, die sich an Radwegen und am Straßenrand befinden“, sagt Forstdirektor Peter Birkholz vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Nördlingen. Gerade für die Region sei das Thema gravierend: „Vor allem die Auwälder, der Riesrand und der Juraanstieg sind betroffen. Aufgrund der Feuchtigkeit gibt es dort besonders viele Eschen.“Die Alternativen zu Eschen sind begrenzt. Nur sehr wenige Bäume, wie zum Beispiel Tannen und Eichen, fühlen sich in feuchten Gebieten wohl.
Das Eschensterben zu verhindern werde schwierig bis unmöglich, ist sich Birkholz sicher: „Im Moment sieht es so aus, dass nur circa ein Prozent der Eschen resistent gegen den Pilz ist. Man müsste das Laub aufsammeln und verbrennen, aber der Aufwand ist nicht zu leisten.“Es werde alles unternommen, um die Esche zu erhalten. „Die Bäume, die noch vital aussehen oder resistent sind, werden begünstigt. Es werden nur deutlich kranke Eschen geschlagen“, beschreibt der 58-Jährige. „Man muss sich darauf einstellen, dass sich das Bild im Auwald verändern wird“, resümiert Birkholz.
Der Pilz kam vor zehn bis 15 Jahren aus Asien. Dort war er lediglich dafür verantwortlich, dass Laub abfällt. Den europäischen Eschen macht er aber deutlich schwerer zu schaffen. Wie aggressiv das Falsche Stengelbecherchen ist, zeigt sich bei einem Blick auf die Witterung. „Jahre mit häufigen Niederschlägen helfen den Bäumen dabei, sich zu regenerieren. Dann sind sie gegen Pilzinfektionen widerstandsfähiger. 2016 war eigentlich ein gutes Jahr für Bäume“, erklärt der Forstdirektor. Heißt im Umkehrschluss: Das Eschensterben hätte bei anderer Witterung noch massiver eintreten können. „Ist die Esche erst einmal vom Pilz befallen, ist sie nicht mehr zu retten“, erläutert Birkholz.
Auch auf dem Holzmarkt macht sich die Krise bemerkbar. Bei den Submissionen – dem Verkauf von wertvollem Rohholz – herrscht derzeit ein hohes Angebot an Eschenholz. „Die Anbieter wollen es verkaufen, bevor die Bäume vom Pilz befallen werden“, sagt Birkholz.
Das hat natürlich auch wirtschaftliche Folgen. „Durch das Überangebot an Eschenholz sinken die Preise. Die Waldbesitzer haben höhere Kosten, weil sie einerseits die Eschen schlagen und andererseits ihre Bestände verjüngen müssen“, weiß Karl Stumpf, stellvertretender Leiter des Betriebs Kaisheim der Bayerischen Staatsforsten. In naher Zukunft werde Eschenholz dann knapp. Dieses findet vor allem bei der Innenausstattung Verwendung und dient als Material für Möbelstücke.